Standort Deutschland

Chemieindustrie hofft auf wirtschaftspolitischen Aufbruch

Der Chemieverband VCI erhofft sich einen "wirtschaftspolitischen Befreiungsschlag" nach der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar. Das Land könne sich einen "kollektiven Burnout" nicht leisten.

Chemieindustrie hofft auf wirtschaftspolitischen Aufbruch

Chemieindustrie hofft auf wirtschaftspolitischen Aufbruch

Branchenverband VCI erwartet von neuer Bundesregierung grundlegende Reformen zur Stärkung des Standorts

swa Frankfurt

Die von der Konjunkturflaute gebeutelte deutsche Chemieindustrie setzt große Hoffnungen auf einen Regierungswechsel nach den vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar. Für den Branchenverband VCI geht es um bessere Wettbewerbsfaktoren in Deutschland durch Bürokratieabbau, Steuersenkung und günstige Energieversorgung.

„Die Voraussetzungen für einen wirtschaftspolitischen Befreiungsschlag sind gut“, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann in Frankfurt. Es brauche „eine Portion Zuversicht, dass wir eine stabile Regierung bekommen, die Reformen anstößt, und dass die Konjunktur wieder anspringt“, betonte der Manager. Das Land könne sich einen „kollektiven Burnout“ nicht leisten. Die Unternehmen seien bereit, noch mehr zu tun, um die Herausforderungen zu bewältigen. Die Industrie hoffe aber auch auf bessere Rahmenbedingungen, stellt Steilemann klar.

Dauerbrenner Bürokratie

Größte Standortnachteile sind aus Sicht des VCI die überbordende Bürokratie und „quälend lange“ Genehmigungsverfahren. Auch die Energiepreise sorgten im internationalen Vergleich immer noch für Sorgenfalten. Laut Steilemann sind die Strompreise unterdessen zurück auf dem Niveau von Anfang/Mitte 2021. Der Preis sei zwar „nicht prickelnd“, aber auch nicht mehr der Hauptfaktor mit Blick auf negative Standortfaktoren. Zentral seien die Versorgungssicherheit und der Anspruch, die grüne Transformation und wirtschaftlichen Erfolg in Einklang zu bringen, so Steilemann. Er wünscht sich von der Politik einen „pragmatischen Weg zum kostengünstigsten Netzausbau“.

Von einer neuen Bundesregierung erhofft sich der VCI eine Unternehmenssteuerreform mit einer deutlichen Absenkung der Steuerlast. Steilemann nennt als Instrumente die Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie steuerliche Investitionsprämien. Der Staat müsse zudem Ausgaben priorisieren, ohne aber bei Infrastruktur, Sicherheit und Bildung zu sparen. Neben der Schuldenbremse seien verbindliche Fiskalregelungen und eine staatliche Vermögensrechnung nötig, die für mehr Transparenz bei den Staatsausgaben sorge, so die Forderung aus dem Verband der Chemischen Industrie.

Wenig Gewinn im Inland

Mit Blick auf zunehmenden Protektionismus und die vom neuen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle sind aus Sicht des VCI noch keine eindeutigen Folgen für die Chemie abzusehen. Die global vertretene Branche könnte auch profitieren, wenn regionale Märkte gestärkt würden.

Ungeachtet der konjunkturellen Misere sei die deutsche Chemieindustrie „intakt“, ihre Produkte seien „wertschaffend und gefragt“, macht Steilemann Hoffnung. Die Gewinne würden derzeit aber im Ausland erwirtschaftet und nicht im Inland und in Europa.

Investitionen im Ausland

Die Mitgliedsfirmen fahren ihre Investitionsbudgets laut VCI im Inland zurück und bauen neue Anlage eher im Ausland auf. Die Firmen ziehe es in die USA, teilweise auch nach Mexiko, sowie nach China und Südostasien. „Es wird investiert, wo Bedarf und Wachstum gesehen werden“, so Steilemann.

Die Stimmung in der Branche ist laut VCI-Umfrage insgesamt gemischt: Gut ein Viertel der Firmen erwartet 2025 einen Anstieg der Erträge, weitere 26% rechnen mit gleichbleibenden Erträgen und 46% mit einem Rückgang.

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