Covestro dämpft Ergebnisprognose
Covestro engt Zielkorridor erneut ein
Volumen steigt, aber Marge bleibt schwach – Zahlen lassen Investoren kalt
ab Köln
Zum zweiten Mal in diesem Jahr engt Covestro den Zielkorridor für das operative Ergebnis im laufenden Turnus ein. Avisiert wird nur noch ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1 bis 1,25 Mrd. Euro, wie der vor der Übernahme durch Adnoc stehende Kunststoffhersteller mitteilte. Auch die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) wird schwächer ausfallen als bislang avisiert. Bestenfalls wird nun mit –5% kalkuliert. Zuvor lagen die Zielwerte bei 1 bis 1,4 Mrd. Euro für das Ebitda und zwischen –7 bis –4% für den Roce.
Das aktuelle Umfeld stelle das Unternehmen weiterhin vor Herausforderungen, begründet Vorstandschef Markus Steilemann die trüberen Aussichten. „Unser Fokus ist daher klar: Wir machen weiter unsere Hausaufgaben, konzentrieren uns auf die Hebel, die wir selbst in der Hand haben und setzen unsere Strategie konsequent um“, wird der CEO zitiert.
Absatzmengen steigen
Trotz der schwierigen Lage ist es Covestro im dritten Quartal gelungen, die Absatzmenge um gut 6% auszubauen. Gegenläufig entwickelten sich jedoch die Absatzpreise und auch von der Währungsfront gab es leichten Gegenwind. Mit 3,6 Mrd. Euro landete der Umsatz daher nur um 1% über dem Vorjahreswert. Dennoch verbesserte sich das operative Ergebnis um 3,6% oder 10 Mill. Euro auf 287 Mill. Euro. Das interpretiert der Vorstand dahingehend, dass die Maßnahmen für Effizienz und Anlagenverfügbarkeit Wirkung entfalten.
Zurück in Gewinnzone
Wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht, trugen allerdings auch Sondereffekte wie geringere Rückstellungen für die variable Vergütung von 46 Mill. Euro sowie ergänzende staatliche Beihilfen zur Strompreiskompensation in Deutschland zur Ergebnisverbesserung bei. Umgekehrt konnten die niedrigen Rohstoffpreise den Rückgang der Absatzpreise nicht vollständig kompensieren und auch in China erhielten die Leverkusener geringere Wirtschaftsförderungsmaßnahmen.
Unter dem Strich schrieb Covestro im Berichtsquartal sogar wieder schwarze Zahlen, nachdem vor Jahresfrist noch ein Verlust zu Buche gestanden hatte. Auf Sicht der ersten neun Monate hat sich der Konzernverlust jedoch auf 74 (i.V. –11) Mill. Euro ausgeweitet. Das niedrige Margenniveau in Verbindung mit einer geringeren Mittelfreisetzung im Working Capital führte in den ersten neun Monaten zu einem Mittelabfluss nach Investitionen von 164 Mill. Euro. Im Berichtsquartal sind allerdings 112 Mill. Euro zugeflossen. Auch deshalb dürfte die Prognose für den Free Operating Cashflow im Gesamtjahr von –100 bis 100 Mill. Euro Bestand haben.
Spezialitäten werfen höhere Marge ab
Die beiden Segmente, das in Performance Materials gebündelte Massengeschäft und die Spezialitäten (Solutions & Specialties), entwickelten sich im Berichtsquartal recht unterschiedlich. Während im Massengeschäft deutliche Volumenzuwächse zu verzeichnen waren und der Umsatz entsprechend um 4% wuchs, gaben die Erlöse im Spezialitätengeschäft um 2% nach. Hier reichten die leichten Mengenzuwächse nicht aus, um die signifikant niedrigeren Verkaufspreise wettzumachen.
Allerdings werden im Spezialitätengeschäft weiterhin deutlich höhere Margen erwirtschaftet als im Massengeschäft. Das spiegelt sich auch darin, dass Performance Materials vor Zinsen und Steuern im Berichtsquartal einen Fehlbetrag von 11 (–52) Mill. Euro zeigt, derweil Solutions & Specialties vor Zinsen und Steuern 134 (178) Mill. Euro verdiente.
Kursreaktion bleibt aus
An der Börse gerieten die Zahlen zum Non-Event. Seit vergangenem Freitag läuft ganz offiziell das freiwillige Übernahmeangebot des staatliche Ölkonzerns aus Abu Dhabi, Adnoc. Geboten sind 62 Euro je Aktie. Der Dax-Wert bewegt sich jedoch seit Wochen in einer engen Kursspanne zwischen 58 und 58,50 Euro. Wenngleich es kaum Zweifel am Erfolg der Übernahme gibt – die Mindestannahmeschwelle liegt bei 50% plus 1 Aktie und Adnoc hat sich bereits 9,7% gesichert –, wird erst in der zweiten Jahreshälfte 2025 mit dem Abschluss der Transaktion gerechnet.