Creditreform rechnet auch 2024 mit mehr Insolvenzen
Zahl der Insolvenzen
steigt sprunghaft an
Creditreform rechnet mit weiterer Zunahme 2024 – Nachholeffekt aus Pandemie
sar Frankfurt
Bei den Unternehmensinsolvenzen in Deutschland hat die Trendwende eingesetzt. Nachdem die Zahlen während der Pandemie durch umfassende Hilfsprogramme auf historische Tiefstände gedrückt wurden, steigen sie nun das zweite Jahr in Folge. Das zeigen aktuelle Hochrechnungen der Auskunftei Creditreform. Für 2023 erwartet sie 18.100 Insolvenzen, ein Plus von 23,5% im Vergleich zu 2022. Damit bewegen sich die Zahlen wieder auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorkrisenjahr 2019, als 18.830 Insolvenzen gezählt wurden.
Zuletzt haben die Insolvenzzahlen in allen großen Wirtschaftsbereichen spürbar zugelegt. Besonders deutlich ist der Anstieg im verarbeitenden Gewerbe, wo es gut 30% mehr Insolvenzen gab als 2022. Auch im Handel (+26%), im Dienstleistungssektor (+22,5%) und im Baugewerbe (+20,8%) sind die Zahlen deutlich höher als im Vorjahr. „Im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe liegen die Fallzahlen wieder auf einem ähnlichen Niveau wie zuletzt 2018/2019“, heißt es in der Analyse der Creditreform. Das Baugewerbe sei der erste Wirtschaftsbereich, der das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht beziehungsweise überschritten habe.
Normalisierung statt Insolvenzwelle
Eine Insolvenzwelle oder gar einen Insolvenztsunami sehe er allerdings nicht hereinbrechen, betonte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, am Montag bei der Präsentation der Zahlen vor Journalisten. Die Auskunftei spricht von einer Normalisierung des Insolvenzgeschehens. Hantzsch geht davon aus, dass die Insolvenzzahlen 2024 weiter steigen werden, und hält nach derzeitigem Stand eine Prognose um die 20.000 Unternehmensinsolvenzen für realistisch. Zum Vergleich: Unter dem Eindruck der Finanzkrise zählte die Creditreform 2009 rund 32.900 Unternehmensinsolvenzen.
Es sei nicht zu erwarten, dass die Insolvenzzahlen im kommenden Jahr ein gesamtwirtschaftlich bedenkliches Niveau erreichen, sagte Hantzsch. Allerdings sei die Situation für angeschlagene Betriebe derzeit besonders herausfordernd. Viele seien durch den Kampf gegen die Pandemie-Folgen, hohe Inflation und Arbeitskräftemangel ausgelaugt.
Die Insolvenzquote, welche die Anzahl der Insolvenzen je 10.000 Unternehmen misst, ist im Vergleich zum Vorjahr über alle Wirtschaftsbereiche hinweg von 48 auf 60 gestiegen. Für Creditreform ist dies ein Zeichen dafür, dass die Unternehmensstabilität unter den jahrelangen Krisenlagen gelitten habe. Nach den staatlichen Hilfen der zurückliegenden Jahre seien die steigenden Insolvenzzahlen nun zum Teil auch auf Nachholeffekte zurückzuführen.
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