Dirigent des Erfolgs
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Den Jüngsten wird oft der größte Hunger nachgesagt. Zumindest bei den fünf SAP-Gründern hat die populäre These in Hasso Plattner ihre Entsprechung gefunden. Denn während sich die anderen vier Mitgründer allesamt seit mehr als einem Jahrzehnt aus Strategie und operativem Geschäft des Softwareriesen heraushalten, sitzt Plattner entgegen früheren Plänen als Vorsitzender des Aufsichtsrats noch immer an entscheidender Stelle und hat die wichtigsten Softwareweichen auch nach dem Ausscheiden aus dem Vorstand noch mit gestellt.
Bei dem einzigen unter 30-Jährigen bei SAP-Gründung ist die Leidenschaft für Software, Technologie und den Walldorfer Konzern bis heute nicht erloschen. Dietmar Hopp, der nach dem Börsengang etwa deutlich länger an der Konzernspitze stand als der damalige Technologiechef Plattner, hat in der Zeit nach SAP mit Investitionen in Biotech-Firmen wie Curevac und als Fußball-Mäzen neue Betätigungsfelder für sich entdeckt. Plattner ist auch außerhalb von SAP eng mit dem Softwarekonzern verbandelt. Mit dem von ihm finanzierten Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam hat der Milliardär eine technologiefokussierte Hochschule von weltweit hohem Ansehen in Deutschland etabliert, die in Forschung und Ausbildung eng mit Eliteuniversitäten wie Stanford sowie der Wirtschaft kooperiert. Zudem war das HPI entscheidend an der Entwicklung der In-Memory-Datenanalyse-Plattform Hana beteiligt.
Zwar sind die HPI-Absolventen bei diversen Konzernen gefragt. Nicht wenige gehen nach dem Abschluss aber auch zu SAP. So ist etwa der aktuelle Technologievorstand Jürgen Müller Absolvent des HPI.
Dass Plattner selbst in fortgeschrittenem Alter die technologische Fortentwicklung von SAP nicht nur versteht, sondern vorantreibt, hat er seinem Institut, aber auch der stets engen Zusammenarbeit mit den innovativen IT-Führungskräften zu verdanken: Shai Agassi, Vishal Sikka oder Lars Dalgaard – immer wieder hatte Plattner neue Sparrings-Partner, mit denen er SAP technologisch voranbrachte.
Der 78-Jährige, der längst in Kalifornien zu Hause ist, hatte zuletzt angesichts zahlreicher Wechsel im SAP-Vorstand und den unmittelbaren Ebenen darunter wieder etwas mehr zu tun. Nun gilt es, auch noch einen Nachfolger für den langjährigen CFO Luka Mucic zu finden. Der wesentliche Dirigent des SAP-Erfolgs der vergangenen 50 Jahre ist also weiter in seinem Element.