Absatzpreise unter Druck

Covestro streicht Prognose zusammen

Nach einem schwachen Quartal korrigiert Covestro die Prognose. Die Investoren interessierte das jedoch nicht. Sie warten auf das offizielle Übernahmeangebot von Adnoc.

Covestro streicht Prognose zusammen

Covestro streicht Prognose zusammen

Trotz steigender Absatzmengen bleibt Ergebnis unter Druck – Rote Zahlen im Halbjahr – Investoren bleiben gelassen

Der von Adnoc umworbene Chemiekonzern Covestro muss die Prognose nach Ablauf des ersten Halbjahres korrigieren. Der Grund: Von der für die zweite Jahreshälfte erwarteten Erholung gibt es noch keine Spur. Die Investoren sahen es gelassen. Sie warten auf das in Aussicht gestellte Übernahmeangebot.

ab Köln

„Der Markt bleibt sehr herausfordernd.“ Mit diesen Worten fasst Covestro-Chef Markus Steilemann die Misere, in der der Kunststoffkonzern momentan steckt, zusammen. Zwar haben sich die Absatzmengen im zweiten Quartal weiter berappelt, doch führten niedrige Verkaufspreise zu einem Rückgang im operativen Ergebnis um 17% auf 320 Mill. Euro. Ein Ende des preisbedingten Margenverfalls ist damit nicht in Sicht.

Entsprechend schraubt der Covestro an der Prognose: Die weit gefasste Bandbreite für das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) wird auf 1 bis 1,4 (zuvor: 1 bis 1,6) Mrd. Euro eingegrenzt. Zugleich werden auch an der Cashflow-Prognose Abstriche gemacht. Waren die Leverkusener bislang davon ausgegangen, einen Mittelabfluss verhindern zu können, verläuft der Prognosekorridor nun zwischen – 100 und +100 Mill. Euro. Zugleich wird die Rendite auf das eingesetzte Kapital um mindestens 4 (zuvor: 2)% unter den Kapitalkosten liegen. Im laufenden dritten Quartal soll sich das Ebitda zwischen 250 und 350 (i.V. 277) Mill. Euro bewegen.

Warten auf die offizielle Offerte

Die Investoren ließen sich von den schwachen Quartalszahlen – unter dem Strich weist Covestro einen Quartalsverlust von 72 Mill. Euro aus – jedoch nicht beeindrucken, zumal Analysten ihre Erwartungen zuvor gedrosselt hatten. Der Dax-Wert legte in der Spitze um 1,7% auf 54,86 Euro zu. Damit notiert die Aktie noch immer deutlich unter der indikativen Offerte des Ölkonzerns Adnoc. Sie liegt bei 62 Euro. Ein offizielles Angebot wird es aber erst nach Abschluss der Confirmatory Due Diligence geben, die seit Ende Juni läuft.

Operativ kämpfte Covestro im Berichtsquartal mit den herausfordernden Rahmenbedingungen. Denn obwohl die Absatzmengen in beiden Geschäftssegmenten zulegten, blieben die Verkaufspreise unter Druck. Zwar verringerten sich auch die Rohstoffpreise, zum Ausgleich reichte es jedoch nicht. Das im Juni angelaufene Effizienzprogramm, mit dem Covestro 400 Mill. Euro bis 2028 einsparen will, führte im Berichtsquartal zu einem ersten Restrukturierungsaufwand in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags.

Covestro
Konzernzahlen nach IFRS1. Halbjahr
in Mill. Euro20242023
Umsatz7.2007.463
Ebitda593671
Konzernergebnis-10720
Free Operating Cashflow*-276-149
Nettoverschuldung2.9282.487**
*) Operativer Cashflow abzgl. Ausgaben für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte, ** zum 31.12.2023

Hinzu kamen Wertberichtigungen von 21 Mill. Euro, die im Zusammenhang mit der Schließung eines Produktionsstandorts in den USA standen. Im Rahmen des Transformationsprogramms „Strong“ hatte der Vorstand entschieden, den Betrieb des Standorts Augusta in Georgia, in dem Materialien für Pulverbeschichtungen hergestellt werden, einzustellen. Für Deutschland hatte Covestro im Juni im Rahmen einer Betriebsvereinbarung ausgeschlossen, Standorte oder einzelne Produktionslinien zu schließen.

Strong soll im laufenden Turnus – abzüglich der Restrukturierungsaufwendungen – einen kleinen positiven Ergebnisbeitrag leisten. „Wir schaffen durch unser Transformationsprogramm Strong die notwendigen Voraussetzungen, um unsere führende Position im globalen Markt weiter auszubauen und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“, wird Steilmann zitiert.

Zugang zu Recycling-Material

Zugleich treibt der Konzern seine Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft voran. So ist Covestro neuerdings als Abfallhändler autorisiert und kann Kunststoffabfälle einkaufen und recyceln. Daneben wurde eine Partnerschaft mit Neste und Borealis eingegangen, die Zugang zu weiteren recycelten Materialien schafft. Hier geht es um die Wiederverwertung von Altreifen. Zudem haben sich die Leverkusener an der niederländischen BioBTX beteiligt, die eine neue Technologie für chemisches Recycling entwickelt hat. Damit werden aus Biomüll und Kunststoffabfällen Basischemikalien wie Benzol. Toluol und Xylol gewonnen.

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