Drei Viertel der Bevölkerung für Biosprit-Einsatz
md Frankfurt
Angesichts deutlich steigender Preise für Lebensmittel, der kritischen Haltung einiger G7-Länder gegenüber Biosprit, darunter Deutschland, sowie negativer Medienberichte kann leicht der Eindruck entstehen, dass sich die Bevölkerung mehrheitlich eine Einschränkung des Angebots an Biodiesel und „E10“ wünscht. Dem steht nun das Resultat einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar entgegen. Danach sprechen sich mehr als drei Viertel (77%) der befragten 1009 Personen für die dauerhafte Beibehaltung von Biokraftstoffen aus. Dies gelte trotz des Ukraine-Kriegs und der verbundenen stärkeren Nachfrage nach Agrarrohstoffen, etwa Pflanzenöle und Futtergetreide, die auch zur Biospritherstellung eingesetzt werden.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) hatte im Mai einen Gesetzesvorschlag zur baldigen Beendigung der Nutzung nachhaltiger Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse angekündigt und war dabei von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen) unterstützt worden. Zudem wurde bekannt, dass sich mehrere Länder in der G7-Gruppe dafür starkmachen, auf Biospritvorschriften vorübergehend zu verzichten, um den Aufwärtstrend der Nahrungsmittelpreise zu dämpfen.
Doch die Ergebnisse der Studie zeigen gemäß einer Mitteilung des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), der neben anderen Biospritverbänden die Umfrage in Auftrag gegeben hatte, dass das Vorhaben der Bundesregierung bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung keine Unterstützung findet. Zwei Drittel der Anfang Juni von Kantar Befragten seien zudem von der Klima- und Umweltschutzleistung nachhaltiger Biokraftstoffe überzeugt und ständen diesen positiv gegenüber. Nur jeder Vierte sei aus unterschiedlichen Gründen skeptisch gegenüber Biokraftstoffen eingestellt. Gut ein Viertel der Bevölkerung sei darüber hinaus der Meinung, dass Biokraftstoffe schon heute einen hohen Klimabeitrag leisten und dass dieser Beitrag in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch steigen wird – „trotz eines politisch forcierten und sich zügig realisierenden Markthochlaufs der Elektromobilität“, wie es heißt.
„Die Umfrage zeigt, dass sich die Menschen in ihrer positiven Meinung zu Biokraftstoffen von der laufenden, undifferenzierten Negativkampagne nicht beirren lassen“, kommentiert der Vorsitzende des BDBe, Norbert Schindler, die Umfrageergebnisse.
Laut dem BDBe sparen Bioethanol und Biodiesel jährlich etwa 10 Mill. Tonnen CO2 ein. Ohne die Biokraftstoffe seien die Klimaschutzziele im Verkehr nicht erreichbar. Außerdem helfe Biosprit, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern (Öl, Erdgas, Kohle) sowie von Importen aus Drittländern zu verringern.
In Deutschland enthalten die derzeit an Tankstellen angebotenen Benzinsorten zwischen 5% und 10% nachhaltiges Bioethanol. Zu den börsennotierten Produzenten gehören Verbio und die Südzucker-Tochter Cropenergies, die am Mittwoch einen deutlichen Anstieg von Umsatz und Ergebnis im laufenden Quartal (31. August) angekündigt hatte.