Easyjet wagt noch keine Prognose
hei Frankfurt
Der Low Cost Carrier Easyjet blickt wie die Branche insgesamt optimistisch auf die kommende Sommersaison, in der das britische Unternehmen im üblicherweise umsatzstärksten vierten Geschäftsquartal (per 30. September) eine Kapazität nahezu auf Vorkrisenniveau bereitstellt und mit einer Auslastung von 90% rechnet. Dennoch wagt die Gesellschaft ebenso wenig wie Rivale Ryanair eine konkrete Prognose für den laufenden Turnus. Aufgrund anhaltender Unsicherheiten, unter anderem durch Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, buchen Flugreisende weiterhin sehr kurzfristig, heißt es in einer Mitteilung. Easyjet hält indes daran fest, im Geschäftsjahr 2022/23 wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen und eine operative Marge (Ebitdar) im zweistelligen Bereich zu erzielen.
Geschäftskunden fehlen
Easyjet-CEO Johan Lundgren erklärte, in den vergangenen zehn Wochen hätten die Buchungen rund 6% über dem Niveau vor der Coronakrise gelegen. Dies sei sehr vielversprechend. Der Nachholbedarf nach der Virus-Pandemie zeige sich deutlich, vor allem in den touristischen Verkehren, wo die Nachfrage das Volumen von 2019 teilweise bereits wieder überschritten habe. Der Geschäftskundenverkehr erhole sich langsamer. Easyjet habe, um die gestiegene Nachfrage bestmöglich auszuschöpfen, 1,5 Sitze auf besonders begehrte Routen realloziert, so Lundgren. Auch der Verkauf von Zusatzprodukten und Services wurden intensiviert. Dies habe insgesamt dazu beigetragen, den Halbjahresverlust gegenüber Vorjahr einzudämmen und die Yields um 9% zu steigern. Von der Neuausrichtung werde das Unternehmen auch in Zukunft profitieren, unterstrich der Manager.
Take-off nach Ostern
Seit Ostern operiere Easyjet wieder mit rund 1600 Flügen täglich, wobei der schnelle Hochlauf des Geschäfts auch zu Problemen geführt habe, räumte Lundgren ein. Während die Airline alles tue, um Flugausfälle und Verspätungen in den Griff zu bekommen, indem auch wieder Personal aufgebaut wird, rechnet der CEO dennoch während der Sommersaison mit Engpässen und Störungen in der Branche insgesamt.
Im ersten Halbjahr 2021/22 hat sich die Zahl der Passagiere bei Easyjet gegenüber der Vorjahresperiode auf 23,4 Millionen versechsfacht. Der operative Verlust (Headline Loss) wurde bei einem um 524% gestiegenen Umsatz auf 545 (701) Mill. Pfund eingegrenzt, wobei die operativen Kosten sich aufgrund der Ausweitung des Flugverkehrs gegenüber dem Pandemiehalbjahr zuvor verdoppelt hatten. Der Sitzladefaktor stieg im Berichtszeitraum auf 77,3% von zuvor 63,7%.
In der laufenden zweiten Geschäftsjahreshälfte rechnet Lundgren mit erneut steigenden Kosten, vor allem aufgrund eines festeren Dollar und höherer Treibstoffpreise. Allerdings hat Easyjet den Angaben zufolge immerhin 71% des benötigten Kerosins zu 619 Dollar per Tonne abgesichert. Der Carrier, der die Investitionen in den kommenden Jahren wieder sukzessive hochfahren will und insbesondere durch die Aufnahme neuer Airbus 320 Neo die Treibstoffkosten senken will, hat sich auch neue Klimaschutzziele gesetzt. Der A320 fliegt demnach bis zu 25% verbrauchsärmer und leiser als ältere Modelle. Die Airline will ihre CO2-Emissionen bis 2035 auf 35% senken (Basis 2020), wie weiter mitgeteilt wird. Auch nachhaltige Treibstoffe sollen zum Einsatz kommen.
Die Easyjet-Aktie verlor knapp 1% auf 496,22 Pence. Der Börsenwert liegt bei 3,8 Mrd. Pfund.
Easyjet | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Pfund | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 1498 | 420 |
Ebitdar | −208 | −469 |
Betriebsergebnis | −486 | −686 |
Konzernergebnis | −422 | −575 |
Erg. je Aktie (Pence) | −57,20 | −102 |
Operativer Cashflow | 443 | −1194 |
Liquide Mittel | 3247 | 2335 |
Finanzverbindlichkeiten | 3046 | 3367* |
*) per 30.9.2021Börsen-Zeitung |