China-Geschäft bremst Siemens Healthineers
China-Geschäft bremst Siemens Healthineers
Branchenweite Korruptionsermittlungen sorgen für Sondereffekt – Keine Bestandsgarantie für Diagnostics – Exzellentes viertes Quartal – Dividende unverändert
Siemens Healthineers wird im laufenden Geschäftsjahr von landesweiten Korruptionsermittlungen in China gebremst. Die Ziele 2022/2023 wurden teils übertroffen. Das Segment Diagnostics erhält keine Bestandsgarantie im Konzern. Die Dividende bleibt trotz Gewinnrückgangs wegen der sinkenden Covid-Erlöse konstant.
mic Erlangen
Siemens Healthineers will den Umsatz auf vergleichbarer Basis im Geschäftsjahr 2023/2024 (30. September) um 4,5 bis 6,5% steigern. Ohne den Einfluss aus dem wegfallenden Geschäft mit Antigen-Schnelltests entspricht dies einem Plus von 5,0 bis 7,0%. Damit ist der Konzern pessimistischer als die Analysten. Sie erwarteten im Schnitt von 13 Einschätzungen ein Umsatzplus von 6,9%.
In der Folge honorierten die Anleger die exzellenten Ergebnisse im vierten Quartal kaum. Der Aktienkurs legte zwar um 1,3% auf 48,58 Euro zu, aber der Xetra-Dax schloss mit 0,5% Plus nicht viel schlechter.
Neue Bereinigungen
Healthineers erklärte, dass das Umsatzwachstum 2023/2024 rund einen Prozentpunkt niedriger ausfallen werde wegen Korruptionsermittlungen in China. „Diese Maßnahmen sind ein landesweites Programm der Regierung“, sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag auf der Jahrespressekonferenz in Erlangen. Es werde geschaut, welche Beziehungen die Medizintechnik-Kunden – wie Krankenhäuser – mit Herstellern in der gesamten Branche hätten. Er fühle sich hinsichtlich des Themas Compliance extrem wohl.
Montag sagte Analysten, er erwarte, dass sich das Thema zum Neujahrsfest im kommenden Februar auflöse. Im vergangenen Geschäftsjahr wuchs der China-Umsatz um 1% nach 10% im Vorjahr, im vierten Quartal sank er um 14%. Das bereinigte Ergebnis pro Aktie 2023/2024 werde um 0,06 Euro niedriger ausfallen als ohne den China-Effekt, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz.
Für das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie rechnet Healthineers mit einem Wert zwischen 2,10 und 2,30 Euro. Als Vergleichswert 2022/2023 gelten 2,14 Euro und nicht das berichtete Ergebnis von 2,02 Euro. Der Grund: Die Umbaukosten im Segment Diagnostics werden von Oktober an komplett und nicht nur teilweise bereinigt. Schmitz betonte, das Wachstum des Gewinns pro Aktie werde 2024/2025 viel höher ausfallen.
Montag legte sich nicht fest, ob Siemens Healthineers auch langfristig der Eigentümer des Labordiagnostikgeschäfts sein wird. „Wir spekulieren nicht darüber, über welche Fragen wir in drei Jahren nachdenken“, sagte er. Für Diagnostics gehe es nun um Fokussierung auf eine erfolgreiche Transformation: „Alles andere würde nur ablenken.“
Diagnostics mit roten Zahlen
Die Sparte Diagnostics meldete für das vergangene Jahr einen operativen Verlust (bereinigtes Ebit) von 117 Mill. Euro. Im angelaufenen Jahr soll der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 2 bis 4% zulegen (ohne Schnelltests) und die operative Marge zwischen 2,5 und 4,5% landen.
Erstmals legte Montag offen, dass der Konzern das hohe Wachstum über das Jahr 2025 hinaus fortsetzen möchte. Er peilt dann ein vergleichbares Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich pro Jahr an (bisher 6 bis 8%). Der Gewinn pro Aktie soll überproportional mit einem zweistelligen Prozentsatz zulegen. Schmitz strich heraus, dass Healthineers sehr resilient sei und sogar in der Lockdown-Phase der Pandemie nur zwei Quartale lang ein negatives Umsatzwachstum gehabt habe: „Das unterstreicht, dass wir selbst in schwierigen Zeiten nicht in die Defensive geraten.“
Im vergangenen Geschäftsjahr übertraf Siemens Healthineers das Umsatzziel etwas. Trotzdem machte das Abschmelzen des profitablen Geschäfts mit Corona-Schnelltests zu schaffen. Deren Umsatz ging von 232 auf 53 Mill. Euro zurück. In der Folge stieg der Umsatz nur um 1,2%, das bereinigte Ebit inklusive Schnelltests sank um 16% auf 3,1 Mrd. Euro. Healthineers will eine unveränderte Dividende von 0,95 Euro je Aktie zahlen.
Ohne den Schnelltest-Effekt wäre der Umsatz bereinigt um 8,3% gewachsen, die bereinigte Marge wäre mit 14% unverändert geblieben. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz im Equipment-Geschäft liegt mit 1,15 sehr hoch. Im ersten Quartal erwartet CFO Schmitz Ergebnisse in der unteren Hälfte der jeweiligen Prognosespannen für das Geschäftsjahr.