Finanzierung

Delivery Hero sorgt mit neuen Krediten vor

Mit einem neuen Kreditpaket will der Lieferdienst Delivery Hero die Diskussion um seinen Finanzbedarf beenden. Das Geld soll unter anderem in den Rückkauf von Wandelanleihen fließen.

Delivery Hero sorgt mit neuen Krediten vor

Delivery Hero sorgt mit neuen Krediten vor

Essenslieferdienst verlängert Fremdkapital-Linie und kündigt Rückkauf von Wandelanleihen an

hek Frankfurt

Mit einer Anpassung und Erweiterung seiner Fremdfinanzierung antwortet der Essensdienstleister Delivery Hero auf die Diskussion am Kapitalmarkt über mögliche künftige Finanzengpässe. Wie das Berliner Unternehmen mitteilt, werden 500 Mill. Euro neue Verbindlichkeiten aufgenommen und die bestehende Term-Loan-Finanzierung über 1,1 Mrd. Euro verlängert. Zudem würden die Zinsen günstiger.

Die bisher bis August 2027 reichende syndizierte Kreditlinie läuft nun bis Dezember 2029. Die Zinskosten sinken den Angaben zufolge um 50 bis 75 Basispunkte im Jahr. Von der Aufstockung um eine halbe Milliarde Euro sollen mindestens 300 Mill. Euro in den Rückkauf von in den Jahren 2025 und 2026 fälligen Wandelanleihen fließen. Der Restbetrag sei für "allgemeine Unternehmenszwecke" reserviert, einschließlich des Erwerbs weiterer Convertibles.

Lieferdienst zerstreut Liquiditätssorgen

Mit dem Kreditpaket dämmt Delivery Hero Marktspekulationen über bevorstehende Finanzbedarfe ein. Anleger hatten sich Sorgen gemacht, ob der Konzern seine in den nächsten Jahren fälligen Schulden ohne Kapitalerhöhung zurückzahlen kann. Das setzte den Aktienkurs zeitweilig stark unter Druck. Finanzchef Emmanuel Thomassin beruhigte die Lage mit der Zusicherung, der künftige Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft werde groß genug sein, um die anstehenden Fälligkeiten zu bewältigen. An dieser Haltung hielt das Management nach dem Platzen der Verkaufsgespräche für das Südostasiengeschäft fest.

Die jetzt angekündigte Transaktion soll am Donnerstag unter Dach und Fach gebracht werden. Die Refinanzierung zerstreue jegliche kurzfristigen Liquiditätssorgen, meint die Bank Barclays. Selbst in einem Negativszenario müsse Delivery Hero keine zusätzlichen Finanzmittel zur Schuldentilgung und zum Geschäftsbetrieb aufnehmen, schreibt die US-Investmentbank Goldman Sachs.

Zinszuschlag sinkt

Aus der Investorenpräsentation geht hervor, dass der Zinszuschlag von bisher 5,75% auf 5,0 bis 5,25% sinkt. Einschließlich der Basiszinssätze Sofr (Secured Overnight Financing Rate) bzw. Euribor ergibt sich eine Gesamtbelastung von etwa 10%. Das Gesamtvolumen von mehr als 1,5 Mrd. Euro verteilt sich auf eine Dollartranche (1,36 Mrd. Dollar) und eine 300-Mill.-Euro-Tranche. CEO und Mitgründer Niklas Östberg wertet die Transaktion als "starken Beweis für unseren operativen und finanziellen Fortschritt". Delivery Hero habe 2023 mehr als 250 Mill. Euro bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaftet und prognostiziere für 2024 einen positiven Free Cashflow.

4,4 Mrd. Euro Wandelanleihen

Den Barmittelbestand nach Transaktion gibt Delivery Hero mit 2,0 Mrd. Euro auf Pro-forma-Basis per Ende 2023 an. Das Geld dient quasi als Puffer für die Rückzahlung künftig auslaufender Wandelanleihen. Das Convertibles-Gesamtvolumen türmt sich auf 4,4 Mrd. Euro. Es verteilt sich auf jeweils eine Fälligkeit in den Jahren 2025 bis 2030, beginnend im Juli 2025. Die sechs Wandler-Tranchen notieren zwischen 72% und 88% des Nennbetrags. Das nun erweiterte Kreditpaket hatte sich Delivery Hero im Frühjahr 2022 gesichert. Es war die erste große Debt-Finanzierung des Unternehmens. Die Börsen-Zeitung hatte den Deal mit dem Corporate Finance Award in der Kategorie Debt ausgezeichnet.

Die damalige Transaktion, mit der sich Delivery Hero den klassischen Kreditmarkt erschloss, bestand aus 825 Mill. Dollar plus 300 Mill. Euro. Hinzu kam ein revolvierender Konsortialkredit über 425 Mill. Euro.

Die Prognose für 2024 bestätigt Delivery Hero. Demnach soll das über die Plattform abgewickelte Transaktionsvolumen um 7 bis 9% zulegen, während für die Segmentumsätze ein Anstieg zwischen 15 und 17% in Landeswährungen geplant ist. Das adjustierte Ebitda soll auf 725 Mill. bis 775 Mill. Euro klettern.

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