Motorenbauer

Deutz sorgt sich um Lieferketten

Nach der gelungenen Aufholjagd im Vorjahr stellt der Motorenbauer Deutz seine Prognose „unter Vorbehalt“. Denn die Kriegsfolgen auf die Lieferketten sind nicht kalkulierbar.

Deutz sorgt sich um Lieferketten

ab Köln

Der Krieg in der Ukraine stellt den Motorenbauer Deutz vor neue Herausforderungen. Bereits im Schlussquartal mussten die Kölner aufgrund gestiegener Kosten für Transport, Energie und Rohstoffe einen Dämpfer im Ergebnis hinnehmen. Der Krieg hat die Karten in dieser Hinsicht neu gemischt, auch wenn Deutz-Chef Sebastian Schulte die Liefersituation derzeit noch als stabil einstuft. Entsprechend steht die Prognose für den neuen Turnus unter Vorbehalt. Die Folgen für Lieferketten, Rohstoff- und Transportkosten wie auch die Nachfrageentwicklung seien schwer abzuschätzen, sagte Schulte, der am 12. Februar Hals über Kopf den Vorstandsvorsitz übernommen hat.

Direkt ist Deutz allerdings nur in überschaubarem Umfang vom Krieg betroffen. In Russland, Belarus und der Ukraine wurde 2021 lediglich ein Umsatz von knapp 20 Mill. Euro erwirtschaftet, sagte Schulte. Das entsprach etwa 1 % des Konzernumsatzes. Das Neugeschäft in der Kriegsregion sei mittlerweile eingestellt, bestehende Aufträge würden noch abgearbeitet.

Neue Segmentstruktur

Ursprünglich hatte sich Deutz für den laufenden Turnus für Absatz, Umsatz, Umsatzrendite und Free Cashflow weitere Steigerungen ins Pflichtenheft geschrieben. Die Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sollte dabei auf 3,5 bis 5,5 % klettern nach 2,3 % im abgelaufenen Turnus.

Dabei sollte das Geschäft mit Diesel-, Gas und Bifuelmotoren (Classic) eine Marge von 4,5 bis 6,5 % schaffen, während im Geschäft mit elektrischen und Wasserstoffantrieben (Green) weiterhin hohe Anlaufverluste erwartet werden. Vom neuen Jahr an werden die Kölner in der neuen Segmentstruktur berichten.

Im abgelaufenen Turnus hat Deutz im Segment Classic 1,6 Mrd. Euro umgesetzt und operativ 63 Mill. Euro verdient, im Segment Green stand Erlösen von 54 Mill. Euro ein operativer Verlust von 26 Mill. Euro gegenüber. Für 2022 hatte Deutz zunächst mit Classic-Erlösen von 1,6 bis 1,75 Mrd. Euro und Green-Erlösen von 75 bis 100 Mill. Euro geplant.

Vorzieheffekte

Nachdem Deutz im ersten Pandemiejahr unter die Räder gekommen war, ist die Aufholjagd 2021 trotz zahlreicher Herausforderungen ge­glückt. So schnellte der Auftragseingang um über 50 % auf 2 Mrd. Euro in die Höhe. Darin enthalten sind allerdings auch einige Vorzieheffekte, wie Schulte erläuterte. Der Umsatz verbesserte sich um ein Viertel auf 1,6 Mrd. Euro, im bereinigten Ebit gelang ein Swing um 112 Mill. Euro auf 37 Mill. Euro. Dank niedrigerer Sonderlasten blieben unter dem Strich 38 (i.V. –108) Mill. Euro hängen.

Daran sollen die Aktionäre mit einer Dividende von 0,15 Euro je Aktie oder 18,1 Mill. Euro in Summe beteiligt werden. Ausgekehrt werden somit 47 % des Überschusses, auch wenn gemäß Dividendenpolitik nur 30 % vorgesehen sind. Letztlich kehrt Deutz damit aber lediglich auf das Vorkrisenniveau zurück. Die Aktionäre hatten zuletzt für das Geschäftsjahr 2018 eine Dividende gesehen.

Das kam an der Börse gut an. Der SDax-Wert legte in der Spitze um 9 % zu. Die Kursdelle, die der Führungsstreit im Februar – er gipfelte in der sofortigen Trennung von Vorstandschef Frank Hiller – ausgelöst hatte, ist damit jedoch nicht ausgebügelt.

Der Deutz-Chef kündigte an, ein neues Strategieprogramm für den Zeitraum 2022 bis 2025 zu erarbeiten. Es soll noch im ersten Halbjahr fertiggestellt und anschließend kommuniziert werden.

Deutz
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang2 0131 323
Absatz (Tsd. Stück)201151
Umsatz1 6171 296
Bereinigtes Ebit37– 75
Ebit-Marge (%)2,3– 5,8
Ebit34– 107
Konzernergebnis38– 108
Ergebnis/Aktie (Euro)0,32– 0,89
Dividende/Aktie (Euro)0,15
Free Cashflow22– 36
Nettoverschuldung8084
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