Logistikkonzern

E-Commerce bringt Deutsche Post DHL voran

Der wachsende Online-Handel beschert der Gruppe Deutsche Post DHL weiter Rückenwind, die Dynamik lässt aber etwas nach. Die Zeit von März bis Juni war für den Logistikriesen erneut ein Rekordquartal, Anleger hatten das jedoch antizipiert. Die jüngst erhöhte Prognose könnte mit Blick auf das starke Schlussquartal immer noch zu niedrig sein. Die Gruppe hält Kapazitäten vor.

E-Commerce bringt Deutsche Post DHL voran

md Frankfurt

Der Boom im Paket- und Expressgeschäft hat in der Gruppe Deutsche Post DHL im zweiten Quartal für einen Umsatz- und Ergebnissprung gesorgt. Der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) legte den Angaben zufolge auf 2,08 Mrd. Euro nach 912 Mill. Euro in der Vorjahreszeit zu – „das beste operative Ergebnis in einem Jahresviertel überhaupt“, erklärte Finanzchefin Melanie Kreis. Im ersten Halbjahr belief sich das Ebit auf knapp 4 (i.V. 1,5) Mrd. Euro. Kreis wies darauf hin, dass dieser Wert noch vor wenigen Jahren für das gesamte Geschäftsjahr als gutes Ergebnis angesehen worden wäre.

Der freie Cash-flow erreichte nach sechs Monaten mit 2,1 (0,2) Mrd. Euro eine Höhe, die historisch einmalig ist und nicht weit vom Gesamtjahreswert 2020 (2,54 Mrd.) entfernt liegt (siehe Grafik).

Der Konzern hatte bereits vor vier Wochen vorläufige Eckdaten für die Zeit von April bis Ende Juni vorgelegt und seine Prognose für 2021 und seine Mittelfristziele in die Höhe geschraubt (vgl. BZ vom 8. Juli). Für das laufende Jahr erwartet das Management ein operatives Ergebnis von über 7 (4,8) Mrd. Euro; zuvor waren mehr als 6,7 Mrd. angepeilt worden. Der freie Cash-flow soll über 3,2 Mrd. steigen; davon waren mindestens 3 Mrd. Euro avisiert worden.

In den Jahreszielen sei ein erneuter Corona-Bonus von 300 Euro pro Mitarbeiter eingerechnet. Zur Auszahlung der in Summe rund 200 Mill. Euro komme es im vierten Quartal.

Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter stieg im zweiten Quartal auf 1,3 (0,5) Mrd. Euro, teilte der Logistikriese mit Sitz in Bonn mit. Das ist mehr, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Der Umsatz kletterte um 22,2% auf 19,5 Mrd. Euro, wozu alle Divisionen mit kräftigem Wachstum beitrugen (siehe Tabelle). Die wegen der Corona-Pandemie angeordneten Lockdowns hatten dem Online-Handel weltweit enormen Schub gegeben. Neben den E-Commerce-Anbietern profitieren davon besonders die Logistikkonzerne, denn sie liefern die Bestellungen aus. Mehrfach hatte Post-Chef Frank Appel erklärt, dass das Wachstum im Online-Handel anhalten werde. Im zweiten Quartal sei die Rate im Vergleich zum Schlussviertel 2020 und zum Vorquartal zwar zurückgegangen, aber sie sei immer noch auf hohem Niveau. Es komme nun zur erwarteten Normalisierung, so Appel, der darauf hinwies, dass eine Verlagerung der E-Commerce-Aktivitäten vom B2C- zum B2B-Geschäft erkennbar sei. „Langfristig erwarten wir eine Fortsetzung des strukturellen Wachstums im E-Commerce“, unterstrich Kreis. Allein in Deutschland habe die Post im zweiten Quartal jeden Tag durchschnittlich 7,6 Millionen Pakete befördert – das waren 11,5% mehr als zu Beginn des Online-Booms im zweiten Kalenderviertel des Vorjahres.

Die Nachfrage nach Logistikdiensten bleibt auch deswegen hoch, weil dank der anziehenden globalen Konjunktur auch das internationale Frachtgeschäft immer besser laufe. Die Sendungsmengen hätten ein „nachhaltig höheres Niveau“, sagte Kreis. Dabei transportieren die Flugzeuge des Dax-Konzerns derzeit deutlich schwerere Güter als üblich. „Wir fliegen momentan auch in der Luftfracht Dinge, die normalerweise auf dem Schiff transportiert würden, wegen der Engpässe bei der Seefracht“, sagte Kreis.

Trotz des erst vor kurzem erhöhten Ausblicks erscheint einigen Beobachtern die Jahresprognose insbesondere für das operative Ergebnis immer noch zu konservativ. Das gelte umso mehr, als das vierte Quartal – wegen des Weihnachtsgeschäfts – gewöhnlich das stärkste sei, so J.P. Morgan.

Tatsächlich werde der Konzern anders als in den Vorjahren seine Kapazitäten im dritten Quartal nicht herunterfahren, sagte Kreis – obwohl im Sommer das B2B-Geschäft saisonbedingt schwächer sei als in den übrigen Quartalen. Eine Kürzung ergebe aber keinen Sinn, wenn klar sei, dass die Kapazitäten wenig später wieder gebraucht würden.

Deutsche Post DHL
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20212020
Umsatz3833331401
Ebit39941504
 in % vom Umsatz10,44,8
Ertragsteuern1029288
Periodenergebnis2482826
Operativer Cash-flow47282396
Investitionen (Capex)1377935
Freier Cash-flow2102196
Nettofinanzschulden1334313512
Net Gearing *44,848,0
Flüssige Mittel38874569
Zahl der Mitarbeiter568537540184
*) Nettoverschuldung zu EigenkapitalBörsen-Zeitung
Deutsche Post DHL nach Geschäftsbereichen
2. Quartal Umsatz operatives Ergebnis 1
in Mill. EuroMill. EuroD in %Mill. EuroDin %
Post & Paket Deutschland41647,431519,3
Express595231,81177> 100
Global Forwarding, Freight523526,531264,2
Supply Chain 2331521,3198> 100
E-Commerce Solutions143423,4116> 100
gesamt1947322,22083> 100
1) Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit); 2) LogistikBörsen-Zeitung