Christoph Klenk, Krones

„Die Fundamental-Indikatoren sind o.k.“

Vorstandschef und Finanzvorstand von Krones blicken optimistisch auf das Jahr 2022. Zum Halbjahr sind die Auftragsbücher gefüllt, der Stellenabbau wird vorzeitig beendet. Allerdings steigen die Materialpreise.

„Die Fundamental-Indikatoren sind o.k.“

Von Michael Flämig, München

„Die Fundamental-Indikatoren sind o.k.“, sagte Krones-Vorstandschef Christoph Klenk der Börsen-Zeitung mit Blick auf das Jahr 2022. Finanzvorstand Norbert Broger diagnostiziert anlässlich der Veröffentlichung des Halbjahresberichts ebenfalls einen anhaltenden Aufschwung: „Es reißt nicht ab.“ Zwar gebe es regionale Schwankungen im Krones-Absatz, aber er sei persönlich optimistisch, dass in Regionen mit hohen Impfquoten die vierte Welle nicht so komme, wie es teils befürchtet werde.

Der Hersteller von Verpackungs- und Getränkeabfüllanlagen hatte bei Vorlage der vorläufigen Quartalszahlen die Prognose 2021 erhöht (vgl. BZ vom 24. Juli). Das Unternehmen aus Neutraubling erwartet nun ein Umsatzplus von 7 bis 9% (zuvor 2,5 bis 3,5%) und eine operative Marge (Ebitda) von 7 bis 8% (zuvor 6,5 bis 7,5%). Den endgültigen Halbjahreszahlen zufolge stieg der Auftragseingang um 40,3% und der Umsatz um 1,3%. Die Ebitda-Marge betrug 8,0%.

Klenk wollte sich jedoch trotz des Anschwellens des Auftragsbuchs nicht darauf festlegen, dass die Umsätze 2022 über dem Niveau von 2019 landen könnten. Im laufenden Jahr werden zwischen 3,56 und 3,62 Mrd. Euro erwartet, im Jahr 2019 waren 3,96 Mrd. Euro erlöst worden. Der Krones-Chef sagte aber: „Wir sind grundsätzlich optimistisch auch fürs nächste Jahr, ohne eine finale Zusage über die Umsätze zu machen.“ Der interne Anspruch sei, dass der Umsatz mindestens das Vorkrisenniveau erreiche, wenn der Weltmarkt mitmache, ergänzte Broger. „Die Chancen stehen nicht schlecht.“

Stellenabbau beendet

KIenk begründete seinen Optimismus nicht nur mit der Höhe, sondern auch mit der Struktur der Aufträge. Denn aktuell sehe der Vorstand viele Investitionen von inhabergeführ­ten Unternehmen, die auf ihre natio­nalen Märkte ausgerichtet seien. Dagegen hielten die großen multi­nationalen Konzerne, die für 35% des Krones-Umsatzes ständen, ihre Investitionsbudgets noch auf dem Niveau des vergangenen Jahres: „Dies ist für uns ein positives Thema, weil sie wahrscheinlich nach­ziehen.“

Impulse erwartet er auch von einer vorerst anhaltenden Verlagerung der Nachfrage. Der Verkauf von Getränken in Hotels oder Bars sei zwar zurückgegangen. Aber der Getränkeabsatz sei in Summe nicht so stark geschrumpft wie zu Beginn der Pandemie gedacht, weil mehr für Handelsketten produziert werde. Daher müssten die Krones-Kunden auf ihre Kosten achten, weil sie im Einzelhandel stärker als in der Gastronomie unter Preisdruck ständen – und dementsprechend in modernere und effizientere Ab­füllanla­gen investieren. Krones bekomme beispielsweise viele Aufträge von Privat-Label-Herstellern, die für die großen Supermarktketten produzierten.

Arbeitsplätze baut Krones nicht mehr ab. „Das Thema ist für die Belegschaft durch“, sagte Klenk. Auch betriebsbedingte Kündigungen benötige man nicht. Krones habe von Dezember 2019 bis Ende Juli des laufenden Jahres 1260 Stellen in der Gruppe abgebaut, davon knapp 1000 in Deutschland, erläuterte Broger. Ursprünglich hätten im laufenden Jahr zusätzlich 200 Stellen reduziert werden sollen: „Jetzt haben wir alle Hände voll zu tun, die Auftragsflut ordentlich abzuarbeiten.“

Den Halbleiter-Mangel auf dem Weltmarkt bekommt auch Krones zu spüren. „Leider sind wir von Chip-Engpässen betroffen“, sagte Broger. Die Halbleiter seien in den Steuerungen enthalten, würden also indirekt eingekauft. Mit manchen Herstellern wie Siemens laufe es gut, weil es eine lange und professionelle Zusammenarbeit gebe. Mit einem Lieferanten aus den USA sei es im Moment kritisch. Broger rechnet damit, dass die Mangelverwaltung bis Mitte nächsten Jahres anhält. Zwar müsse das Unternehmen mit seinem Projektgeschäft nicht die Bänder stoppen, aber vereinzelt verlängerten sich Produktionszeiten. Teils würden Komponenten mit dem Flugzeug nachträglich auf Baustellen gebracht: „Es führt schon zu Unruhe in der Produktion.“

Den Anstieg der Materialkosten, der teils auch durch die höheren Frachtpreise bedingt ist, beziffert Broger für Krones auf 8%. Da diese Rohstoffe die Hälfte der Wertschöpfung der Krones-Abfüllanlagen ausmachten, hätten sich die Kosten pro Produkt um 4% erhöht. Zudem seien die Absatzpreise für Neumaschinen in der Coronakrise um 1 1/2 bis 2% gesunken: „Beides wollen wir uns über eine Preiserhöhung zurückholen.“ Die Preise wurden Anfang August um 6% erhöht. Es dauere zwischen drei und sechs Monaten, bis man einen derartigen Schritt flächendeckend im Markt umsetzen könne, sagte Klenk. Zudem seien die Rahmenbedingungen schwierig: „Einige kleinere Wettbewerber sind nicht so gut ausgelastet.“

Mit der ersten Jahreshälfte zeigte sich der Krones-Finanzvorstand sehr zufrieden: „Es war angesichts der Rahmenbedingungen mit einer Marge von 8% sehr ordentlich.“ Dass trotz des Umsatzanstiegs im zweiten Halbjahr für das Gesamtjahr nur 7 bis 8% angepeilt werden, begründete Broger mit mehreren Faktoren. Erstens schlügen die Materialpreiserhöhungen auf das Ergebnis durch, zweitens sei die Profitabilität mancher in der Krise angenommener Aufträge – die bis Ende 2021 abgearbeitet seien – nicht so hoch, und drittens sei in der zweiten Hälfte mit mehr Neumaschinenumsatz zu rechnen, der nicht so profitabel sei wie Service. Klenk bekannte sich trotzdem zu der Krones-Vorgabe, die Marge mittelfristig auf 9 bis 12% zu steigern: „Das Ziel steht völlig außer Frage.“ Krones werde davon profitieren, dass das Unternehmen trotz Corona die großen Hausaufgaben weiterverfolgt habe: Digitalisierung samt Ausbau des Servicegeschäfts, Aufbau des Werks in Ungarn mit weiteren Potenzialen und Belieferung der asiatischen Märkte von China aus. Zudem verfolge Krones weiterhin Kostensenkungsprojekte.

Aktienkurs steigt

Krones hat auch an der Börse einen Lauf. Am Dienstag stieg der Kurs auf den höchsten Stand seit April 2019, am Ende des Xetra-Handels betrug das Plus 2,7% auf 86,50 Euro. Damit hat sich der Kurs seit dem Pandemie-Tief im März 2020 verdoppelt. Die Underperformance zum SDax wurde wettgemacht (siehe Grafik). Dass die Bewertung so stark steigt, macht den Vorständen nicht Bange. „Wir fühlen uns wohl damit“, sagte Broger. Mit der zunehmenden Erholung sieht er weiteres Potenzial für den Kurs.

Krones habe in der Krise bewiesen, dass die internationale Aufstellung ein Asset sei, sagte Klenk. Man sei in 156 Ländern vertreten und agiere in mehr als 60 Ländern mit eigenen Beschäftigten. Beispielsweise habe man nach China in den letzten 16 Monate keinen einzigen Servicetechniker reisen lassen, aber mit der chinesischen Mannschaft alle Anlagen zur Zufriedenheit der Kunden in Betrieb genommen: „Wenn erkannt wird, dass wir so stabil auch unter diesen Rahmenbedingungen unsere Geschäfte abwickeln, wird dies unseren Aktienkurs nochmals befördern.“

Krones
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20212020
Umsatz17201699
Ebitda in % vom Umsatz8,07,0
Ebit7233
Vorsteuerergebnis7632

 in % vom Umsatz

4,41,9
Nettoergebnis5722
Freier Cash-flow35− 65
Beschäftigte (Anzahl)1623216906
Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.