Covestro macht noch keine Margenverbesserung aus
IM INTERVIEW: CHRISTIAN BAIER
Keine Margenverbesserung in Sicht
Covestro-CFO erwartet 2024 positive Effekte aus Transformationsprogramm – Fortschritte in Adnoc-Gesprächen
Covestro muss die Prognose nach dem ersten Halbjahr korrigieren. Die erhofften Margenverbesserungen zeichnen sich bislang noch nicht ab, sagt Finanzchef Christian Baier im Interview der Börsen-Zeitung. Zumindest aber gibt es Fortschritte in den Übernahmeverhandlungen mit Adnoc, auch wenn die offizielle Offerte weiter auf sich warten lässt.
Herr Baier, Covestro musste die Prognose für 2024 anpassen. Was sind die Hauptgründe?
Die Rahmenbedingungen sind weiterhin herausfordernd. Wir haben Anfang 2024 gesagt, dass wir in der zweiten Jahreshälfte relevante Verbesserungen auf der Margenseite brauchen, um an den oberen Prognoserand zu gelangen. Das sehen wir bislang nicht und unser Blick reicht derzeit ungefähr bis September. Daher haben wir die Prognose für das operative Ergebnis (Ebitda) auf 1,0 bis 1,4 Mrd. Euro konkretisiert. Das liegt im Wesentlichen an der Nachfragesituation. Angebot und Nachfrage sind noch nicht im Gleichgewicht.
Sie mussten jetzt aber auch ihre Cashflow-Prognose anpassen. Neuerdings liegt die Spanne zwischen –100 und +100 Mill. Euro. Was ist der Grund?
Für uns ist wichtig, die richtige Balance aus finanzieller und operativer Sicht zu finden. Wir haben die Ebitda-Bandbreite eingegrenzt. Wir wollen sicherstellen, dass wir beim Nettobetriebsvermögen operativ sinnvoll unterwegs sind.
Covestro hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Konzernverlust geschrieben. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass Sie 2024 einen Konzerngewinn erwirtschaften?
Im zweiten Quartal gab es im Rahmen des Transformationsprogramms ein paar Abschreibungen. Zugleich hatten wir ein paar Steuerthemen, die rein technischer Natur waren. Insgesamt sprechen wir von Belastungen von rund 100 Mill. Euro. Heute ist es aber noch zu früh, eine Prognose für das Konzernergebnis auszurufen.
Christian BaierWir haben die Augen kontinuierlich auf dem Kostenball.
Covestro hat erst im Juni ein Effizienzprogramm aufgelegt. Wettbewerber haben das schon 2023 getan. Hat Covestro die Zeichen der Zeit zu spät erkannt?
Covestro hat schon immer ein sehr hohes Kostenbewusstsein gehabt. Das ist Teil unserer DNA. Bis Ende 2023 lief zudem unser Transformationsprogramm namens Leap. Das Programm Strong ist jetzt eine angemessene Weiterentwicklung, die an die aktuelle Situation angepasst ist. Ich kann für Covestro sagen, dass wir die Augen kontinuierlich auf dem Kostenball haben.
Bis 2028 sollen 400 Mill. Euro eingespart werden. Sie taxieren die kumulierten Kosten auf 300 Mill. Euro. Wann wird welcher Teil bilanziell verarbeitet? Was fällt 2024 an Restrukturierungsaufwand an?
Wenn wir auf 2024 schauen, gehen wir von einem leicht positiven Überschuss aus Einsparungen minus Restrukturierungskosten aus. Wir erwarten Einsparungen von 75 Mill. Euro. Dagegen laufen die Einmalkosten. Da die Detailmaßnahmen bis 2028 noch nicht ausgearbeitet sind, lässt sich auch nicht sagen, welche Kosten wann anfallen.
In Deutschland soll es gemäß der im Juni geschlossenen Betriebsvereinbarung keine Anlagenschließungen geben. In den USA wird dagegen eine erste Anlage geschlossen. Wo sehen Sie weiteren Anpassungsbedarf?
Grundsätzlich ist es so, dass das Portfolio regelmäßigen Überprüfungen unterliegt. Die wesentlichen Hebel für die geplanten Einsparungen liegen sehr stark auf der Prozesseffizienz in der Produktion und der Verwaltung. Zudem stellen wir sicher, dass wir sowohl den Einkauf als auch die Produktionsanlagen effizient aufstellen. Etwaige weitere Themen würden wir kommunizieren, wenn es so weit ist.
Christian BaierWir sind in sehr konstruktiven Gesprächen und machen gute Fortschritte.
Im Juni hat Covestro ankündigt, Adnoc die Bücher für die Due Diligence zu öffnen. Investoren warten auf die offizielle Offerte. Wann wird diese kommen? Es handelt sich doch um eine Confirmatory Due Diligence, in der es nur noch um die Verifizierung von Annahmen geht.
Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen und machen gute Fortschritte. Die zeitliche Komponente lässt sich schwer einschätzen. Sowohl Adnoc als auch wir haben Themen, die wir festschreiben wollen. Da geht es um Details, die über das generelle Grundverständnis hinausgehen.
Halten Sie es für denkbar, dass Adnoc doch noch einen Rückzieher macht?
Das ist eine Frage, die nicht wir beantworten können. Wir sind davon überzeugt, dass die Gespräche sehr konstruktiv laufen. Das kann ich sicher auch für Adnoc bestätigen.
Das Interview führte Annette Becker.