Coronakrise zieht Luft aus Konzernbilanzen
swa Frankfurt – Im ersten Pandemiejahr haben die Wertberichtigungen auf Firmenwerte deutlich zugenommen. Nach einer Analyse von Duff & Phelps kletterte das Goodwill Impairment europäischer Gesellschaften 2020 in Summe um 49% auf 54,1 Mrd. Euro. Das Beratungshaus bezieht die im Stoxx Europe 600 enthaltenen Firmen in seine Untersuchung ein. Es sei kumuliert der höchste Wert seit 2012, als die in den Bilanzen aktivierten Werte um 66,4 Mrd. Euro schrumpften.
Die größte Wertberichtigung musste im vergangenen Jahr Banco Santander mit 10,1 Mrd. Euro verkraften. Der zweitgrößte Aderlass traf Heidelberg Cement mit 2,7 Mrd. Euro. An dritter Stelle liegt die britische TechnipFMC mit 2,45 Mrd. Euro.
Die Anzahl an Goodwill Impairments ist der Erhebung von Duff & Phelps zufolge das dritte Jahr in Folge gestiegen. Neun der zehn Unternehmen mit den höchsten Bilanzbereinigungen im immateriellen Vermögen 2020 hätten dies auf die Folgen der Coronakrise zurückgeführt.
Die Firmen waren regional unterschiedlich betroffen. Spanische Konzerne hatten mit in Summe 13,4 Mrd. Euro Impairment auch aufgrund der exorbitanten Abschreibung bei Banco Santander die höchste Belastung. Auf Platz 2 liegt Großbritannien mit kumuliert 11,8 Mrd., gefolgt von Deutschland mit 9,7 Mrd. Euro. In Deutschland sticht neben Heidelberg Cement noch Bayer mit 2,2 Mrd. Goodwill Impairment hervor.
Im Kreis internationaler Standardsetzer wird nach wie vor diskutiert, ob eine ratierliche Amortisation des Goodwill wieder eingeführt werden sollte. Der International Accounting Standards Board (IASB) holt dazu gerade ein Meinungsbild aus der Praxis ein und will wohl im zweiten Quartal kommenden Jahres darüber befinden.