Bilanzsanierung

Consus meldet 800 Mill. Euro negatives Eigenkapital

Die bilanzielle Schieflage des Projektentwicklers Consus ist größer als bisher bekannt. Demnach sind 760 Mill. bis 800 Mill. Euro negatives Eigenkapital aufgelaufen.

Consus meldet 800 Mill. Euro negatives Eigenkapital

hek Frankfurt – Der schwer an­geschlagene Immobilienprojektentwickler Consus Real Estate hat das Ausmaß seiner bilanziellen Schieflage offengelegt. Demnach ist zum 30. Juni 2022 ein negatives Eigenkapital von 760 Mill. bis 800 Mill. Euro aufgelaufen. Die Tochter des Wohnimmobilienkonzerns Adler Group hat nach eigenen Angaben die Geschäftsplanung aktualisiert und Ausfallrisiken von Forderungen aus Projektverkäufen neu bewertet. Folge seien einmalige Wertberichtigungen.

Mitte Mai hatte Adler eingeräumt, dass das bilanzielle Eigenkapital der Tochter aufgezehrt ist. Daher stellte Consus eine Verlustanzeige nach § 92 Aktiengesetz. Auf der außerordentlichen Consus-Hauptversammlung im August war von einem erwarteten negativen Eigenkapital von 250 Mill. bis 300 Mill. Euro die Rede.

Adler hat im Jahresabschluss 2021 mehr als 1 Mrd. Euro auf den Consus-Goodwill und damit nahezu den gesamten Kaufpreis abgeschrieben. Der noch verbliebene Goodwill von 91 Mill. Euro wurde dann im Halbjahresbericht 2022 wertberichtigt.

Der letzte Finanzbericht der Consus AG bezieht sich auf das Geschäftsjahr 2020, das am 31. Dezember 2020 abgeschlossen wurde. Damals belief sich der ausgewiesene Eigenkapital noch auf 1,2 Mrd. Euro. Der Jahresabschluss 2021 steht weiter aus.

Adler hat angekündigt, die Consus-Bilanz zu sanieren, und hat eine Insolvenz der Tochtergesellschaft ausgeschlossen. Derzeit werde unter anderem die Übernahme von Finanzverbindlichkeiten gegen Ausgabe hy­brider Finanzinstrumente geprüft, teilt Consus weiter mit. Etwaige Sanierungsmaßnahmen stünden un­ter dem Vorbehalt der abschließenden steuerlichen Prüfung und der Gremienentscheidungen.

Auf Adler habe die Consus-Mitteilung keine weiteren Auswirkungen, versichert ein Sprecher des Wohnungskonzerns. Die Sachverhalte seien in der Adler-Bilanz per 30. Juni 2022 verarbeitet. Der Projektentwickler gehört seit 2020 zur Adler Group und entpuppte sich schnell als Problemfall, etwa weil sich wichtige Bauvorhaben verzögerten oder stillstanden. Der Adler-Verschuldungsgrad ist zum Halbjahr auf 58% ge­stiegen. Er nähert sich damit bedenklich der in Anleihebedingungen festgeschriebenen Grenze von 60%. Vordringliches Thema aber ist derzeit die sich hinziehende Suche nach einem Wirtschaftsprüfer.

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