Bringdienste

Deliveroo-Fahrer streiken

Hunderte von streikenden Fahrern des Bringdienstes Deliveroo haben am ersten regulären Handelstag des Börsenneulings dafür demonstriert, dass ihnen bezahlter Urlaub und der Anspruch auf Krankengeld gewährt wird. Die Gewerkschaft IWGB (Independent...

Deliveroo-Fahrer streiken

hip London

Hunderte von streikenden Fahrern des Bringdienstes Deliveroo haben am ersten regulären Handelstag des Börsenneulings dafür demonstriert, dass ihnen bezahlter Urlaub und der Anspruch auf Krankengeld gewährt wird. Die Gewerkschaft IWGB (Independent Workers of Great Britain) hatte in London, York, Reading, Sheffield und Wolverhampton zu Protesten aufgerufen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die „kleine, selbsternannte“ Gewerkschaft nicht für die große Mehrheit der Fahrer spricht.

Die Aktie erholte sich derweil etwas von den Kursverlusten der vergangenen Tage. Im eingeschränkten Handel ab dem Börsendebüt am 31. März konnten nur institutionelle Investoren die Aktie kaufen oder verkaufen. Seit gestern sind alle Beschränkungen aufgehoben. Damit können auch die rund 70 000 Kleinanleger, die als Deliveroo-Kunden im Zuge einer „community offer“ für rund 50 Mill. Pfund Aktien gezeichnet hatten, am Markt agieren. Zuvor konnten sie nur ohnmächtig zusehen, wie der Kurs absackte. Beim größten Londoner Börsengang seit dem Initial Public Offering des Rohstoffhändlers Glencore vor einem Jahrzehnt brach der Kurs am ersten Tag zeitweise um 31 % ein. Auch gestern ging die Aktie unterhalb des Ausgabepreises aus dem Handel. Die Kursverluste wären noch heftiger ausgefallen, hätte nicht die Konsortialbank Goldman Sachs für 75 Mill. Pfund Aktien erworben, um den Kurs zu stabilisieren. So berichtet es zumindest die „Financial Times“ unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise. Das entspreche etwa einem Viertel des Volumens an den ersten beiden Handelstagen.

Unebenes Spielfeld

Die Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown verglich die Situation der Kleinanleger mit einer verheerenden Partie Monopoly. Für die institutionellen Anleger habe es seit dem 31. März „Rücken Sie vor bis auf Los“ geheißen. Auch für sie wären im Falle eines Ausstiegs Verluste unvermeidlich gewesen, doch hätten sie zumindest die Möglichkeit dazu gehabt. „IPOs sollten ab dem ersten Tag ein viel ebeneres Spielfeld für alle Anlegergruppen aufweisen“, fordert Streeter. Ein reguläres Angebot an Kleinanleger sei eine bessere Option als eine „community offer“. In diesem Fall blieben nur diejenigen während des eingeschränkten Handels außen vor, die im Rahmen von steuerbegünstigten Spar- oder Altersvorsorgeplänen Aktien gezeichnet hätten. Streeter kritisierte zudem den hohen Ausgabepreis von Deliveroo. „Mit einem Preis von 3,90 Pfund je Aktie bewertete das Angebot Deliveroo mit 7,6 Mrd. Pfund“, sagte sie. „Das ist deutlich mehr als die Bewertung von 5 Mrd. Pfund durch eine Finanzierungsrunde im Januar, ohne dass sich die Geschäftsaussichten seitdem fundamental verbessert hätten.“ Stattdessen sei der Börsengang zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem Bedenken gegen das Geschäftsmodell der Gig Economy laut wurden und auf eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie gehofft wurde.

Zu den kritischen Stimmen gehörten Aberdeen Standard, Aviva, BMO, Jupiter Fund Management, Legal & General und M&G. Die nun anstehende Öffnung von Restaurants und Kneipen könnte dazu führen, dass weniger bei Deliveroo geordert wird.