Deutsche Glasfaser strebt sechs Millionen Kunden an
hei Frankfurt
Als „Flop 5 im OECD-Vergleich“ hat der CEO von Deutsche Glasfaser, Thorsten Dirks, die Position Deutschlands bei der Erschließung mit Glasfaser beschrieben. Die drückt sich aus in einer noch immer riesigen Erschließungslücke von 35 Millionen deutschen Haushalten, die bisher nicht an moderne Gigabit-Infrastruktur angeschlossen sind. Von dieser Lücke will auch die Deutsche Glasfaser profitieren.
Das Unternehmen, das den Finanzinvestoren EQT und Omers gehört und sich kürzlich bei einer der größten Finanzierungsrunden für Glasfaser-Infrastruktur in Europa frisches Fremdkapital von 5,75 Mrd. Euro besorgt hat, strebt über die nächsten Jahre insgesamt sechs Millionen Kunden an, wie Dirks im Internationalen Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten sagte. „Das kostet dann immerhin stolze 9 Mrd. Euro in Summe“, unterstrich der Manager, der seit gut einem Jahr an der Spitze von Deutsche Glasfaser steht.
Dirks war für entschieden mehr Tempo beim Ausbau der digitalen Infrastruktur, bei der Deutschland als „eines der größten Industrieländer“ leider „sehr weit zurückgefallen“ sei. Dazu bedarf es aus seiner Sicht beschleunigter Genehmigungsprozesse im Bauwesen sowie moderner kostengünstiger Verlegetechniken. Deutsche Glasfaser verlege ausschließlich im mindertiefen sogenannten Trenchingverfahren, bei dem der Untergrund mit einer Fräse eingeschnitten und anschließend wieder versiegelt wird. „Wo Gemeinden auf 60 cm Verlegungstiefe bestehen, treten wir nicht an“, unterstrich der Konzernchef. Verteuert werde der Ausbau hierzulande dadurch, dass es vielfach an Leerrohren fehle und aufwendige Grabungen notwendig werden.
Dirks rechnet jedenfalls für EQT mit einem Anlagehorizont von fünf bis sieben Jahren. Nachdem die Investoren die deutsche Glasfaserlücke in jüngster Zeit in einer Art „Goldrausch“ entdeckt hätten, erwartet er von 2024/25 an eine Konsolidierung der Branche. War der ländliche Raum in den ersten Jahren für Deutsche Glasfaser mehr oder minder ein Eldorado, trifft das Unternehmen nun regional durchaus auf Wettbewerber wie zum Beispiel Unsere Grüne Glasfaser (UGG), an der Telefónica und Allianz Global Investors beteiligt sind. „Es fließt derzeit sehr viel Geld in den Glasfaserausbau in Deutschland“, so Dirks. Der Manager plädiert „aus ökonomischen Gründen“ nachdrücklich für „ein Netz“ und keinen teuren Infrastrukturwettbewerb. Der Zugang sollte allen Service-Betreibern offenstehen und kommerziell verhandelt werden, so der Manager.