Ranking

Deutsche Börse und RWE punkten in der Governance

Im Corporate-Governance-Ranking von Union Investment haben sich Deutsche Börse und RWE an die Spitze gestellt. Die Fondsgesellschaft moniert im Kreis der Dax-Werte immer noch eine Ämterhäufung in Aufsichtsräten

Deutsche Börse und RWE punkten in der Governance

swa Frankfurt

Deutsche Börse und RWE sind Klassenbeste im Corporate-Governance-Ranking der Fondsgesellschaft Union Investment. Dabei hat sich der Börsenbetreiber im Kreis der Dax-Konzerne um einen Platz hoch gearbeitet, während der Energieversorger mit 8 Stufen zu den größten Aufsteigern gehört. RWE konnte durch höhere Transparenz mit genaueren Angaben zu den Aufsichtsräten Punkte sammeln. Der Dax-Konzern hat nach Angaben von Union Investment nun zudem den Vorsitz des Prüfungsausschusses unabhängig besetzt. Der Deutschen Börse wird im Ranking angerechnet, dass die Aktionäre auf der virtuellen Hauptversammlung 2022 live sprechen durften und auch ihre Fragen während der Veranstaltung beantwortet wurden – und nicht vor dem Aktionärstreffen.

Die beiden Schlusslichter im Ranking bilden die Porsche AG und die Porsche Automobil Holding SE, wo aus Sicht der Fondsgesellschaft alle großen Governance-Themen problematisch sind – von der mangelnden Unabhängigkeit im Aufsichtsrat bis zu einer unzureichenden ESG-Transparenz. Im MDax ist ProSiebenSat.1 Media der Klassenprimus gefolgt von Thyssenkrupp auf Platz 2 und Lanxess auf Rang 3. Durchgefallen sind RTL, CTS Eventim, Adtran, Sixt, Bechtle und Aroundtown, denen ein Governance-Zeugnis mit der Note mangelhaft ausgestellt wird. Der Notenschnitt fällt in Dax und MDax etwas schlechter aus als im Jahr zuvor.

Kritisches Thema bleibt aus Sicht des Vermögensverwalters das Thema Aufsichtsräte. Hier wird einerseits eine Ämterhäufung moniert. Nach den Worten von ESG-Analystin Vanda Rothacker ist in 37 der 40 Dax-Unternehmen eine Ämterhäufung bei mindestens einem Aufsichtsrat gegeben. Im MDax gelte das für 39 von 50 Gesellschaften. In der Zählung berücksichtigt Union Investment auch Mandate bei nicht-börsennotierten Unternehmen.

Vielerorts fehlt es auch an Transparenz. Speziell die im Aufsichtsrat vorhandene Expertise über ESG-Themen muss aus Sicht von Union-Investment-Vorstand Frank Engels objektiv nachvollziehbar sein. Als positives Beispiel verweist Rothacker auf Commerzbank, die ausführlich darlege, welche ESG-Kompetenz im Kontrollgremium vorhanden ist.

Engels und Rothacker sprechen sich im Interview der Börsen-Zeitung für ein hybrides Hauptversammlungsformat aus. Es verbinde „das beste aus beiden Welten“, sagt Engels. Aktionäre könnten selbst entscheiden, ob sie im Saal oder am Bildschirm teilnehmen.

Die Vertreter der Fondsgesellschaft unterstützen zudem eine Abstimmung der Hauptversammlung über die Klimastrategie der Unternehmen, wie es in anderen Ländern schon üblich ist. Das Say on Climate könne ähnlich dem Say on Pay eine Signalwirkung haben. „So wird sichtbar, ob die Aktionäre die Strategie unterstützen“, sagt Rothacker.