Wohnimmobilien

„Das ist der letzte Versuch“

Auf Spielchen mit Hedgefonds will sich Vonovia-Chef Rolf Buch im nächsten Anlauf zur Übernahme der Deutsche Wohnen nicht einlassen. „Das ist der letzte Versuch“, machte Buch deutlich.

„Das ist der letzte Versuch“

ab Köln

 Sollte Vonovia auch im zweiten Anlauf mit der Übernahme von Deutsche Wohnen (DW) scheitern, wird es kein weiteres Angebot geben. Das machte Vonovia-Chef Rolf Buch bei der Vorlage des Zwischenberichts deutlich. „Das ist der letzte Versuch“, warnte Buch eindringlich vor einem neuerlichen Scheitern. Vonovia habe sich im Business Combination Agreement mit DW verpflichtet, kein erneutes Übernahmeangebot zu unterbreiten , sollte auch dieser Versuch scheitern.

Da würde auch die Finanzaufsicht BaFin nicht mitspielen, glaubt Buch. Die Behörde hatte am Vorabend den Weg für eine neue Offerte frei gemacht. Noch im August will Deutschlands größter Vermieter ein neues Angebot vorlegen. Geboten werden 53 Euro je Aktie, 1 Euro mehr als beim ersten Versuch.

Der Aktionärskreis der Deutsche Wohnen setze sich inzwischen überwiegend aus Hedgefonds und Spekulanten zusammen. Vonovia selbst hat Zugriff auf knapp 30 % der DW-Aktien, etwa 20 % dürften sich in Händen von Indexfonds befinden. Der Rest des Grundkapitals liege vorwiegend bei kurzfristig orientierten Hedgefonds. „Für Wohnungsunternehmen ist das ein ungutes Aktionariat“, sagte Buch und verwies darauf, dass sich die Wohnimmobilienindustrie durch langsames, aber stetiges Wachstum auszeichne. „Kurzfristig wachsen die Bäume nicht in den Himmel.“ Von daher sei ein Wohnungsunternehmen auch nicht als Investment für kurzfristig orientierte Investoren geeignet.

Sondersituation in Berlin

Buch machte aber auch deutlich: „Wir lassen uns nicht von einzelnen Aktionären unter Druck setzen.“ Damit dürfte der Vonovia-Chef auch auf Kritik aus den Reihen der DW-Aktionäre reagieren. „Das neue Angebot spiegelt noch immer nicht den Wert der Deutsche Wohnen wider“, hatte Michael Muders, Fondsmanager von Union Investment, jüngst kritisiert. Zwar gab sich Buch zuversichtlich, das Angebot nun so strukturiert zu haben, dass bei der Übernahme nur wenig schiefgehen kann. Gleichwohl könne Vonovia auch gut und lange als 30-Prozent-Aktionär leben. „Auch mit 30 % kann man ein stabiler Anker sein und die Geschäftspolitik mitbestimmen“, sagte Buch.

In der Diskussion über den Nettovermögenswert der Deutsche Wohnen werde ausgeblendet, dass das Übernahmeobjekt an der Börse zwei Jahre lang deutlich unter dem Nettovermögenswert (Net Tangible Asset) gehandelt worden sei. Grund dafür ist, dass sich das Gros der Wohnungen in Berlin befindet. Dort versucht die Politik seit geraumer Zeit dem ungebremsten Mietwachstum regulatorisch beizukommen.

Drei Viertel des eigenen Bestands hat Vonovia im ersten Halbjahr einer Neubewertung unterzogen, herausgekommen ist ein Wertanstieg um 3,7 Mrd. Euro. Inklusive Investitionen waren es 4,2 Mrd. Euro. Der Wertzuwachs erstrecke sich auf nahezu alle Ballungsräume in Deutschland wie auch in Schweden. In Berlin sei der Wertanstieg jedoch unterproportional, sagte Buch. Da die Deutsche Wohnen ihren Bestand schon Ende 2020 massiv um etwa 10 % aufgewertet habe, sei zum Halbjahresstichtag keine wesentliche Aufwertung mehr zu erwarten.

Vonovia geht gestärkt in die Fusion. Das belegt der Zwischenbericht. Demnach steigerten die Bochumer ihre Nettoerlöse in den ersten sechs Monaten um 10 % auf 2,3 Mrd. Euro. Nach den Angaben trugen dazu vor allem hohe Einzelverkäufe und Immobilienverkäufe aus dem Segment Development bei. Der Anstieg der Mieteinnahmen hielt sich dagegen mit 3,4 (i.V. 3,9) % in Grenzen. Zumal sich die marktbedingten Mietsteigerungen auf schmale 0,9 % beliefen. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) verbesserte sich um 8 % auf 1 Mrd. Euro, der operative Mittelzufluss (Group FFO) schnellte gar um 13 % auf 765 Mill. Euro nach oben.

Vor diesem Hintergrund erhöht Vonovia die Prognose für 2021. So soll das bereinigte Ebitda zwischen 2,06 und 2,11 Mrd. Euro landen, ein Zuwachs um 80 Mill. Euro im Vergleich zum bisherigen Ziel. Der Group FFO soll um 50 Mill. Euro höher ausfallen als bislang geplant, entsprechend einem Zielkorridor von 1,47 bis 1,52 Mrd. Euro. Besonderes Augenmerk lenkte Buch darauf, dass sich die Kundenzufriedenheit der Mieter im ersten Halbjahr deutlich verbesserte.

Vonovia
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr  
in Mill. Euro20212020
Umsatzerlöse2 3122 102
Bereinigtes Ebitda1 022942
 Mieten824781
 Veräußerungserlöse8448
 Dienstleistung7968
 Development3545
Bewertungsergebnis3 6991 812
Group FFO1765676
Periodenergebnis2 6801 618
NTA2/Aktie (Euro)68,4462,71
Loan-to-Value (%)40,539,4
Nettofinanzschulden27 21123 453
Verkehrswert Bestand6309958 911
1) Funds from Operations; 2) Net Tangible Assets nach EPRABörsen-Zeitung
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