Medizintechnik

Drägerwerk hält Dividende trotz Verlusts stabil

Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk ist 2022 wegen Lieferkettenproblemen und hohen Beschaffungskosten in die roten Zahlen gerutscht. Die Dividende wird stabil gehalten.

Drägerwerk hält Dividende trotz Verlusts stabil

ste Hamburg

Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk ist 2022 erstmals seit dem Jahr 2000 unter dem Strich in die roten Zahlen gerutscht, will aber eine im Vorjahresvergleich unveränderte Dividende zahlen. Wie das familiendominierte Unternehmen aus Lübeck bei der Vorstellung der Geschäftsjahresbilanz am Donnerstag mitteilte, sollen die Anteilseigner eine Dividende von 0,19 Euro je Vorzugsaktie und von 0,13 Euro je Stammaktie erhalten. In diesem Jahr will Drägerwerk in die Gewinnzone zurückkehren.

Man werde eine ordentliche Dividende zahlen, wenn beide Bedingungen – neben Gewinnen eine Eigenkapitalquote über 40% – erfüllt seien, sagte Vorstandschef Stefan Dräger der Börsen-Zeitung. Die Eigenkapitalquote lag Ende vorigen Jahres mit 42,5 (i.V. 39,7)% auch aufgrund einer Änderung der Verzinsung von Pensionsverpflichtungen über der Zielmarke. Für 2022 weist der Konzern indes einen Nachsteuerverlust von −63,6 (+154,3) Mill. Euro aus.

Drägerwerk bestätigte die bei der Vorlage vorläufiger Zahlen am 17. Januar veröffentlichte Prognose, die für 2023 einen Umsatzanstieg zwischen 5,5 und 9,5% bzw. währungsbereinigt zwischen 7 und 11% sowie eine operative Rendite (Ebit-Marge) zwischen 0 und 3% vorsieht. Die Annahmen basieren auf der Erwartung einer verbesserten Verfügbarkeit von Elektronikkomponenten und damit einer Verbesserung der Lieferfähigkeit. Dies würde auf Basis des hohen Auftragsbestands die Umsatzrealisierung beschleunigen und damit eine Rückkehr zu Wachstum und Profitabilität ermöglichen, so der Konzern. Weitere Preiserhöhungen sollen dazu beitragen, die negativen Folgen der hohen Inflation auf das Ergebnis abzufedern.

Die Vorzugsaktie des SDax-Unternehmens, 2022 um rund 24% auf 41,75 Euro gesunken, legte am Donnerstag zunächst um bis zu 1,2% auf 42,85 Euro zu, ehe das Papier ins Minus rutschte. Vorstandschef Dräger sagte, Schwierigkeiten auf den Beschaffungsmärkten hätten für einen höheren Teil im Auftragsbestand gesorgt, der 2022 nicht zu Umsatz führte. Dieser zusätzliche Teil von geschätzten 230 Mill. Euro hätte bei Umwandlung in Erlöse und einer durchschnittlichen Marge einen operativen Ergebniseffekt von 100 Mill. Euro ausgemacht sowie eine schwarze Null ermöglicht. Tatsächlich verbuchte Dräger 2022 durch einen um 8,5 (währungsbereinigt: 11,5)% auf 3,05 Mrd. Euro gesunkenen Umsatz infolge der „Normalisierung“ des coronabezogenen Geschäfts sowie höherer Kosten ein Ebit von –88,6 (i.V. +271,7) Mill. Euro bzw. eine Ebit-Marge von −2,9 (+8,2)%. Dabei legte der Auftragseingang um 6,4 (währungsbereinigt: 2,9)% auf 3,28 Mrd. Euro zu. Zudem fielen 2022 Mehrkosten von 80 Mill. Euro für die Beschaffung von Teilen an. Ohne diese wäre Drägerwerk operativ in den schwarzen Zahlen geblieben, so Dräger.

Der Vorstandschef erwartet, dass 2023 knapp die Hälfte der prognostizierten Umsatzsteigerung aus Preiserhöhungen und der Rest aus verbesserten Leistungen resultieren wird. Die Sicherheitstechnik werde etwas mehr zu den Preisverbesserungen beitragen als die Medizintechnik. Man müsse Preise erhöhen, unterstrich Dräger. So seien die Energiekosten in Lübeck von 6,9 Cent je Kilowattstunde auf 47,6 Cent für 2023 gestiegen.

Infolge der Sanktionen gegen Russland aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich der Anteil des russischen Geschäfts von Drägerwerk am Konzernumsatz auf knapp 1% halbiert. US-Konkurrent General Electric habe hingegen seinen Anteil gehalten, das chinesische Unternehmen Mindray seinen Anteil mehr als verdoppelt.

Drägerwerk
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Auftragseingang3 2853 088
Umsatz3 0453 328
Ebit–89272
Ebit-Marge (%)–2,98,2
Jahresergebnis–64154
Erg. je Vz.-Aktie (Euro)–3,317,19
Erg. je St.-Aktie (Euro)–3,477,13
Divid. je Vz.-Aktie (Euro)0,190,19
Divid. je St.-Aktie (Euro)0,130,13
Operativer Cashflow–144385
Investitionen131194
Nettofinanzschulden259–24
Eigenkapitalquote (%)42,539,7
Beschäftigtenzahl16 21915 900
Börsen-Zeitung