Der Markt fordert Antworten der Konzerne zu Autozöllen
Markt fordert Antworten
der Konzerne zu Autozöllen
DSW und Branchenexperten haben wenig Verständnis für dürftige Informationen
jh München
Die deutschen Autohersteller halten sich mit Informationen über die Auswirkungen höherer Importzölle der USA stark zurück. Aktionärsschützer und Branchenexperten zeigen wenig Verständnis – und dringen auf mehr Tempo. „Wenn Trump am 2. April die höheren Zölle scharfschaltet, müssen die Autohersteller unverzüglich über die Folgen informieren“, verlangt Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Es gehe nicht nur um Folgen für die Geschäftsprognosen der Hersteller (OEMs), sondern auch um Strategien zum Abfedern der Belastung. Als Beispiel nennt Tüngler eine Ausweitung der US-Produktion. „Der Kapitalmarkt muss informiert werden“, sagt er. „Nur die Autohersteller können die Unsicherheit beenden.“ Berechnungen von Analysten verunsicherten Aktionäre.
Verschiedene Szenarien
„Die OEMs sollen lieber betriebswirtschaftlich schlechte Zahlen nennen als gar keine.“ Im Sinne einer investorenfreundlichen Kommunikation schlägt Tüngler zudem vor: „Die Unternehmen könnten auch mehrere Szenarien veröffentlichen – eines für den besten, den mittleren und den schlechtesten anzunehmenden Fall.“ Er vermutet, dass die Hersteller solche Szenarien längst durchgespielt haben: „Andernfalls käme der Vorstand seinen Pflichten nicht nach.“
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ist sich sicher, dass die Unternehmen Berechnungen und Strategien für verschiedene Szenarien in der Schublade haben. „Sie sind sich aber unsicher, wie sie sich in der Öffentlichkeit positionieren sollen.“ Sie befürchteten, alles, was sie sagen, könnte falsch ausgelegt werden. „Außerdem ziehen sie lieber den Kopf ein, als gegenüber Trump Öl ins Feuer zu gießen.“
„Das Vertrauen ist beschädigt“
Die schwache Entwicklung der Autoaktienkurse in jüngster Zeit kommentiert Tüngler von der DSW so: „Das wirkt sich auf den gesamten deutschen Aktienmarkt aus.“ Er fügt hinzu: „Das Vertrauen der Aktionäre ist beschädigt, die Unsicherheit enorm.“ Es müsse so schnell wie möglich Klarheit herrschen.
Stefan Hecht, Autoexperte des Beratungsunternehmens Advyce, zeigt auf der einen Seite Verständnis für die Autohersteller. Die Lage sei angesichts der von Trump zum Teil zurückgenommenen Ankündigungen unsicher und unübersichtlich. Doch plädiert auch er für mehr und bessere Informationen: „Es ist ungenügend, die Aktionäre in einer so unübersichtlichen Situation alleinzulassen.“
Mehr Arbeit für Analysten
Ein Analyst, der nicht namentlich genannt werden will, vermutet, die Autohersteller wollten den Eindruck vermeiden, vor Trump zu kuschen. Er verstehe deshalb, dass sie über ihre Gegenstrategie noch nicht konkret berichteten. Zudem sei das Zollthema sehr komplex und vieles noch unklar.
Analysten koste es nun allerdings mehr Zeit, um Daten über die Unternehmen zu erhalten, berichtet er. Berater Hecht bezeichnet den angekündigten Anstieg der Zölle als katastrophal für die deutsche Autoindustrie – vorausgesetzt, sie treten am 2. April in Kraft. Wegen des geringeren Produktionsanteils in den USA träfe ein Importzoll von 25% Volkswagen stärker als BMW und auch als Mercedes-Benz.