Drohender Verkauf schickt Tim-Kurs in den Keller
bl Mailand
Der Aktienkurs von Telecom Italia (TIM) ist seit Tagen im Sinkflug. Am Mittwoch gab der Wert um gut 3 % auf knapp 41 Cent nach. Die weitere Entwicklung bei dem Unternehmen, für das der US-Investor KKR im November ein nicht-bindendes Angebot über 11,8 Mrd. Euro vorgelegt hat, ist unsicher. Analysten haben zunehmend Zweifel, dass der Investor, der 50,5 Cent je Aktie geboten hat, zum Zug kommt.
Generaldirektor Pietro Labriola, der als Favorit für den Posten des CEO gilt, den der Verwaltungsrat am Freitag bekannt geben will, hat bei einem informellen Treffen im Aufsichtsgremium verschiedene Szenarien für einen neuen Strategieplan des Unternehmens vorgelegt. Hauptszenario ist eine Aufspaltung in zwei Unternehmen, die beide börsennotiert sein sollen: eine Netzgesellschaft, die womöglich mit der konkurrierenden und von der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) kontrollierten Gesellschaft Open Fiber fusionieren würde, und eine Servicegesellschaft. Bei Letzterer könnte der französische TIM-Großaktionär Vivendi (23,9 %) beteiligt bleiben. Der italienische Staat aber könnte seine in der Netzgesellschaft gebündelten „strategischen Interessen“ schützen. Die Realisierung eines solchen Projekts wäre aber kompliziert und langwierig, und es gibt Zweifel am wirtschaftlichen Sinn.
Rom kann gegen eine Übernahme ein Veto einlegen. Vivendi hat erklärt, die KKR-Offerte abzulehnen. Es ist aber unklar, ob Vivendi zu einem Verkauf bereit wäre, wenn KKR das Angebot aufstocken würde oder gar ein Bieterwettkampf mit einem dritten Interessenten ausbrechen würde.
Unterdessen dürfte der Druck auf TIM, die in den letzten Monaten drei Gewinnwarnungen herausgeben musste, wachsen. Iliad, bisher nur in Italiens Mobilfunkgeschäft tätig, ist nun auch in den Festnetzmarkt eingestiegen, was den Preiskampf stark anheizen und die Wettbewerbsposition von TIM verschlechtern dürfte.