E-Mobilität soll Henkel Schwung bringen
ak Köln
Henkel gewinnt an Zuversicht. Mit seinem Auftritt auf der Hauptversammlung unterstrich Konzernchef Carsten Knobel die aufgehellten Aussichten mit Aussagen wie dieser: „Wir erwarten, dass sich die industrielle Nachfrage zum Teil deutlich erholen wird.“ Vor wenigen Wochen hatte die Führung des Persil- und Pritt-Herstellers noch zurückhaltender geklungen. Doch mittlerweile liegen vorläufige Zahlen des ersten Quartals vor. Henkel hatte Anfang April ein organisches Umsatzwachstum von 7% für die drei Monate zu Jahresbeginn veröffentlicht. Das war etwa doppelt so viel, wie der Markt erwartet hatte. Großen Anteil daran hat das wiedererstarkte Klebstoffgeschäft, das organisch um 12,5% zulegte. Henkel hatte das Plus mit der gesteigerten Nachfrage industrieller Kunden begründet. Das Geschäft mit Industriekunden macht etwa 40% des gesamten Konzernumsatzes von Henkel aus.
Lieferketten intakt
Knobel skizzierte auf der Hauptversammlung das große Potenzial für Henkel im Bereich der E-Mobilität. „Wir versprechen uns hier bedeutende Marktanteile“, sagte der Lenker des Weltmarktführers für Klebstoffe. Das Umsatzpotenzial in Elektroautos sei für Henkel mehr als doppelt so hoch wie in herkömmlichen Fahrzeugen. In E-Autos werden mehr Sensoren eingesetzt und es werden im Fahrzeugbau immer mehr Verbundmaterialien eingesetzt, die nicht verschweißt, sondern verklebt werden. Die Automotive-Branche zählt in Henkels Klebstoffsparte zu den wichtigsten Kundengruppen und dürfte dort einen Anteil von bis zu 15% haben.
Schwierig bleibt hingegen das Geschäft mit der pandemiegeplagten Luftfahrtindustrie. Henkel rechnet erst 2024 damit, das Niveau von 2019 wieder zu erreichen. Die Luftfahrtindustrie habe einen niedrigen einstelligen Umsatzanteil am Klebstoffgeschäft.
Durch Engpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen sieht Henkel die neue Dynamik im Industriegeschäft nicht gefährdet. „Unsere Lieferketten waren und sind weitgehend intakt“, sagte Finanzvorstand Marco Swoboda auf der Hauptversammlung. Er rechnet mit einer anhaltend hohen Volatilität auf den Rohstoffmärkten und Materialpreisen, die für Henkel in diesem Jahr im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigen.
Auf dem harmonisch verlaufenden Aktionärstreffen wurden am Ende alle Tagesordnungspunkte mit jeweils über 96% Zustimmung angenommen. Henkel hatte es auf der Hauptversammlung als eine von noch wenigen Gesellschaften ermöglicht, Nachfragen während der Veranstaltung zu stellen – allerdings nur für Aktionäre, die schon vorher Fragen eingereicht hatten. Ob Henkel in Zukunft reine Präsenzveranstaltungen für das Aktionärstreffen wählt oder eine hybride Form mit möglicher digitaler Teilnahme ermöglicht, ist nach Angaben von Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah noch nicht geklärt.
Wertberichtigt Seite 8