EnBW setzt auf erneuerbare Energien und Telekommunikation
md Frankfurt
EnBW, einer der vier großen Energieversorger in Deutschland, hat im vergangenen Jahr den Betriebsgewinn das vierte Mal in Folge gesteigert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 14,3% auf 2,78 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr wird ein Anstieg um 2 bis 7% auf 2,825 Mrd. bis 2,975 Mrd. Euro erwartet, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer. Gewinntreiber seien das Netzgeschäft und die erneuerbaren Energien – etwa die neuen Offshore-Windparks „Hohe See“ und „Albatros“ – gewesen.
Probleme etwa beim Windkraftausbau an Land gingen nicht nur auf Widerstand vor Ort zurück, kritisierte Vorstandschef Frank Mastiaux. Die Verfahren dauerten mit inzwischen 73 Monaten schlicht zu lange. Im Jahr 2035 schließlich will der Konzern klimaneutral sein.
Dividende steigt auf 1 Euro
Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 1,3% auf 19,7 Mrd. Euro, dagegen sank der Jahresüberschuss um 19 % auf 596 Mill. Euro, woraus sich ein Gewinn je Aktie von 2,20 (i.V. 2,71) Euro ableitet. Der Rückgang des Nettoergebnisses geht gemäß Kusterer vor allem auf Finanzanlagen zurück, die zu einem Stichtag anders bewertet worden seien als 2019. Die Dividende soll auf 1,00 (0,70) Euro je Anteilschein angehoben werden, wovon aufgrund der Aktionärsstruktur vor allem die öffentliche Hand profitieren wird.
Für 2025 setzt Mastiaux eine neue Zielmarke: „Wir wollen 2025 ein Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von über 3 Mrd. Euro realisieren und hierfür bis dahin 12 Mrd. Euro investieren.“ Die Gelder sollen vornehmlich in den Ausbau der erneuerbaren Energien, in das Netz- und Breitbandgeschäft, aber auch in neue Geschäftsfelder wie E-Mobilität, Telekommunikation und nachhaltige Quartierentwicklung fließen.
Als Beispiele nannte der EnBW-Chef laut dpa-afx Infrastruktur zum Schnellladen von E-Fahrzeugen und öffentliche Sicherheit. Hier teste EnBW an mehreren Standorten Sensoren, mit deren Hilfe etwa eine Schlägerei an einer Bushaltestelle erkannt werden soll. Erst dann würden Bilder der Videoüberwachung an einen Beobachter übermittelt, der somit nicht mehr dauernd auf Bildschirme starren müsse, auf denen die meiste Zeit nichts zu sehen sei. Das Ganze sei datenschutzkonform, betonte Mastiaux.
Langfristige Ziele erreicht
Nach der Katastrophe von Fukushima vor rund zehn Jahren hatte die EnBW einen Kurswechsel eingeleitet und verabschiedet sich seitdem zunehmend von der Kernenergie. Im Zuge der Energiewende setzte sich der Konzern eine Strategie bis 2020, wonach der Anteil der erneuerbaren Energien auf mehr als 40% der Erzeugungskapazität ansteigen sollte, um den Rückgang von Kohle und Kernenergie auszugleichen. Das bereinigte Ebitda sollte den Wert von 2012 erreichen: 2,4 Mrd. Euro. „Wir haben erreicht, was wir uns 2013 für das Jahr 2020 vorgenommen haben“, sagte Mastiaux, „einen Großteil der Ziele sogar übertroffen.“
Der Konzern mit Sitz in Karlsruhe, dessen Börsenwert bei 18,7 Mrd. Euro liegt, beschäftigte Ende Dezember 24 655 Mitarbeiter; das waren 5,8% mehr als ein Jahr zuvor.
EnBW | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 19 694 | 19 436 |
Ebitda1 | 2 781 | 2 433 |
Ebit1 | 1 392 | 945 |
Ebit | 1 103 | 597 |
Jahresüberschuss | 596 | 734 |
Gewinn je Aktie (Euro) | 2,20 | 2,71 |
Dividende je Aktie (Euro) | 1,00 | 0,70 |
Operativer Cash-flow | 1 158 | 560 |
Nettoinvestitionen | 1 827 | 2 481 |
Nettofinanzschulden | 7 232 | 6 022 |
Roce2 (%) | 6,3 | 5,2 |
1) bereinigt; 2) Rendite auf das eingesetzte KapitalBörsen-Zeitung |