Deutscher Mittelstand kehrt Großbritannien den Rücken

Brexit sorgt für große Bedenken - China profitiert trotz Streits mit den USA - Investitionen in Digitalisierung sind Schwerpunkt

Deutscher Mittelstand kehrt Großbritannien den Rücken

igo Stuttgart – Der deutsche Mittelstand blickt zuversichtlich in die Zukunft – sieht dabei aber die angelsächsischen Märkte zunehmend kritisch. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), für die bundesweit 278 Entscheider aus dem Mittelstand befragt wurden.Demnach bewerten 88 % der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als mindestens gut. 87 % erwarten auch in den kommenden sechs Monaten gute Geschäfte. Die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, folgern die Autoren, seien damit im Mittelstand nach acht Jahren Aufschwung überwunden. Ein Grund für die gute Stimmung sind brummende Exportgeschäfte, die für 76 % aller Befragten von Bedeutung sind. Allein auf das produzierende Gewerbe bezogen ist der Warenexport für mehr als 90 % relevant. 30 % der Befragten haben im vergangenen Halbjahr mehr exportiert als zuvor. Mit 26 % erwarten ähnlich viele Unternehmen auch auf Sicht von sechs Monaten weiteres Exportwachstum. Die wichtigsten Exportmärkte sind die Eurozone (90 %), China (25,4 %), Mittel- und Osteuropa (19,4 %), das Vereinigte Königreich (18,8 %) und die USA (17,7 %). Brexit macht unattraktivGroßbritannien und die USA werden jedoch zunehmend als weniger attraktive und verlässliche Märkte eingestuft. Gut 40 % sehen der Studie zufolge Großbritannien infolge des Brexit als Absatzmarkt negativ. Auch die USA wird in dieser Kategorie eher negativ eingestuft. Noch deutlicher fällt das Votum für die beiden Länder als Produktionsstandort aus. Den Fertigungsstandort Großbritannien beurteilt mehr als die Hälfte der Befragten negativ. Die US-Wirtschaftspolitik und speziell der Brexit werden für ausländische Firmen folglich auch als die größten politischen Risiken gesehen. “Das Vereinigte Königreich liegt damit noch hinter Nahost und Nordafrika. Der Brexit könnte zum Mittelstandsexit werden”, so LBBW-Firmenkundenvorstand Karl Manfred Lochner zu den Umfrageergebnissen.Vom Säbelrasseln zwischen China und den USA profitiert den Umfrageergebnissen zufolge eher China. Zwar schätzt nur jeder Zehnte die dortigen politischen Rahmenbedingungen als positiv ein. Allerdings heben knapp 35 % den chinesischen Absatzmarkt positiv hervor. Jeder Fünfte sieht China zudem als Produktionsstandort positiv. In beiden Kategorien werden lediglich Deutschland und Europa positiver eingeschätzt. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung rangiert China hinter Deutschland und der Eurozone und vor den USA auf Platz 3. Auch in dieser Kategorie schneidet Großbritannien bei der Umfrage am schlechtesten ab.Die meisten der befragten Unternehmen (68 %) haben in den kommenden sechs Monaten das Ziel, ihre Kosten zu senken und gleichzeitig die Investitionen, speziell in Digitalisierung und IT, auszubauen (74 %). Jeweils rund 40 % wollen zudem mehr Geld in Gebäude und Maschinen stecken.