Neue Vorstandsvorsitzende

Daimler Truck will noch widerstandsfähiger werden

Karin Rådström, seit Oktober Vorstandsvorsitzende von Daimler Truck, kündigt ein Programm für die Lkw von Mercedes-Benz an. Damit soll die Marke eine schwache Konjunktur wie derzeit in Europa noch besser wegstecken.

Daimler Truck will noch widerstandsfähiger werden

Daimler Truck will noch widerstandsfähiger werden

Neue Vorstandschefin Karin Rådström kündigt Programm für Marke Mercedes-Benz an – Kurzarbeit vorerst beendet

jh München

Die schwache Nachfrage nach Lkw in Europa behält Daimler Truck fest im Griff. Im dritten Quartal sank der Absatz hier um knapp die Hälfte auf rund 12.500 Einheiten. Im wichtigsten europäischen Markt Deutschland fiel die Zahl der Verkäufe sogar noch etwas stärker, wie die neue Vorstandsvorsitzende Karin Rådström in ihrer ersten Präsentation von Quartalszahlen berichtete. „Im Moment sehen wir keine Anzeichen für eine Erholung“, ergänzte Eva Scherer, die im Vorstand für Finanzen zuständig ist.

Dennoch stieg der Aktienkurs der Nutzfahrzeugholding am Donnerstag in der Spitze um 6,5%. Bis zum Xetra-Schluss verringerte sich der Tagesgewinn des Dax-Wertes auf 2,9%. Der Grund dürfte sein, dass das operative Ergebnis weniger stark als im Markt befürchtet zurückging – ebenso die Profitabilität des Segments Mercedes-Benz. Die Marke produziert und verkauft Lkw in Europa und Südamerika.

Mittelabfluss als Schwachpunkt

Der Konzernabsatz sank im dritten Quartal um 11% auf rund 115.000 Lkw und Busse. Der Umsatz reduzierte sich moderater um 5% auf 13,1 Mrd. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel um 12% auf 1,19 Mrd. Euro. Damit sank die Ebit-Marge des Industriegeschäfts (ohne Finanzdienstleistungen) auf 9,3 (i.V. 9,8)%. Als größten Schwachpunkt nannten Analysten den freien Cashflow im Industriegeschäft, der von 1,1 Mrd. Euro auf minus 41 Mill. Euro absackte.

Die bereinigte Ebit-Marge von Mercedes-Benz rutschte auf 6,4 (9,9)% ab. Rådström, die 2021 vom Konkurrenten Scania gekommen war, erinnerte daran, dass das Segment 2019 und 2020 auf einem ähnlich niedrigen Absatzniveau operative Verluste erlitten hatte. Seitdem sei die Widerstandsfähigkeit deutlich verbessert worden. „Aber nicht genug“, fügte die Schwedin hinzu, die bis zur Ernennung eines Nachfolgers im Vorstand weiterhin für die Lkw von Mercedes-Benz zuständig ist.

Einzelheiten im Frühjahr

Rådström sagte, sie sei davon überzeugt, die Marke habe noch mehr Potenzial. Einzelheiten für ein Programm, um dieses auszuschöpfen, will sie im kommenden Frühjahr vorstellen. Es gehe sowohl um die Erlös-, als auch um die Kostenseite. Unter anderem nannte sie neue Produkte, einen Ausbau des Serviceangebots sowie Ausgaben für Material und IT sowie Synergien von Plattformen.

Profitabilität sei wichtiger als Volumen, bekräftigte Rådström. Daimler Truck werde trotz der Marktschwäche in Europa, die auch die Konkurrenten Traton und Volvo trifft, an der Preisdisziplin festhalten. Um flexibel auf die geringere Kapazitätsauslastung zu reagieren, gab es seit Anfang September Kurzarbeit in Wörth bei Karlsruhe, dem größten Werk von Mercedes-Benz. Diese galt für etwa die Hälfte der 10.000 Beschäftigten dort.

Produktion in Nordamerika flexibel

Seit Anfang November sei die Kurzarbeit nicht mehr notwendig, berichtete die Vorstandschefin. Sie begründete dies mit dem Hochlauf der Produktion neuer Lkw-Modelle. Zudem sei das Werk in Wörth in der Weihnachtszeit für mehr als zwei Wochen geschlossen. „Ich kann aber nicht ausschließen, dass es im nächsten Jahr wieder Kurzarbeit gibt“, fügte sie hinzu. „Das hängt von der Nachfrage ab.“

Die Marge des absatz-, umsatz- und renditestärksten Segments Trucks North America ging im dritten Quartal auf 12,1 (12,4)% zurück. Finanzchefin Scherer begründete dies unter anderem mit einem ungünstigeren Produktmix und einem negativen Effekt des mexikanischen Peso. Auf die Frage nach möglichen Zöllen, die der künftige US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, antwortete sie, alle Modelle für Nordamerika könnten sowohl in Mexiko als auch in den sechs Fabriken in den USA produziert werden.

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