Diversity-Primus Telekom
Dank Verbesserungen in der Vorstandsvergütung und Geschlechterparität im Aufsichtsrat steht die Deutsche Telekom in diesem Jahr auf dem Siegertreppchen im Gender Diversity Index der Boston Consulting Group. Insgesamt haben die deutschen Top-100-Firmen aber noch einen weiten Weg vor sich. ab Köln – Die Deutsche Telekom hat sich in diesem Jahr den Spitzenplatz im Gender Diversity Index der Boston Consulting Group (BCG) erarbeitet. Mit 79 Punkten hat der Bonner Telekommunikationskonzern den Vorjahressieger Aareal Bank und den Pharmakonzern Merck – beide erzielten jeweils 78 Punkte – hinter sich gelassen, wie aus der Analyse der Top 100 der börsennotierten Gesellschaften hervorgeht, die das Beratungsunternehmen in Kooperation mit der Technischen Universität München zum vierten Mal erstellt hat. Auf den Plätzen folgen Ceconomy, Fuchs Petrolub und Henkel. Am anderen Ende des Spektrums stehen mit Hypoport, Nemetschek und Teamviewer drei Firmen, die im Index gar keinen Punkt erzielt haben.Dass es bei der Telekom in diesem Jahr für den Spitzenplatz reichte, ist den Angaben nach vor allem auf Verbesserungen in der Vorstandsvergütung wie auch die Parität im Aufsichtsrat zurückzuführen. Das Beispiel Telekom belegt nach Einschätzung der Studienautoren aber auch, dass Unternehmen mit konkreten Zielvorgaben hinsichtlich des Frauenanteils in Top-Positionen im Zeitablauf auch signifikant höhere Werte erreichen. “Eine selbstgesetzte Zielgröße für den Vorstand ist die Mindestvoraussetzung für mehr Geschlechtervielfalt”, kommentiert Nicole Voigt, Partnerin bei BCG und Co-Autorin der Studie, und verweist darauf, dass es Firmen mit konkreten Zielgrößen auf einen Frauenanteil im Vorstand von 13 % bringen. Der vergleichbare Anteil bei Firmen ohne Zielvorgabe liege bei lediglich 4 %.Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt die Entwicklung über die letzten vier Jahre. Denn sowohl in den Vorständen als auch in den Aufsichtsräten hat sich der Frauenanteil 2020 im Vergleich zum Vorjahr nur um jeweils einen Prozentpunkt auf durchschnittlich 10 % (Vorstand) bzw. 33 % (Aufsichtsrat) verbessert. Mehr als die Hälfte der Firmen aus den Top 100 haben keine einzige Frau im Vorstand, 19 der Unternehmen erreichen nicht einmal die seit 2016 gesetzlich vorgeschriebene Quote für den Aufsichtsrat von 30 %. International abgeschlagenBesser sieht es bei der Vergütung aus. Der sogenannte Gender Pay Gap, also die Kluft zwischen der Vergütung von Frauen im Vorstand im Vergleich zur Vergütung ihrer männlichen Vorstandskollegen, ist kleiner geworden. Klaffte 2019 noch eine Lücke von 23 %, sind es 2020 nur noch 14 %. Im Aufsichtsrat beläuft sich die Gehaltslücke nach der Studie auf unverändert 17 %. Und besser noch: “Wären Frauen und Männer zu gleichen Teilen in den besser bezahlten Vorstandspositionen vertreten und gleich lange im Amt, gäbe es keinen Gender Pay Gap”, sagt Voigt. Um die Diversität im Vorstand langfristig zu steigern, müssten mehr Frauen in businessnahe Vorstandspositionen gebracht werden.”Verändern sich die Top-100-Konzerne im bisherigen Tempo weiter, erreichen sie Geschlechterparität in Vorstand und Aufsichtsrat erst 2053″, sagt Marcus van der Vegte, BCG-Partner und Co-Autor der Studie. Großbritannien würde den Anteil von 50 % dagegen schon 2034 erreichen. Doch auch Frankreich (2039) und Spanien (2047) wären schneller am Ziel als Deutschland.Nach Ansicht der Studienautoren sind vor allem zwei Dinge für den Diversity-Erfolg entscheidend: messbare Ziele und ein Maßnahmenset. Als Beispiel verweist van der Vegte auf die Aufnahme von Diversitätszielen in die Vorstandsvergütung. Wichtig sei auch, Frauen in höher dotierte Vorstandspositionen zu bringen. Nur so bekämen Frauen überhaupt die Chance, in eine CEO-Rolle zu gelangen, ergänzt Voigt.