Lieferdienst

Delivery Hero erreicht im Kerngeschäft Nulllinie

Der Lieferdienst Delivery Hero rechnet mit weniger Jahresverlust als bisher. Das gefällt Investoren. Allerdings fällt auch die Wachstumsprognose niedriger aus.

Delivery Hero erreicht im Kerngeschäft Nulllinie

hek Frankfurt

Der Lieferdienst Delivery Hero kommt beim Abbau seiner nach wie vor hohen Verluste voran. Das Plattformgeschäft, das im Wesentlichen den Verkauf und die Auslieferung von Restaurantessen umfasst, habe im Mai und Juni an der Gewinnschwelle gelegen, bezogen auf das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), teilt das Berliner Unternehmen mit. Das ist früher, als das Management bislang avisiert hatte.

Der für das Gesamtjahr erwartete Verlust fällt mit 0,9 bis 1,0% des über die Plattform abgesetzten Bruttowarenwerts (GMV) niedriger aus als bisher angekündigt (minus 1,0 bis minus 1,2%). Erkauft wird die Verlusteindämmung allerdings mit Abstrichen beim Wachstum. Delivery Hero senkt die Jahresprognose für Segmentumsatz und GMV.

Dennoch reagiert der Kapitalmarkt mit Beifall. Die im Dax vertretene Aktie schoss am Freitag im Handelsverlauf um 14% nach oben. Investoren fordern seit geraumer Zeit, dass Delivery Hero das Erreichen der operativen Gewinnschwelle in den Vordergrund rückt und den Cashverbrauch eindämmt. Bisher hatte Delivery Hero den Vorstoß in schwarze Zahlen im Plattformgeschäft für die zweite Jahreshälfte angekündigt.

Das neue Geschäft mit der Auslieferung von Supermarktartikeln steckt aber weiter tief in der Verlustzone. Für diesen Bereich erwartet Delivery Hero jetzt bis zu 475 Mill. Euro operativen Verlust im laufenden Jahr, 50 Mill. Euro weniger als zuvor.

Das verbesserte Ergebnis im Plattformgeschäft führt Delivery Hero auf die „Rationalisierung der Marketing- und Incentive-Ausgaben in der gesamten Branche“ sowie auf die Stärkung der eigenen Logistik, die Einführung von Servicegebühren und Werbetechnologie zurück.

Für die neue Tochter Glovo kalkuliert das Management nun mit bis zu 300 Mill. Euro Jahresverlust 2022 auf Ebitda-Basis (zuvor 330 Mill. Euro). Parallel werden die Wachstumsambitionen auf 3,7 Mrd. bis 3,9 Mrd. Euro GMV eingebremst von bisher 4,0 Mrd. bis 4,3 Mrd. Euro.

Einschließlich der spanischen Glovo siedelt der Konzern seine Verlustprognose für 2022 zwischen 1,5 und 1,6% des GMV an. Bezogen auf die Mitte der Prognosespannen läuft das immer noch auf 710 Mill. Euro bereinigten Ebitda-Verlust hinaus. Ge­messen an den erwarteten Segmentumsätzen bewegt sich die Verlustrate bei 7%.

Den 2022er GMV ohne Glovo veranschlagt Delivery Hero nun auf 41 Mrd. bis 43 Mrd. Euro statt 44 Mrd. bis 45 Mrd. Euro. Damit sinkt das Wachstum zu 2021 von 24 bis 27% auf 16 bis 22%. Den Ausblick für den Gesamtumsatz der Segmente kappt das Management von 9,5 Mrd. bis 10,5 Mrd. Euro auf 9,0 Mrd. bis 9,5 Mrd. Euro. Einschließlich Glovo werden zwischen 44,7 Mrd. und 46,9 Mrd. GMV und 9,8 Mrd. bis 10,4 Mrd. Euro Segmentumsätze erwartet.

Ziele übertroffen

Im zweiten Quartal fiel das Wachstum bereits geringer aus, als Analysten geschätzt hatten. Der GMV legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18% auf 9,9 Mrd. Euro zu, der Gesamtumsatz der Segmente um 38% auf 2,1 Mrd. Euro. Der Ebitda-Verlust absorbierte in den ersten sechs Monaten 1,6% des GMV – Analysten hatten mit 1,8% mehr auf dem Zettel. Im zweiten Quartal waren es 1,4%, 1,0 Prozentpunkte weniger als im Vergleichsquartal 2021. Delivery Hero habe beim Ausbau der Marktposition und beim Übergang zur Profitabilität auf Konzernebene die Ziele deutlich übertroffen, betont CEO und Mitgründer Niklas Östberg.

Des Weiteren kündigen die Berliner einen Teilrückkauf von Wandelschuldverschreibungen im Volumen von bis zu 85 Mill. Euro an. Die Transaktion betrifft den im Januar 2024 fälligen Wandler.

Wertberichtigt Seite 6

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