Übernahmen

Digitalisierung treibt M&A an

Das weltweite M&A-Volumen ist im vergangenen Jahr um 62% auf 5,9 Bill. Dollar gestiegen. Die beschleunigte Digitalisierung und der Spac-Boom haben zu dem Rekordwert beigetragen.

Digitalisierung treibt M&A an

hek Frankfurt

Das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen brummt. Die weltweiten M&A-Aktivitäten sind im vergangenen Jahr auf ein Rekordvolumen von 5,9 Bill. Dollar geklettert, berichtet die Unternehmensberatung Bain & Company. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 von 4,0 Bill. Dollar ergibt sich ein Anstieg um rund die Hälfte. Der bisherige Spitzenwert, der in den Jahren 2007 und 2015 erreicht wurde, lag bei 4,6 Bill. Dollar.

Der disruptive Wandel in etlichen Wirtschaftsbereichen schiebe das globale M&A-Geschäft an, berichtet Bain. Branchenübergreifend seien Käufer am Erwerb digitaler Vorreiter interessiert. Das Spektrum reiche von Quick-Commerce-Anbietern im Handel bis zu Spezialisten im Finanzwesen für „Jetzt kaufen, später bezahlen“. Im Techsektor erwerben große Player den Angaben zufolge bis zu 30 kleinere Firmen pro Jahr.

Höhere Bewertungen

Hohe Bewertungen schrecken kaufwillige Unternehmen kaum ab. Zumal die niedrigen Zinsen strategischen Käufern und Finanzinvestoren Akquisitionen erleichtern. Durchschnittlich haben Erwerber im vergangenen Jahr laut Bain das 15,4-Fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gezahlt. Zwei Jahre zuvor sei es erst das 13,0-Fache gewesen. Für Übernahmen im Techsektor legten Käufer sogar das 25-Fache auf den Tisch.

„An den Kapitalmärkten werden noch höhere Multiples gezahlt“, sagt Bain-Partner Tobias Umbeck. Daher seien nichtbörsennotierte Firmen weiter attraktiv. Im Healthcare-Sektor seien die Preise für Vermögenswerte ebenfalls stark gestiegen, die Multiplikatoren lägen bei 20.

Spac-Boom beflügelt

Rund um den Globus zählt Bain für 2021 mehr als 20 000 Fusionen und Übernahmen durch Unternehmen. Das seien knapp zwei Drittel des gesamten Dealvolumens. Im Vergleich zum Vorjahr legten die Transaktionen der sogenannten strategischen Käufer um 47% zu.

Der Spac-Boom hat das Übernahmegeschäft zusätzlich angeheizt. Bei Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) handelt es sich um leere Firmenhüllen, die über einen Börsengang Geld einsammeln, um ein Unternehmen zu erwerben. Laut Bain sind die Übernahmen durch Spacs 2021 im Vergleich zu 2020 um 174% in die Höhe geschossen. Beinahe verdoppelt haben sich die Investments von Venture-Capital-Gebern.

Laut Umbeck hat sich das M&A-Geschäft in den vergangenen zwanzig Jahren rasant verändert. Es gebe mehr potenzielle Käufer und entsprechend mehr Wettbewerb. Das treibe die Preise.

Für das laufende Jahr erwarteten M&A-Verantwortliche ein weiter florierendes Übernahmegeschehen, berichtet Bain auf Basis einer Befragung von 280 Experten. „Bislang gibt es keine Anzeichen, dass die Rally in absehbarer Zeit enden wird“, schreibt die Unternehmensberatung.

Mitarbeiterbindung

89% der Befragten gingen davon aus, dass ihr Unternehmen das Engagement beibehalten oder ausbauen wird. Für immer mehr Unternehmen seien Zukäufe unverzichtbar, um mit dem Wandel ihrer Branche Schritt zu halten, konstatiert M&A-Experte Umbeck. Die Pandemie habe das Veränderungstempo nochmals erhöht, speziell in der Digitalisierung. Vor allem die Nachfrage nach neuen technologischen Fähigkeiten und Innovationen werde weiter zunehmen, erwartet Bain.

Darüber hinaus stünden Käufer in vielen Branchen verändernden strategischen Prioritäten wie ESG (Umwelt, Soziales, Governance) gegenüber. Dies zwinge Unternehmen, Portfolios und M&A-Roadmaps neu zu bewerten. Bisher beschäftigten sich erst 11% der Befragten im Kaufprozess intensiv mit Nachhaltigkeitsaspekten. Der Erfolg einer Übernahme hängt laut Bain vor allem davon ab, die jeweiligen Teams an Bord zu halten. Die Rolle der Beschäftigten in der neuen Organisation müsse frühzeitig klar sein. Bain rät, die Integration durch ein Change Management zu begleiten.