Daimler hat einen Lauf
jh München
Daimler hat das dritte Quartal in Folge im Pkw-Geschäft eine zweistellige Umsatzrendite erzielt. Von April bis Juni waren es bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Segment Mercedes-Benz Cars & Vans 12,8%. Für das erste Quartal hatte Daimler sogar 14,3% angegeben. Für das gesamte Jahr strebt der Vorstand 10 bis 12% an.
Da das Ergebnis des Konzerns und der Segmente die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten abermals deutlich übertraf, veröffentlichte das Stuttgarter Unternehmen vorläufige Zahlen zum Ergebnis und Mittelzufluss in der Nacht auf Donnerstag. Der Aktienkurs legte zunächst zu, rutschte dann aber in einem schwächeren Markt leicht ins Minus und schloss mit 73,18 Euro 0,4% tiefer. In den vergangenen Tagen war er gestiegen, nachdem Volkswagen vor einer Woche ein gutes Quartalsergebnis bekannt gegeben hatte (vgl. BZ vom 10. Juli).
Das Konzern-Ebit im zweiten Quartal beziffert Daimler auf knapp 5,2 Mrd. Euro. Erwartet wurden im Durchschnitt 4,1 Mrd. Euro. In den beiden Vorjahren war es klar negativ gewesen. Das gute Abschneiden des Pkw-Segments mit einem Ebit von 3,4 Mrd. Euro begründet das Unternehmen mit „überzeugenden Produkten, einem günstigen Produktmix, guter Preisdurchsetzung und anhaltender Kostendisziplin“. Das Ergebnis sei „trotz der sehr begrenzten Verfügbarkeit von Halbleiterkomponenten möglich“ gewesen.
„Strenge Kostenkontrolle“
Das bereinigte Ebit des Segments beträgt 3,6 Mrd. Euro. Ausgeklammert sind hier Kosten von 107 Mill. Euro für Rechtsverfahren und 59 Mill. Euro für Restrukturierungen. Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius wird mit den Worten zitiert: „Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist unser starkes Angebot an hochattraktiven Fahrzeugen, die zunehmend elektrisch werden, kombiniert mit unserem unermüdlichen Fokus auf profitablem Wachstum und strenge Kostenkontrolle.“
Nach Einschätzung von mehreren Analysten lieferte Daimler starke Kennziffern ab. Positiv überrascht habe die anhaltende Stärke im Geschäft mit Finanzdienstleistungen, heißt es von J.P. Morgan. Das Segment Mobility, das diese Dienstleistungen enthält, erzielte ein Ebit von 924 Mill. Euro. Stifel wies darauf hin, dass der Konzern das vierte Quartal in Folge besser als prognostiziert abgeschnitten habe. „Es erstaunt, dass nach Jahren des Klagens über hohe Transformationskosten plötzlich fast Traumrenditen erzielt werden“, schreibt die Nord/LB in einem Kommentar. „Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die Gewinne im zweiten Halbjahr einfach so fortgeschrieben werden können.“
Auch das Nutzfahrzeuggeschäft, das Daimler abspalten und noch in diesem Jahr an die Börse bringen will, übertraf die Erwartungen. Das bereinigte Ebit, das Restrukturierungskosten von 11 Mill. Euro enthält, betrug 820 Mill. Euro, die bereinigte Ebit-Rendite 8,3%. Der Konkurrent Traton aus dem VW-Konzern erzielte nach vorläufigen Zahlen etwas mehr als 8% (vgl. BZ vom 14. Juli).
Der Absatz von Daimler Trucks & Buses sei in fast allen Regionen aufgrund des verbesserten Marktumfelds gestiegen, berichtet das Unternehmen. Zudem hätten sich Verkaufspreise gut durchsetzen lassen, und das Wartungs- und Reparaturgeschäft sei gewachsen. Hinzu kam ein positiver Bewertungseffekt in der Größenordnung von 100 Mill. Euro.
Rückstellungen aufgelöst
Zum Segment Mobility heißt es, das Ergebnis habe von geringen Kreditrisikokosten und günstigeren Refinanzierungskosten profitiert. Auch seien Rückstellungen für Kreditrisiken in Höhe von 120 Mill. Euro aufgelöst worden.
Den freien Cash-flow im Industriegeschäft beziffert Daimler auf knapp 2,6 Mrd. Euro, bereinigt sind es 2,95 Mrd. Euro. Verglichen mit dem zweiten Quartal des Vorjahres haben sich die Werte mehr als verdreifacht. 2019 waren sie mit mehr als 1 Mrd. Euro negativ gewesen. Zahlen zum Umsatz und Nettogewinn sowie den Halbjahresbericht veröffentlicht Daimler am nächsten Mittwoch.
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