China beherrscht die Häfen
Welthandel
China beherrscht die Häfen
cru Frankfurt
Als die staatliche chinesische Reederei Cosco 2016 den Hafen von Piräus in Griechenland übernahm, sorgte das für Schlagzeilen. Noch größer war die Aufregung, als die Bundesregierung 2023 eine Minderheitsbeteiligung von Cosco an einem Hamburger Hafenterminal erlaubte. Beide Beteiligungen sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Rund um die Welt haben sich der chinesische Staat und chinesische Unternehmen an Hafeninfrastrukturen beteiligt. Das geht aus einer Analyse der EU-finanzierten Denkfabrik Merics (Mercator Institute for China Studies) hervor. Die Merics-Analysten haben in den vergangenen Monaten Chinas globalen Fußabdruck in der kritischen maritimen Infrastruktur untersucht. Sie stellen fest, dass Chinas Einfluss auf die Häfen der Welt im Jahr 2024 mehr Rückschläge als Fortschritte zu verzeichnen hat, da die Zahl der Häfen leicht abnimmt, die chinesische Unternehmen vollständig besitzen oder betreiben.
Melbourne verloren
Ein chinesisches Staatsunternehmen verkaufte seinen Anteil am Pachtvertrag für den Hafen von Melbourne an US-Interessenten. Eine chinesische Managementgesellschaft zog sich in letzter Minute von einer 20-jährigen Genehmigung für den Betrieb des von China entwickelten Lobito Mineral Terminal in Angola zurück. Und die in Hongkong ansässige Hutchison Port Holdings konnte ihren Vertrag für das Betreiben des King Abul Aziz Port in Saudi-Arabien nicht verlängern. Die Merics-Analysten betonen jedoch, dass „der leichte Rückgang der Größe des chinesischen Hafennetzes nicht davon ablenken sollte, dass dieses weiterhin weitgehend von Beijing aus koordiniert wird“. Die beteiligten Unternehmen verfolgten zwar wirtschaftliche Ziele, „müssen jedoch häufig nicht-kommerzielle strategische Interessen des Parteistaats erfüllen.“