Wirtschaftspolitik

China fürchtet neue US-Restriktionen bei Chips

Schlüsseltechnologien für Halbleiter sollen nicht mehr nach China verkauft werden, so könnte es die US-Regierung beschließen. In der Volksrepublik sorgt das für Unruhe.

China fürchtet neue US-Restriktionen bei Chips

nh Schanghai

Nachrichten über neue Avancen der US-Regierung, Firmen am Verkauf von Schlüsseltechnologie für die Halbleiterproduktion nach China zu hindern, haben am Mittwoch Alarmstimmung in Peking ausgelöst. Ein Sprecher des Außenministeriums beschuldigte Washington des „Technologieterrors“ und des Missbrauchs einer Hegemonialstellung im Chipsektor. Laut einem Bericht der Agentur Bloomberg arbeitet Washington an einer Initiative, die auch nichtamerikanische Hersteller von Maschinen, die zur Produktion von Chipelementen benötigt werden, daran hindert, ihre Produkte in China anzubieten.

Im Mittelpunkt steht dabei der niederländische Branchenausrüster ASML Holding, dessen sogenannte Foto-Lithographie-Maschinen für die Massenfertigung von Chipelementen in einem breiten Spektrum Anwendung finden. Neben ASML soll auch die für die Chip-Branche weniger bedeutsame japanische Nikon Corp. mit ihrer Randsparte für Lithografie-Maschinen betroffen sein. Der lange Arm der seit mehreren Jahren in einen allumfassenden Technologiestreit mit China verwickelten US-Regierung sorgt bereits dafür, dass ASML und ihre Konkurrenten die Extreme Ultraviolet (EUV) genannte jüngste technologische Generation der Lithographie-Maschinen weder in China produzieren lässt noch auf dem Exportweg an chinesische Firmen verkaufen kann.

Die Restriktionen bei der Lithographie-Technik sind einer von mehreren Gründen, warum Chinas führende Chipauftragsfertiger wie Semiconductor Manufacturing Corp. (SMIC) oder Hua Hong Semiconductor einen erheblichen technologischen Rückstand auf den taiwanesischen Weltmarktführer Taiwan Semiconductor Manufacturing Corp. (TSMC) und dessen US-Konkurrenten aufweisen. Gleichzeitig wurden eine Reihe von chinesischen Technologiefirmen, die nach Washingtoner Auffassung ein Sicherheitsrisiko darstellen − allen voran der Telekomausrüster Huawei – mit einem Technologiebann belegt, der es ihnen länger ermöglicht, eigenentwickelte Chips bei Adressen wie TSMC fertigen zu lassen.

Nach Informationen von Bloomberg schwebt der US-Administration nun vor, via Druck auf die niederländische und die japanische Regierung ASML und Nikon Corp daran zu hindern, die der EUV-Technologie vorangegangenen Generation der Maschinen für Deep Ultraviolet Lithography (DUV) nach China zu bringen. Damit würde das bereits existierende Moratorium dergestalt ausgeweitet, dass chinesische Chipauftragsfertiger auch bei weniger anspruchsvollen Halbleiterprodukten für Autos, Computer, Roboter und Smartphones das Nachsehen hätten. Dies wiederum wäre ein harter Schlag für die Ambitionen der chinesischen Regierung, sich durch eine massive Förderung landeseigener Chiphersteller autarker gegenüber den USA und ausländischen Halbleiterprodukten zu machen.

An den Börsen kam es am Donnerstag zu unterschiedlichen Reaktionen auf die Nachrichtenlage rund um die US-Pläne. Während die ASML-Aktie in Amsterdam um 3,2 % zulegte, rutschten die Nikon-Titel in Tokio um gut 5 % ab. An der Börse Schanghai wiederum notierten zwar SMIC und Hong Hua um rd. 3 % schwächer, aber eine Hand voll Firmen im Chipsektor verbuchten den auf Chinas Festlandmärkten maximal möglichen Tagesgewinn von 10 %.

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