DSW: Vergütungsthemen beleben Hauptversammlungen

Deutlich geringere Zustimmungsquoten für Vorstandsentgeltsysteme - Springer-Chef Döpfner steigt zum Spitzenverdiener auf

DSW: Vergütungsthemen beleben Hauptversammlungen

po Frankfurt – Nach wie vor ein Aufreger auf Hauptversammlungen von Dax-Unternehmen sind die Vergütungssysteme für die Vorstände. Acht der 30 Dax-Unternehmen haben nach dem Motto “Say on Pay” ihre Entgeltsysteme zur Abstimmung vorgelegt. Laut Deutscher Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) waren dabei die Zustimmungsquoten mit gut 76 % signifikant niedriger als ein Jahr zuvor, als noch mit 93 % positiv abgenickt wurde. Eine krachende Niederlage, so DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler bei Vorstellung der mit der Technischen Universität München zusammen erstellten 15. Vorstandsvergütungsstudie, habe beispielsweise die Deutsche Bank erlitten. Bei ihrem Aktionärstreffen sei das vorgestellte Vergütungssystem lediglich von 48 % des anwesenden Kapitals gebilligt worden. Obwohl dieser Entscheid nicht verpflichtend sei, habe Aufsichtsratschef Paul Achleitner angekündigt, das System anzupassen und erneut zur Diskussion zu stellen. Vorbild Munich ReKritisch merkt Tüngler an, dass das Interesse der Unternehmen, über ihre Vergütungssysteme für Vorstände abstimmen zu lassen, nicht sonderlich ausgeprägt sei. Seit 2010 hätten sechs Gesellschaften die Anteilseigner gerade einmal befragt. Bei Dax-Neuling ProSiebenSat.1 habe das Thema noch nicht einmal auf der Tagesordnung gestanden. Immerhin 29 von 30 Dax-Werten haben mittlerweile Say-on-Pay-Abstimmungen durchgeführt. Als vorbildlich kann Munich Re gelten, die seit 2010 jedes Jahr das Vergütungssystem den Aktionären zur Billigung vorlegten.Tüngler fordert, die Unternehmen sollten regelmäßig und anlassbezogen die erneute Zustimmung der Eigentümer einholen. Das Thema Vorstandsvergütung habe im Laufe der vergangenen 15 Jahren jedenfalls nichts an Aktualität eingebüßt. Und Kritikern des Instituts Hauptversammlung entgegnet der DSW-Hauptgeschäftsführer: “Die Hauptversammlung lebt!”Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Überarbeitung der Aktionärsrechterichtlinie liege wohl auch dieses Jahr auf Eis. Frühestens in der Hauptversammlungssaison 2020 dürften darin enthaltene Änderungen greifen. Dann dürfte möglicherweise das sogenannte Opting-out, mit dem Gesellschaften den individualisierten Ausweis der Vorstandsgehälter ausschließen können, wegfallen. Das könnte vor allem für kleinere Gesellschaften ungemütlich werden. “Das Opting-out ist ein alter Zopf aus den Zeiten der Intransparenz, der getrost abgeschnitten werden kann”, meint Tüngler. Dreifache Zäsur2015 seien gleich drei Ären zu Ende gegangen. So habe erstens – nach dem Ausscheiden von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn – kein Vorstandschef mehr ein zweistelliges Millionengehalt bezogen. Mit Dieter Zetsche gab es zum Zweiten einen neuen Dax-Spitzenverdiener, und zum Dritten gehörte der bestverdienende Manager Deutschlands nicht einem Dax-, sondern einem MDax-Unternehmen an: Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner strich 9,6 Mill. Euro ein. Im Dax-Schnitt lagen laut Gunther Friedl, BWL-Professor an der TU München, die VW-Vorstände 2015 mit knapp 7 Mill. Euro Vergütung weiter vorn. Dax-Finanzvorstände verdienten mit durchschnittlich 2,8 Mill. Euro deutlich weniger als die CEOs (siehe Tabellen).Immerhin sanken die Dax-Vorstandsgehälter im Dax im Schnitt um 1,8 %. Das hing mit der Ergebnisentwicklung zusammen, vor allem aber mit den dramatischen Entgelteinbrüchen bei Deutscher Bank und SAP von bis zu 44 %. Da die Bruttolöhne zugleich um 4 % gestiegen seien, hätten Dax-Vorstände im Schnitt das 50-Fache des Durchschnittsangestellten erhalten. Im Vorjahr sei es noch das 54-Fache gewesen, so Friedl. Im MDax zogen die Bezüge um 10 % an.Gemessen am Haftungsrisiko verdienten Dax-Vorstandsvorsitzende mit durchschnittlich 5,1 Mill. Euro gut, meint Tüngler. Anders als im Ausland, wo aktienkursbasierte Elemente wesentlich stärkeres Gewicht hätten, habe in Deutschland die variable Barvergütung einen deutlich höheren Stellenwert, so DSW-Vergütungsexpertin Christiane Hölz.—– Wertberichtigt Seite 8