Conti enttäuscht Anleger mit Barmittelzufluss
ste Hamburg
Continental hat beim Barmittelzufluss im abgelaufenen Geschäftsjahr die eigenen Erwartungen deutlich verfehlt, bei Umsatz und operativer Rendite aber die in Aussicht gestellten Bandbreiten erreicht. Der Autozulieferer und Reifenhersteller aus Hannover verschreckte Anleger mit seinen am Dienstagabend in einer Pflichtmitteilung bekanntgegebenen vorläufigen Zahlen für 2022. Die Aktie des Konzerns, im vorigen Jahr um rund 40% auf unter 56 Euro gesunken, gab nach dem Aufwärtstrend der ersten zwei Wochen dieses Jahres am Mittwoch um bis zu 5% auf 64,82 Euro nach und war damit Schlusslicht im Dax.
Nach einem im vierten Quartal erreichten, um Akquisitionen und Desinvestitionen von Gesellschaften und Geschäftsbereichen bereinigten freien Cashflow von voraussichtlich 1,6 Mrd. Euro liege der Gesamtjahreswert bei rund 200 Mill. Euro, teilte Continental mit. Die für 2022 prognostizierte Zielspanne war nach dem dritten Quartal auf 600 Mill. bis 800 Mill. Euro eingeengt worden. Die von Analysten angeführte Visible-Alpha-Konsensschätzung war von 544 Mill. Euro ausgegangen.
Die negative Abweichung vom Ausblick führt das Unternehmen vor allem auf Zahlungseingänge zum Stichtag zurück, die geringer als erwartet ausgefallen seien und zu höheren Forderungen im Konzern führten. Zudem sei das Ergebnis im Unternehmensbereich Contitech niedriger als prognostiziert ausgefallen.
Contitech schwächer
Bei einem erwarteten Umsatz des Bereichs von rund 6,6 Mrd. Euro – avisiert worden waren 6,3 Mrd. bis 6,5 Mrd. Euro – landete die unter anderem um Abschreibungen und Sondereffekte bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) von Contitech 2022 den Angaben zufolge bei 4,7%. In Aussicht gestellt war eine Zielspanne zwischen 6 und 7%.
Zur Begründung für das geringer als erwartet ausgefallene Ergebnis verwies Continental auf gestiegene Produktionskosten, einen unvorteilhaften Produktmix sowie pandemiebedingte Geschäftseinschränkungen in China.
Der Gesamtkonzern erreichte den Angaben zufolge im vierten Quartal voraussichtlich einen Umsatz von 10,3 Mrd. und im Gesamtjahr von 39,4 Mrd. Euro. Continental hatte für 2022 zuletzt einen Korridor von 38,3 bis 40,1 (i.V. 33,8) Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Auf Basis einer erwarteten bereinigten Ebit-Marge von 4,8% im vierten Quartal sollte sich ein Gesamtjahreswert von rund 5 (5,6)% ergeben. Die Zielspanne reichte von 4,7 bis 5,7%.
Die angegebene Marge impliziert ein bereinigtes Ebit von rund 1,97 Mrd. Euro, womit Continental dem Visible-Alpha-Konsens entspreche, wie etwa Analysten von UBS und Stifel anmerkten. Die Branchenbeobachter geben für die Aktie eine neutrale Bewertung bzw. eine Kaufempfehlung mit Kurszielen von 67 bzw. 91 Euro an.
Wie der Autozulieferer weiter mitteilte, erreichte der Unternehmensbereich Automotive einen Umsatz im vierten Quartal von 4,8 Mrd. Euro und im Gesamtjahr von 18,3 Mrd. Euro. Die Zielbandbreite von 17,8 bis 18,8 Mrd. Euro wurde demnach getroffen. Die bereinigte Ebit-Marge des Bereichs landete im Schlussquartal bei 2,1% – nach 2,7% in den Sommermonaten. Für das Gesamtjahr 2022 steht demnach eine bereinigte Ebit-Marge von −0,2% an. Angekündigt waren für den Automotive-Bereich zuletzt −0,5 bis −1%.
Der Unternehmensbereich Tires erreichte mit einem Umsatz im vierten Quartal von 3,7 Mrd. Euro und von 14 Mrd. Euro im Gesamtjahr ebenfalls das Jahresziel von 13,8 bis 14,2 Mrd. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge werde mit 10,3% im Schlussabschnitt sowie mit 13,1% im Gesamtjahr erwartet. Prognostiziert war eine Spanne von 12 bis 13%.
Beim Analysehaus Warburg Research, das die Continental-Aktie bei einem Kursziel von 95 Euro zum Kauf empfiehlt, hieß es, mehr als die verfehlte Zielspanne beim freien Cashflow seien der Margenrückgang im Auto-Bereich und die Margenschwäche bei Contitech erklärungsbedürftig.
Einen Ausblick für das Geschäftsjahr 2023 gab Continental am Dienstag nicht. Mit einer Geschäftsjahresprognose ist zusammen mit den vollständigen Zahlen für 2022 und Angaben zu einem Dividendenvorschlag am 8. März zu rechnen.