Engine Capital fordert Brenntag-Aufspaltung
Nach dem aktivistischen Investor Prime Stone fordert nun noch ein zweiter Hedgefonds die Aufspaltung von Brenntag. Der aktivistische Investor Engine Capital aus New York hat sich in einem Schreiben an den Aufsichtsrat des weltweit größten Chemikalienhandelskonzerns aus Duisburg für eine forcierte Abspaltung des Spezialitätengeschäfts starkgemacht. Das teilte Engine Capital mit.
Die Aktien von Brenntag zogen daraufhin am Dienstag um zeitweise 1,9% auf 71,14 Euro an und gehörten zu den Spitzenreitern im Dax. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich seit April 2020 verdoppelt auf 11 Mrd. Euro. Haupteigentümer sind zehn institutionelle Investoren mit je 3 bis 5% Anteil. Engine Capital hat sich mit 1% an Brenntag beteiligt und fordert zudem ein Aktienrückkaufprogramm und die Aufnahme eines Vertreters in den Aufsichtsrat. Prime Stone war bereits im Dezember eingestiegen und hält 2%.
Eine Aufteilung der Gruppe könne den Unternehmenswert deutlich steigern, meinen die beiden Aktivisten. Die Abspaltung der Spezialitätensparte würde nach Auffassung von Engine Capital den Aktienwert bis Ende 2024 auf 140 Euro verdoppeln. Um sein „volles Potenzial“ auszuschöpfen, müsse sich der Konzern von Brenntag Specialties trennen, heißt es in dem Schreiben des Investors an den Brenntag-Aufsichtsrat.
Die Spezialitäteneinheit von Brenntag werde „aufgrund des Konglomeratsabschlags nicht den gleichen Bewertungsmultiplikator erzielen wie andere reine Spezialitätenunternehmen“, behaupten Engine Capital Managing Partner Arnaud Ajdler und Partner Brad Favreau in ihrem Schreiben. Der von der Unternehmensberaterin Doreen Nowotne geleitete Aufsichtsrat müsse die Möglichkeiten anerkennen, die eine Abspaltung für die Steigerung der Aktienbewertung biete.
Brenntag verfolge „entschlossen das Ziel, nachhaltigen Wert für seine Aktionäre zu schaffen,“ und begrüße den „konstruktiven Dialog“ mit allen Investoren, erklärte ein Vertreter des Essener Unternehmens. Engine Capital ist auch am amerikanischen Brenntag-Wettbewerber Univar Solutions beteiligt. Genau den wollte Brenntag kaufen, ist dann jedoch von dem Vorhaben abgerückt, nachdem die Aktie von Investoren dafür abgestraft wurde.
Aktivistische Investoren sind jedoch laut Nachrichtenagentur Bloomberg bislang erfolgreicher darin, die Manager ihrer Zielunternehmen in Europa vor die Tür zu setzen, als dort drastische Veränderungen zu erzwingen. Auf eine Welle von Kampagnen, die in den vergangenen 18 Monaten gestartet wurden, folgten die Rücktritte von Vorstandsvorsitzenden bei Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt mehr als 225 Mrd. Dollar (210 Mrd. Euro), wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Sie reichen vom britischen Telekommunikationsriesen Vodafone bis zum Schweizer Softwareentwickler Temenos.
Doch trotz vermeintlich schneller Erfolge warten viele Aktivisten immer noch darauf, dass die Unternehmen tiefgreifende strukturelle Veränderungen wie Zerschlagungen vornehmen, die ihrer Meinung nach notwendig sind, um die schwächelnden Aktienkurse in Schwung zu bringen und die Unternehmen besser für die kommenden Jahre zu positionieren. M&A sowie IPOs sind derzeit schwierig umzusetzen.