Logistik

Deutsche Post DHL hebt erneut Prognosen an

Deutsche Post DHL ist nach dem „mit Abstand besten Auftaktquartal aller Zeiten“, so CFO Melanie Kreis, noch optimistischer für das Gesamtjahr geworden. Für 2021 wurden die Prognosen für das operative Ergebnis, den Cash-flow und die Investitionen angehoben. Auch die Mittelfristziele wurden erhöht.

Deutsche Post DHL hebt erneut Prognosen an

md Frankfurt

Die Gruppe Deutsche Post hat nach Angaben von Finanzvorstand Melanie Kreis das „mit Abstand beste Auftaktquartal“ der Unternehmensgeschichte verzeichnet und nach dem jüngsten Umsatz- und Gewinnsprung ihre Prognosen für 2021 angehoben. Dabei hatte der Konzern erst Anfang April seine Schätzungen erhöht. Auch die Mittelfristziele schraubte der Logistikkonzern nach oben. Ursachen waren der anhaltende E-Commerce-Boom in der Coronakrise und die Erholung des Welthandels.

Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern nun einen operativen Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) von mehr als 6,7 Mrd. Euro; zuletzt hatte die Gruppe deutlich über 5,6 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. In den vier DHL-Geschäftsbereichen soll das Betriebsergebnis addiert oberhalb von 5,4 Mrd. Euro landen; bislang hatte die Gruppe rund 4,5 Mrd. Euro angepeilt. Im fünften Geschäftsbereich, Post & Paket Deutschland, sollen nun etwa 1,7 Mrd. Euro verdient werden; bisher waren als Ziel rund 1,6 Mrd. Euro kommuniziert worden.

Ebenfalls angehoben wurde auch die Prognose für den freien Cash-flow, der nun mehr als 3 Mrd. Euro nach bislang deutlich über 2,3 Mrd. Euro erreichen soll. Diese Erfolgsposition, die im ersten Quartal in der Gruppe üblicherweise negativ ist, fiel in diesem Jahr mit 1,18 Mrd. Euro stark positiv aus, wie CFO Kreis vor Journalisten betonte (siehe Grafik).

Investitionsziel erhöht

Zudem plant Deutsche Post DHL den Angaben zufolge, rund 3,8 (bisher: 3,4) Mrd. Euro mehr zu investieren. Der Wert bezieht sich auf die Brutto-Capex-Ausgaben; Leasingverpflichtungen sind darin nicht enthalten. Die Basis all dieser Prognosen ist die Erwartung, dass sich das Wachstum im B2C-Geschäft, also zwischen Unternehmern und Privatpersonen, im Jahresverlauf normalisieren wird und sich das globale B2B-Geschäft, d. h. zwischen zwei oder mehr Unternehmen, nach und nach erholen wird.

Für 2023 erwarten die Bonner nun ein operatives Ergebnis von mehr als 7 Mrd. Euro, nachdem zuvor über 6 Mrd. Euro prognostiziert worden waren. Die Schätzung des kumulierten freien Cash-flow für die Jahre 2021 bis 2023 wurde auf rund 9 Mrd. Euro angehoben; bislang war eine Spanne zwischen 7,5 Mrd. und 8,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Bei den kumulierten Investitionen (Brutto-Capex) werden nun rund 11 Mrd. Euro anvisiert; bisher galt die Bandbreite von 9,5 Mrd. bis 10,5 Mrd. Investitionen.

Zwischen Januar und Ende März stieg der Konzernumsatz um 22% auf 18,86 Mrd. Euro. Das organische Wachstum, also bereinigt um Wechselkursveränderungen, Akquisitionen und Asset-Verkäufe, hat laut Kreis bei 25,8% gelegen. Das operative Ergebnis (Ebit) kletterte auf 1,91 Mrd. Euro; das ist im Jahresvergleich ein Plus von 223%. Unter dem Strich vervierfachte sich der Gewinn nach Minderheiten auf 1,19 Mrd. Euro.

Zum Vergleich: Wettbewerber UPS steigerte im ersten Quartal den Umsatz um 27% auf 22,9 Mrd. Dollar und das operative Ergebnis um 158% auf 2,8 Mrd. Dollar.

Bis Ende April habe Deutsche Post DHL 174 Millionen Impfdosen ausgeliefert. Dies sei „aber kein wesentlicher Treiber für Umsatz oder Ebit“ gewesen, unterstrich Kreis.

Die organischen Wachstumsraten in den vier DHL-Sparten (siehe Tabelle) lagen den Angaben zufolge jeweils über den unbereinigten Prozentsätzen: Bei E-Commerce Solutions betrug das organische Plus 51,8%, bei Express 38,1%, bei Global Forwarding, Freight 37,1% und bei Supply Chain 4,7%.

Analysten spenden Applaus

Analysten mehrerer Research-Häuser, u. a. Goldman Sachs, J.P. Morgan und Stifel, äußerten sich insbesondere zum unerwartet hohen Free Cash-flow positiv. Die Kursziele der Analysten liegen durchweg oberhalb von 60 Euro. Am Mittwoch schloss der Kurs der Post-Aktie 4,6% fester mit 50,88 Euro. Die Aktie sei viel zu günstig, schrieb Andy Chu, Analyst der Deutschen Bank, dessen Kursziel bei 62 Euro liegt.

„Der anhaltende Boom im E-Commerce treibt die Sendungsmengen im nationalen und internationalen Paketgeschäft“, erläuterte Finanzchefin Kreis. Allein im deutschen Paketgeschäft lieferte der Konzern im ersten Jahresviertel 489 Millionen Pakete aus; das entspreche der Menge im vierten Quartal 2020 mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft. Al­lerdings werde das Briefgeschäft durch die Pandemie belastet; so sei das Dialogmarketing-Geschäft (Werbepost) kräftig zurückgegangen.

Der Lockdown in der Coronakrise hatte dem Online-Handel einen erheblichen Schub gegeben. Immer mehr Verbraucher ordern ihre Waren im Internet, und die Logistikkonzerne liefern die Waren aus. Die Unternehmen rechnen damit, dass der Trend auch nach der Pandemie anhält, wenn auch das Wachstumstempo nachlassen wird. „Die Pandemie hat die Entwicklung im E-Commerce um ein paar Jahre beschleunigt“, sagte Kreis.

Kreis erinnerte an Wachstumsprognosen für das B2C-Geschäft, die in Vor-Corona-Zeiten aufgestellt wurden: Diese gingen von einem Plus von 5 bis 7% pro Jahr aus. Dem Briefgeschäft wurde ein Schrumpfen um 2 bis 3% jährlich vorausgesagt.

Deutsche Post DHL
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal 
in Mill. Euro20212020
Umsatz18 86015 464
Operatives Erg. (Ebit)1 911592
Ebit-Marge (%)10,13,8
Steuerquote (%)28,024,0
Periodenergebnis1 190301
Operativer Cash-flow2 490750
Investitionen (Capex)704597
Freier Cash-flow1 183−409
Nettofinanzschulden11 82512 928
Börsen-Zeitung