Dividende bei Zalando weiter kein Thema
Dividende bei Zalando weiter kein Thema
kro Frankfurt
Europas größter Online-Modehändler Zalando hat Forderungen von Aktionären nach einer Gewinnbeteiligung in Form einer Dividende eine Absage erteilt. „Wir investieren auch weiter in die Zukunft, daher planen wir, keine Dividende auszuschütten“, sagte Mitgründer und Co-CEO Robert Gentz am Freitag auf der virtuell stattfindenden Hauptversammlung des Dax-Unternehmens. Aktionärsschützer kritisierten das Format erneut als zu steril und forderten Zalando auf, künftig mindestens zu einer hybriden Hauptversammlung überzugehen.
Der Konzern hat seit seinem Börsengang im Jahr 2014 noch nie eine Dividende gezahlt. In der Corona-Pandemie hatten die Anleger durch das starke Umsatzwachstum zwar zeitweise von außergewöhnlich hohen Kurswachstumsraten profitiert. Mittlerweile liegt der Kurs aber wieder nur leicht über dem damaligen Ausgabepreis von 21,50 Euro. „Da fragt man sich schon als Aktionär: Wo ist eigentlich der Mehrwert?“, sagte Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in Berlin. Er forderte, dass bei Zalando in Zukunft trotz Investitionsplänen, „ein Ausgleich für Aktionäre geschaffen werden" müsse.
Zalando-Finanzchefin Sandra Dembeck wies die Kritik an der Gewinnverwendung mit Blick auf das jüngste Strategieupdate des Konzerns und derzeitige Analystenempfehlungen zurück. Mit den zwei „Wachstumssäulen“ Privat- und Firmenkundengeschäft zeige man „mittel- und langfristig ein attraktives Finanzprofil“, so die Managerin. „Die 30 Analysten, die uns bewerten, sehen noch viel Potenzial in der Zalando-Aktie. Rund 77% empfehlen, die Aktie zu kaufen und das Durchschnittskursziel liegt bei über 32 Euro und somit mehr als 30% über dem aktuellen Aktienkurs.“
Nächste Billigkonkurrenz aus China droht
Zalando hatte im März angekündigt, das Endkundengeschäft in einigen Bereichen wie Sportkleidung auszubauen und die bestehende Logistik-Infrastruktur sowie Software-Produkte für Firmenkunden zur Mitnutzung öffnen zu wollen. Bis zum Jahr 2028 will das Unternehmen beim Bruttowarenwert und beim Umsatz eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate zwischen 5% und 10% erreichen.
Dabei sorgen chinesische Billigkonkurrenten wie Shein, Temu oder neuerdings auch Tiktokshop unter Beobachtern immer wieder für Bedenken über das zukünftige Marktpotenzial. Die Shoppingfunktion des vor allem unter Jugendlichen beliebten Videodienstes Tiktok ist in Deutschland noch nicht verfügbar, läuft dafür aber bereits schon in den USA, Großbritannien und in einigen asiatischen Ländern. Zalando verweist in der Angelegenheit regelmäßig darauf, sich mit seinem Fokus auf Markenprodukte von der Konkurrenz abzuheben. „Letztendlich riskieren es die Berliner damit aber auch, die Chance zu verspielen, die junge Zielgruppe langfristig an sich zu binden“, sagt Christiane Hölz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Vorstandsvergütungssystem auf „gutem Weg“
Dem im März angepassten Vergütungssystem für die Zalando-Vorstandsmitglieder kann die Aktionärsschützerin immerhin schon einiges Positives abgewinnen. Es sei noch nicht perfekt, „aber auf einem guten Weg“, sagte Hölz. Die vom Aufsichtsrat beschlossenen Änderungen beinhalten unter anderem die Einführung eines variablen Vergütungsbestandteils, in den erstmals finanzielle Leistungsindikatoren einfließen. Daneben werden die Mitglieder des Vorstandes verpflichtet, 50% der Nettoauszahlungen aus der kurzfristigen variablen Vergütungskomponente in Zalando-Aktien mit einer Haltefrist von einem Jahr zu reinvestieren. Dass das neue System nicht direkt für alle Vorstandsmitglieder gilt, sondern lediglich für alle ab dem 18. Mai 2024 abzuschließenden oder zu verlängernden Verträge, kritisierte Hölz allerdings.
Schneiders Rolle „entscheidend“ für Wachstum
Der Modehändler nutzte die Hauptversammlung denn auch, um etwaige Irritationen um die jüngst angekündigte Personalveränderung im Vorstand zumindest ein wenig aus dem Weg zu räumen. Erst zu Beginn der Woche hatte Zalando mitgeteilt, dass Mitgründer David Schneider seine Rolle als Co-CEO im September aufgibt und sich im Vorstand weiter auf den Aufbau von Partnerschaften und die Weiterentwicklung der Marke Zalando konzentrieren wird. An seine Stelle rückt dann der bisherige COO David Schröder.
Schneider habe sich selbst zu den Schritt entschieden und bereite damit auch nicht seinen Abschied vor, sagte Vize-Aufsichtsratschefin Marielle Röhm-Kottmann. „Im Gegenteil: Seine Rolle ist entscheidend für die Umsetzung von Zalandos Wachstumsstrategie“, so die stellvertretende Chefkontrolleurin.