China öffnet Luftfahrtsektor für private Investments

Chinesische Staatscarrier werden zugänglich - Ansatzpunkt für internationale Kooperationen

China öffnet Luftfahrtsektor für private Investments

nh Schanghai – In China ist zur Januarmitte ein neues Regelwerk im Rahmen des breiteren Reformprogramms für Staatsunternehmen in Kraft getreten, dass privatwirtschaftliche Investments im zivilen Luftfahrtsektor ermöglichen soll. Die vom chinesischen Transportministerium und der Civil Aviation Administration of China (CAAC) verantwortete Initiative dürfte besonderes Interesse hinsichtlich Partizipationsmöglichkeiten an den drei großen staatlichen chinesischen Fluggesellschaften China Southern, China Eastern und Air China generieren. ReformprogrammAnalysten betonen, dass es sich zumindest auf dem Papier um einen wesentlichen Reformschritt im Rahmen des sogenannten Mixed-Ownership-Programms für chinesische Staatsunternehmen handelt. So sind sukzessive bislang wesentlich staatskontrollierte Sektoren wie Ölindustrie, Telekomwesen oder Luftfahrt betroffen. Mit der Hereinnahme von privatem Kapital und einer Teilveräußerung von einigen Sparten will man nicht nur eine Mittelzufuhr sichern, sondern im Sinne von Effizienzsteigerungsprogrammen auch externes Investoren- und Management-Know-how einbinden. Gleichzeitig steht der Öffnungsschritt auch unter dem Aspekt der laufenden Verschuldungsdämpfungskampagne mit dem Ziel, die durch staatsgeleitete Investments im Sektor generierte Überschuldung auf Lokalregierungsebene zu lindern.Für die großen Fluggesellschaften dürfte es einerseits darum gehen, in Randgeschäften wie Wartungs- und Reparaturdiensten, Infrastrukturmanagement und Tourismusaktivitäten neue Beteiligungsmöglichkeiten einzuräumen. Ebenfalls im Fokus steht, das ressourcenverschlingende Cargogeschäft effizienter zu gestalten, betonen chinesische Sektorexperten. Wie sich die Mobilisierung von privatem Kapital bei den bereits börsennotierten staatlichen Fluggesellschaften tatsächlich darstellen kann, ist noch ziemlich offen. Auf dem Papier weisen die Regeln keine expliziten Beteiligungsgrenzen aus, allerdings heißt es, dass eine effektive Kontrolle durch staatliche Eigentümer weiterhin gewährt bleiben muss. Ausländer mit von der PartieDa die neuen Regeln keine Beschränkungen für ausländische Kapitalgeber spezifizieren, dürften sich theoretisch neue Möglichkeiten etwa für Überkreuzbeteiligungen ergeben. Daran könnten chinesische Airlines Interesse haben, um ihrerseits neue Überseerouten zu erschließen.Im vergangenen Jahr hatte man einige Annäherungsschritte zwischen chinesischen Carriern und westlichen Flugallianzpartnern gesehen. So kam es zu einem Beteiligungseinstieg von China Eastern gemeinsam mit der amerikanischen Delta Airlines bei der finanziell angegriffenen Air France, während Air China und Lufthansa auf einer niedrigeren Verflechtungsstufe ein Joint Venture für den gemeinsamen Betrieb der Flugrouten zwischen Deutschland und China ins Leben gerufen haben.Ob die neuen Regeln nun ein Interesse seitens ausländischer Fluggesellschaften generieren, im Rahmen von breiteren Kooperationsarrangements auch Beteiligungen an chinesischen Carriern einzugehen, ist eher ungewiss. Grundsätzlich gilt, dass im Rahmen des bereits vor zwei Jahren ausgerufenen Mixed-Ownership-Programms für von der Zentralregierung kontrollierte chinesische Staatsunternehmen die Mühlen sehr langsam mahlen.Allerdings könnte China durchaus ein Interesse daran haben, gerade im Luftfahrtsektor auch namhafte ausländische Investoren anzuziehen, um mit Blick auf latente Konflikte über Chinas mangelnde Öffnungsbereitschaft gegenüber ausländischen Firmen ein “öffentlichkeitswirksames” Zeichen zu setzen.