Cevian stößt Thyssen-Paket ab
ab Köln
Über Nacht hat sich der Finanzinvestor Cevian von einem Teil seiner Thyssenkrupp-Aktien getrennt. Die Papiere wurden im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens zu 10,30 Euro platziert, wie Cevian auf Nachfrage wissen ließ. Angeboten wurden die Aktien dem Vernehmen nach in einer Spanne von 10,20 Euro bis 11,30 Euro. Der Platzierungspreis entspricht einem Abschlag auf den vorherigen Schlusskurs von 8,8 %.
Es ist nicht das erste Mal, dass Cevian Aktien von Thyssenkrupp abgestoßen hat. In der Spitze soll sich die Beteiligung auf an die 20 % belaufen haben. Die früheren Verkäufe wurden allerdings über die Börse getätigt. Den jetzigen Verkauf des Pakets von 7,2 % hat UBS als Sole Bookrunner begleitet. Der Verkauf, den Cevian als Portfolio-Anpassung verstanden wissen will, dürfte brutto gut 460 Mill. Euro in die Kasse gespült haben.
Jetzt halten die Schweden noch 7,9 % und sind damit nach der Krupp-Stiftung (21%) unverändert der zweitgrößte Einzelaktionär. „Cevian wird das Unternehmen und seinen Vorstand weiterhin dabei unterstützen, noch erfolgreicher zu werden und zusätzlichen Mehrwert für alle Stakeholder zu schaffen“, gibt der Finanzinvestor zu Protokoll. Die Krupp-Stiftung lehnte es ab, den Paketverkauf von Cevian zu kommentieren, stellte aber zugleich klar: „Als Ankeraktionärin bleiben wir weiterhin in Thyssenkrupp investiert.“ An der Haltung der Stiftung habe sich nichts geändert.
Cevian hat für den Teilrückzug einen günstigen Zeitpunkt abgepasst, hatte Thyssenkrupp doch in der Vorwoche mit dem Geschäftsbericht für den abgelaufenen Turnus und insbesondere dem Ausblick auf das im Oktober angelaufene Geschäftsjahr positiv überrascht. Ausgehend von knapp 9 Euro Mitte November hatte die Aktie bis Montagabend mehr als ein Viertel an Wert gewonnen. Die Platzierung ließ die Aktie am Dienstag jedoch in der Spitze um 8,2 % abstürzen.
Keine Dividende
Dennoch hat sich das Abenteuer Thyssenkrupp für Cevian bislang alles andere als gelohnt. Eingestiegen war der Investor, der sich als mittelfristiger Wegbegleiter versteht, im September 2013. Zu diesem Zeitpunkt war der Traditionskonzern bereits schwer angeschlagen. Die Schweden kauften sich zunächst mit einem Paket von 5,2 % ein. Zu diesem Zeitpunkt notierte die Aktie zwischen 16 und 17 Euro. Ende 2013 stockte Cevian im Zuge der Kapitalerhöhung – die neuen Aktien kosteten 17,15 Euro das Stück – auf 11% auf. Im Mai 2014 übersprang der Investor die Meldeschwelle von 15 %. Seither wurden keine Stimmrechtsmeldungen mehr veröffentlicht. Noch beim Einstieg hatte Jens Tischendorf, seinerzeit Deutschland-Statthalter von Cevian, erklärt: „Für uns ist entscheidend, ob ThyssenKrupp in fünf bis sieben Jahren mehr wert ist als heute.“
Ein Teilerfolg lässt sich insoweit nicht bestreiten, als Thyssenkrupp in den vergangenen anderthalb Jahren große Schritte beim Portfolio-Umbau gemacht hat. Verlustbringer wurden verkauft oder geschlossen, zugleich wurden die operativen Einheiten auf Profitabilität getrimmt. Das Geld dafür stammte aus dem Verkauf der Aufzugssparte, die mehr als 17 Mrd. Euro in die Firmenkasse spülte. Bei den Aktionären kam davon bislang jedoch nichts an, geht mit dem eingeschlagenen Sanierungskurs doch bis heute der Dividendenverzicht einher. Zuletzt erhielten die Aktionäre für das Geschäftsjahr 2017/18 eine Ausschüttung von 0,15 Euro je Aktie. Auch im Jahr des Cevian-Einstiegs hatten die Thyssen-Aktionäre in die Röhre geschaut.
Größte Baustelle ist und bleibt die Stahlsparte, die Thyssenkrupp nach Möglichkeit in die Eigenständigkeit entlassen will. Allerdings steht das Geschäft vor immensen Herausforderungen – bilanziell, aber auch mit Blick auf die grüne Transformation. Die dafür erforderlichen Investitionen taxiert Thyssenkrupp auf 10 Mrd. Euro.
Wertberichtigt Seite 6