China lenkt bei Flugbeschränkungen ein

Ausländische Carrier haben wieder begrenzten Zugang - US-Drohung löst die Blockade

China lenkt bei Flugbeschränkungen ein

Chinas zivile Luftfahrtbehörde lockert Restriktionen für ausländische Carrier auf Flugstrecken nach China. Die Maßnahmen gelten insbesondere auch für US-Airlines und sollen dabei helfen, angedrohte Beschränkungen der USA für chinesische Fluggesellschaften beim Anfliegen von US-Zielen zu verhindern. Damit kommt es zur Beilegung eines wichtigen Streitpunktes in den bilateralen Beziehungen zwischen China und den USA. nh Schanghai – Nach einem mehrmonatigen Tauziehen haben sich die chinesischen Behörden dazu entschlossen, einen temporären Bann für ausländische Fluggesellschaften und das Ansteuern chinesischer Flughäfen wieder zu lockern. Mit Datum zum 8. Juni können ausländische Carrier und damit insbesondere auch amerikanische Fluggesellschaften in einem begrenzten Umfang wieder Flugverbindungen nach China aufnehmen, heißt es in einer Mitteilung der Civil Aviation Administration of China (CAAC) vom Donnerstag. Zwar hatten einige wenige ausländische Carrier aus Ländern mit geringer Corona-Verbreitung Mitte März eine Ausnahmegenehmigung erhalten, allerdings waren darunter explizit keine US-Fluggesellschaften.Zwar nimmt die CAAC keinen direkten Bezug auf einzelne Nationen, doch ist offensichtlich, dass die Kehrtwende in erster Linie erfolgt, um einer Sperre für chinesische Fluggesellschaften bei ihren äußerst lukrativen US-Routen zu entgehen. Erst am Vortag nämlich hatte die US-Regierung damit gedroht, dass sämtliche chinesische Fluggesellschaften den Zugang zu den USA verwehrt bekommen würden, wenn China nicht umgehend die gegenwärtigen Beschränkungen für amerikanische Carrier und ihre China-Routen aufhebe. Bilateraler Streit Die von China veranlassten Restriktionen dienen nach offizieller Lesart in erster Linie als Schutzmaßnahme, um die Einreisemöglichkeiten von coronainfizierten Passagieren zu verhindern. Sie gelten aber auch als eine Art Nebenkriegsschauplatz im Rahmen der in den letzten Monaten erbittert geführten handels- und gesundheitspolitischen sowie diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen China und den USA.Zuletzt haben die Flugrestriktionen auch einen Schatten auf die Implementierung des Mitte Januar zwischen beiden Nationen ausgearbeiteten Handelskompromisses geworfen. Davon ist nicht zuletzt auch der US-Flugzeugbauer Boeing maßgeblich betroffen. Schließlich stehen im Fall einer weiteren Verhärtung der Handelsfronten auch Orders für neue Boeing-Maschinen seitens der überwiegend staatlich kontrollierten chinesischen Airlines im Feuer. Entsprechend zog auch die Boeing-Aktie im Gefolge der Nachricht kräftig an. Wuhan wird angeflogenNach Angaben der CAAC können nun insgesamt 37 chinesische Städte wieder Flüge von ausländischen Carriern akzeptieren. Allerdings ist die Kapazität mit Blick auf die Corona-Situation pro Route gegenwärtig noch auf eine Flugverbindung pro Woche beschränkt. Sollte kein einziger nach China einfliegender Passagier auf den entsprechenden Routen binnen drei Wochen mit einer Corona-Infektion positiv getestet worden sein, darf die Kapazität auf zwei Verbindungen pro Woche aufgestockt werden, heißt es bei der CAAC. Im umgekehrten Fall kommt es bei gehäuftem Aufkommen von Corona-Fällen zu neuen Unterbrechungen auf einzelnen Routen. Neben den wichtigsten chinesischen Metropolen wie Peking, Schanghai, Guangzhou und Shenzhen darf künftig auch wieder die Großstadt Wuhan, die anfänglich das Epizentrum in der Corona-Epidemie abgegeben hatte, angesteuert werden.Seitens der USA war geltend gemacht worden, dass China mit der Aussperrung von US-Fluggesellschaften gegen eine bilaterale Vereinbarung verstoßen hatte, zumal den großen heimischen Carriern Air China, China Eastern und China Southern der Flugbetrieb zwischen China und USA weiterhin gestattet worden war. Damit wurde unter anderem abgesichert, dass eine große Anzahl von chinesischen Studenten, die sich wegen der raschen Verbreitung von Corona in den USA, aber auch wegen anstehender Visa-Restriktionen entschlossen haben, die USA zu verlassen, wieder mit Direktverbindungen in die Heimat zurückkehren konnten. Heimatgeschäft ist TrumpfZum jetzigen Stand der Dinge dürfen die chinesischen Carrier nach der neuesten US-Verordnung aber ebenfalls nur noch maximal eine wöchentliche Flugverbindung pro US-Route aufrechterhalten. Den chinesischen Airlines dürfte diese Begrenzung nicht sonderlich zusetzen, da sie das Gros ihrer Einnahmen aus dem heimischen Flugverkehr beziehen und dieser nach der relativ raschen Überwindung der Corona-Epidemie im Reich der Mitte bereits seit April wieder in Schwung gekommen ist.Auch im vergangenen Jahr, als Corona noch keinen Einfluss auf das Passagierfluggeschäft hatte, machten die Erlöse aus dem Nordamerikageschäft nur einen mittleren einstelligen Anteil an den Gesamteinnahmen der chinesischen Carrier aus. Entsprechend zeigten die Aktien der chinesischen Carrier am Donnerstag keine größeren Reaktionen auf die neuen CAA-Bestimmungen.