Automobilzulieferer

Denso erwägt Abspaltung der Chips

Der Autozulieferer Denso denkt über eine Ausgliederung seiner Chipgeschäfte nach. „Wir müssen erwägen, ob eine Zeit kommt, in der wir unsere Halbleiter allein nach außen verkaufen“, sagte Chief Technology Officer Yoshifumi Kato der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Denso erwägt Abspaltung der Chips

mf Tokio

Der Autozulieferer Denso denkt über eine Ausgliederung seiner Chipgeschäfte nach. „Wir müssen erwägen, ob eine Zeit kommt, in der wir unsere Halbleiter allein nach außen verkaufen“, sagte Chief Technology Officer Yoshifumi Kato der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Es lohnt sich, über eine solche Struktur nachzudenken.“

An der Börse in Tokio stieg der Aktienkurs zunächst um 2%, schloss aber in einem negativen Marktumfeld unverändert. Denso generiert rund die Hälfte der Einnahmen mit Toyota. Der weltgrößte Autobauer ist mit 24% auch der größte Denso-Anteilseigner.

Ein Spin-off der Chipsparte hätte große Bedeutung für die Autoindus­trie, die seit zwei Jahren unter einer Knappheit von Halbleitern leidet. Mit einem Umsatz von 4,9 Bill. Yen (34,5 Mrd. Euro) und 167000 Mitarbeitern ist Denso nicht nur der zweitgrößte Autozulieferer der Welt hinter Marktführer Bosch, sondern auch der fünftgrößte Hersteller von Auto-Halbleitern. Diese Einnahmen von zuletzt 420 Mrd. Yen (3 Mrd. Euro) sollen laut einem Investoren-Briefing von Anfang Juni bis 2025 auf 500 Mrd. Yen wachsen.

Auch die Vorgaben für die Sparte wurden neu definiert: Binnen der nächsten drei Jahre will Denso durch eine Standardisierung von Mikrocomputern die Lücke zwischen der Automobil- und der Halbleiterindustrie schließen. Die Japaner konzentrieren sich auf System-on-the-Chips, Leistungs- und Analog-Halbleiter sowie Erkennungssensoren für Fahrsysteme. Für die notwendige Forschung und Entwicklung hat Denso während der vergangenen drei Jahre 160 Mrd. Yen (1,1 Mrd. Euro) investiert. Der Ehrgeiz von Denso auf diesem Feld lässt sich auch daran ablesen, dass man sich an der neuen Fabrik des taiwanesischen Chipriesen TSMC in Japan beteiligt. Der Autozulieferer sicherte sich mit 40 Mrd. Yen (282 Mill. Euro) einen Anteil von rund 10% an dem Joint Venture Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM). 

Die Kapitalspritze von Denso ermöglicht den Bau einer zusätzlichen Produktionslinie für Chips im 12- bis 16-Nanometer-Bereich. Prozessoren dieser Güte können das hohe Datenvolumen von autonomen und fortgeschrittenen Assistenzsystemen von Autos verarbeiten. Mit dem JASM-Anteil sichert sich Denso eine stabile Versorgung mit solchen Chips. Zugleich wäre die Beteiligung ein wichtiges Asset bei einem potenziellen Börsengang der abgespaltenen Sparte.

Der Autozulieferer sieht die Elektrifizierung der Branche als Wachstumschance, weil man sich durch die langjährige Produktion von Hybridmotoren im Vorteil sieht. Das Schriftzeichen „Den“ von Denso stand 1949 bei der Ausgliederung aus Toyota für „Strom“. Heute ist Denso mit einem Weltmarktanteil von 35% der Marktführer für Wechselrichter, die den Gleichstrom von Batterien und den Wechselstrom von Elektromotoren ineinander umwandeln. Dafür hat Denso fast 3200 Patente angemeldet, rund viermal mehr als Bosch.