Pkw-Neuzulassungen in Europa

Elektromobilität kommt nur im Schneckentempo voran

Der Marktanteil der batterieelektrischen Autos stagniert in Europa. Im April lag die Quote wie ein Jahr zuvor bei knapp 12% aller neu zugelassenen Pkw. Zwischen den Ländern gibt es große Unterschiede.

Elektromobilität kommt nur im Schneckentempo voran

Elektromobilität im Schneckentempo

Neuzulassungen von E-Autos legen in Europa in den ersten vier Monaten nur leicht zu

jh München

Der Hochlauf der Elektromobilität in Europa stockt. In den ersten vier Monaten dieses Jahres sind in der Europäischen Union, der Efta und Großbritannien gut 593.000 batterieelektrische Pkw (BEVs) neu zugelassen worden. Das waren nach Angaben des europäischen Herstellerverbands Acea gerade einmal 6% mehr als im Vorjahreszeitraum.

Für alle Antriebsarten zusammengenommen ergibt sich eine Zunahme um 6,5% auf knapp 4,5 Millionen Fahrzeuge. Das lag in erster Linie an Hybridautos, deren Batterien mit dem Verbrennungsmotor und Bremsenergie geladen werden: Ihre Neuzulassungen stiegen von Januar bis April um knapp 22% auf etwas mehr als 1,3 Millionen Fahrzeuge.

Im April allein legten Hybridautos um 29% zu, BEVs um 14,4% und der gesamte Markt um 12% auf gut 1 Million Pkw. Grund für den Anstieg sind auch zwei zusätzliche Verkaufstage, da im vergangenen Jahr die Osterfeiertage im April waren. In diesem Jahr war es nur der Ostermontag.

„Ein Nischenprodukt“

Das Beratungsunternehmen EY hält den langsamen Hochlauf der Elektromobilität für besorgniserregend. „Das Kundeninteresse wächst längst nicht so stark wie erhofft“, sagt Branchenexperte Constantin Gall. „In immer mehr Ländern sehen wir sogar einen deutlichen Rückgang der Nachfrage.“ Elektroautos seien in den meisten europäischen Ländern immer noch ein Nischenprodukt. In 15 EU-Staaten habe ihr Anteil unter 10% gelegen.

Das Gefälle zwischen Nordeuropa auf der einen Seite sowie Süd- und Osteuropa auf der anderen wird steiler. Mit großem Abstand an der Spitze steht Norwegen: Dort hatten BEVs im April an den Neuzulassungen einen Anteil von 89%. Von Januar bis April waren es 90%. Dänemark folgt an zweiter Stelle, aber schon mit großem Abstand: 43% waren es im April. Ganz am Ende steht Kroatien mit gerade einmal einem halben Prozent. Von den größten Märkten ist Italien mit 2% an letzter Stelle. Deutschland rangiert mit 12,2% im Mittelfeld der EU-Länder.

Reaktion mit Rabatten

In der EU stagniert der Marktanteil der BEVs im April bei knapp 12%. EY weist auf die Folgen für die Automobilindustrie hin: „Einige Hersteller passen ihre ambitionierten Elektroziele an diese neue Realität an und verlängern nun das Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos.“ Dazu gehört Mercedes-Benz.

Unabhängig von den Antriebsarten ist der europäische Automarkt nach wie vor erheblich kleiner als vor der Corona-Pandemie. Die Pkw-Neuzulassungen in der EU liegen nach Angaben von EY in den ersten vier Monaten um 18% unter dem Wert des Jahres 2019. Die Hersteller reagierten deshalb mit teils erheblichen Rabatten auf die Überkapazitäten, sagt Gall.

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