„Eine Plattform zu bauen kostet nicht die Welt“
hei Berlin
Telefónica Deutschland will eine tragende Rolle europäischer Firmen bei digitalen Plattformen noch nicht verloren geben. Konzernchef Markus Haas bezeichnete im Gespräch mit Journalisten das Metaversum, dessen Entwicklung derzeit vor allem von Meta (ehemals Facebook) vorangetrieben wird, als „riesige Chance für ein digital starkes Europa“.
Dass US-Konzerne bei der Gestaltung dieser noch nebulösen digitalen Erlebnisräume mit tiefen Taschen unterwegs sind, schreckt den CEO des Mobilfunknetzbetreibers nicht ab. „Eine Plattform zu bauen kostet nicht die Welt“, betonte er. Europa könne es sich leisten, dafür 500 Mill. Euro oder auch 1 Mrd. in die Hand zu nehmen. Hinzu komme: „Wir verfügen heute über die technischen Fähigkeiten und Komponenten, um eine Internet-Plattform zu bauen.“ Das Beispiel Tiktok habe zudem gezeigt, dass dies technisch kein Hexenwerk sei und man mit den richtigen Inhalten in kurzer Zeit „auf eine kritische Masse an Nutzern skalieren kann“, so Haas weiter.
Der Manager unterstrich, dass Europa beste Voraussetzungen habe, um ein Metaverse zu gestalten, mit Inhalten, die „ein Wertesystem repräsentieren, das Leitbild sein kann für digitale Plattformen und Ökosysteme“. Die Politik müsse dafür einen klaren Handlungsrahmen setzen, um die digitale Souveränität Europas zu stärken. Telekomnetzbetreiber schafften mit ihren Investitionen in die Infrastruktur die Voraussetzung, um den absehbar enorm anschwellenden Datenverkehr zu bewältigen, so Haas.
Und daran will Telefónica Deutschland auch künftig besser verdienen. Haas räumte zugleich ein, dass die Branche zwar gemeinsam einen neuen Anlauf gemacht habe, um eine Beteiligung von großen Content-Anbietern wie vor allem den US-Streaming-Diensten Netflix, Prime, Disney oder Youtube an den Kosten für die Infrastruktur zu erreichen. Deren Plattformen hatten während der Corona-Pandemie einmal mehr zu Spitzenlasten auf den Netzen geführt. Fortschritte gibt es aber bisher keine.
Auch die Handlungsmöglichkeiten der EU seien begrenzt, bekannte der CEO. Denn eine Beschränkung oder künstliche Verteuerung der Datenströme aus den USA sei schon mit dem Gebot der Netzneutralität schwerlich vereinbar.
Haas forderte auch, dass die Politik Anstrengungen von Unternehmen, zu einem besseren Klimaschutz beizutragen, stärker unterstützen sollte, beispielsweise durch beschleunigte Genehmigungsverfahren. Telefónica Deutschland könnte den eigenen Strombedarf mithilfe von 18 Windrädern decken, deren Bau allerdings in kurzer Zeit praktisch nicht möglich sei.