Covestro kann von der Angebotsknappheit bei Kunststoffvorprodukten profitieren. Im dritten Quartal setzte der Chemiekonzern die Ergebnisdynamik ungebremst fort. Der Umsatz erhöhte sich um 56 % auf 4,3 Mrd. Euro, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Entscheidend waren dabei die Absatzpreise, die um fast 44 % wuchsen, während die Absatzmengen auf dem Vorjahresniveau verharrten. Das operative Ergebnis schnellte um 89 % auf 862 Mill. Euro in die Höhe und lag damit am oberen Rand des Zielbandes. Unter dem Strich wurde das Ergebnis auf 472 (i.V. 179) Mill. Euro mehr als verdoppelt.

Vor diesem Hintergrund legen die Leverkusener die Latte für 2021 zum dritten Mal höher. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) wird nun in einer Spanne zwischen 3 und 3,2 (bislang 2,7 und 3,1) Mrd. Euro erwartet. Nachgebessert wird zugleich bei der Rendite auf das eingesetzte Kapital, die neuerdings zwischen 19 und 21 (16 bis 20) % liegen soll. Zugleich rudern die Leverkusener allerdings beim avisierten Mengenwachstum im Kerngeschäft sowie bei der Planung des freien Mittelzuflusses etwas zurück. Der Free Cash-flow wird in einer Bandbreite von 1,4 bis 1,7 (1,6 bis 2) Mrd. Euro erwartet.

Das langsamere Mengenwachstum – im Kerngeschäft wird mit einem Zuwachs zwischen 10 und 12 (10 und 15) % gerechnet – ist allerdings ausschließlich Ergebnis der geringeren Produktverfügbarkeit. „Die konstant hohe Nachfrage nach unseren Produkten zeigt, dass wir die richtigen Lösungen für unsere Kunden anbieten“, hebt Vorstandschef Markus Steilemann hervor und dass es sich ausschließlich um ein Angebotsthema handelt.

Letztlich gelang es Covestro, die gestiegenen Inputkosten, also auch die rasant gestiegenen Energiepreise, komplett an die Kunden weiterzureichen. Die Aussage trifft allerdings nur in der Konzernsicht zu, denn das Segment Solutions & Specialties war trotz der deutlichen Mengensteigerung im Quartal mit einem Rückgang im operativen Ergebnis um über 16% konfrontiert. In der Division Performance Materials gingen dagegen die Absatzmengen aufgrund ungeplanter Produktionsstillstände zurück, während höhere Absatzpreise zu einem kräftigen Umsatz- und Ergebnissprung beitrugen.

Covestro will allerdings nicht nur von Knappheiten profitieren, sondern auch vom Druck zur Treibhausgasreduktion. Das werde die Nachfrage nach Produkten für nachhaltiges Bauen und Elektromobilität befeuern. Zudem wollen die Leverkusener die Investitionen noch gezielter an den Aspekten Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ausrichten. Beispiel dafür sei die neue Großanlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI. Hatte Covestro die Planung 2020 zunächst auf Eis gelegt, wird das Vorhaben jetzt wiederbelebt – allerdings mit einer am Standort Brunsbüttel bereits erprobten Technologie. Mit dieser verringere sich der CO₂-Ausstoß um bis zu 35%, heißt es. Langfristig plant Covestro, den Konzern vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten. Im Zentrum der Investitionsüberlegungen stehen die Themen alternative Rohstoffe, Re­cycling, gemeinsame Lösungen und erneuerbare Energien.

Ein Beispiel dafür sei das EU-Innovationsprojekt Circular Foam, bei dem die Schließung des Stoffkreislaufes für Hartschäume aus Polyurethan, die als Dämmmaterial in Kühlschränken und Gebäuden zum Einsatz kommen, das Ziel ist. Bislang fehlt es noch an einem koordinierten Abfallmanagement und einem geeigneten Recyclingverfahren. Covestro koordiniert das Projekt, an dem 22 Unternehmen aus neun Ländern mitwirken. Das Projekt dient nach den Angaben als Blaupause zur europaweiten Umsetzung. Wenn das gelingt, könnten von 2040 an jährlich 2,9 Mill. Tonnen CO und 150 Mill. Euro an Verbrennungskosten eingespart werden.