Coronakrise schickt Unternehmen auf den Sender
Die Coronakrise hat die Kapitalmarktkommunikation der Dax-Unternehmen erheblich beeinflusst. Die reguläre Finanzberichterstattung wurde durch die Auswirkungen der Pandemie erheblich erschwert, stellt die Kanzlei Glade Michel Wirtz in einer Analyse der Veröffentlichungen fest. Die Zahl der Ad-hoc-Mitteilungen aus dem Kreis der Dax30-Unternehmen sei 2020 auf 100 geklettert, nachdem diese Konzerne im Vorjahr 63 kursrelevante Meldungen verschickt hatten.
Geprägt war die Szenerie im ersten Halbjahr 2020 von Anpassungen der Prognose als Reaktion auf Corona. Nahezu jede zweite Ad-hoc-Mitteilung betraf die Rücknahme beziehungsweise Anpassung der Ergebnisvorhersage und/oder die Veröffentlichung von vorläufigen Geschäftsergebnissen. Die Unternehmen waren bemüht, in ihren Ad-hoc-Pflichten auf der sicheren Seite zu bleiben. Die Marktaufsicht BaFin hatte einen Frage-Antwort-Katalog veröffentlicht, um für die Emittenten die Ad-hoc-Relevanz von pandemiebedingten Einflüssen klarzustellen. Diese Vorgaben sind aktuell weiterhin in Kraft.
Andreas Merkner, Partner von Glade Michel Wirtz, erinnert daran, dass die europäische Marktaufsicht ESMA vergangenen September ihren Abschlussbericht zur Marktmissbrauchsverordnung vorgelegt hat. Nun müsse man beobachten, wie die EU-Kommission darauf reagiert. Ausgehend von den Empfehlungen der ESMA sei nicht zu erwarten, „dass es zu wesentlichen Änderungen in den Bereichen Insiderrecht und Ad-hoc-Publizität kommen wird“, vermutet der Anwalt.