Energieversorger

Enkraft beißt bei RWE auf Granit

Der aktivistische Investor Enkraft ist mit seinem Antrag gescheitert, das Braunkohlegeschäft von RWE abzuspalten. Auch die anderen Vorhaben fanden auf der Hauptversammlung keine Mehrheit.

Enkraft beißt bei RWE auf Granit

ab Köln

Der aktivistische Investor Enkraft Impactive ist mit seinen vielfältigen Vorstößen bei RWE ins Leere gelaufen. Neben der Verwaltung lehnten auch zahlreiche institutionelle Investoren – darunter die deutschen Fondsgesellschaften Deka, DWS und Union Investment – in der virtuellen Hauptversammlung den Antrag zur Abspaltung des Braunkohlegeschäfts rundweg ab.

Das Vorhaben hatte Enkraft im Wege eines Ergänzungsantrags auf die Tagesordnung setzen lassen. Am Ende stimmten nur 2,4 % der Aktionäre für den Tagesordnungspunkt. Allerdings gab es zahlreiche Enthaltungen. Bei einer Präsenz von 57,4 % des Grundkapitals hatten nur 51,9 % abgestimmt, während bei allen übrigen Tagesordnungspunkten jeweils mehr als 57 % votiert hatten.

Zuvor hatte RWE-Chef Markus Krebber erläutert, dass der von Enkraft vorgeschlagene Weg der Abspaltung den Handlungsspielraum von RWE im Umgang mit dem Kohleausstieg einenge. „Agieren mit der Brechstange ohne Rücksicht auf politische und rechtliche Hürden sowie soziale Belange ist nicht im Sinne guter Unternehmensführung“, beschied Krebber in seiner Rede.

Der Umwelt sei wenig geholfen, wenn RWE weniger Treibhausgase ausstoße und dafür ein anderer Eigentümer die rheinische Braunkohle verstrome, sagte Henrik Pontzen, Leiter Nachhaltigkeit von Union Investment, laut veröffentlichtem Redemanuskript. „Kohle gehört nicht in andere Hände sondern abgeschafft.“ Pontzen hält den von RWE eingeschlagenen Weg beim Kohleausstieg für „richtig und politisch geboten, denn ohne die Unterstützung der Politik läuft in der Energiebranche nichts“. Zugleich forderte der Nachhaltigkeitsexperte das Management zu mehr Tempo bei der Transformation auf: „Lassen sie sich nicht treiben, sondern gehen Sie in Führung – dann kann RWE schon bald nachhaltig sein.“ Die Ziele seien nicht ambitioniert genug.

Eine kurzfristig erzwungene Abspaltung des Brauchkohlegeschäfts sei weder im besten Interesse des Unternehmens noch seiner Eigentümer, sagte DWS-Manager Hendrik Schmidt und warnte, dass eine solche Transaktion auch unmittelbaren Auswirkungen auf andere Stakeholder habe.

Doch auch mit dem Anliegen, die Stimmabgabe der kommunalen RWE-Aktionäre zu unterbinden, gelangte Enkraft Impactive nicht ans Ziel. Denn der Versammlungsleiter ließ die kommunalen Aktionäre, die sich im VkA (Verband der kommunalen RWE-Aktionäre), zusammengetan haben, an der Abstimmung teilnehmen. Anfang der Woche hatte der Investor den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Brandt aufgefordert, den kommunalen Aktionären das Stimmrecht wegen „Acting in Concert“ zu entziehen. Daraufhin hatte Brandt den VkA um eine Stellungnahme gebeten. Zugleich meldeten sich die Stadtwerke Dortmund AG sowie der Stadt Essen, beides RWE-Aktionäre, zu Wort, wie Brandt, der sich zu der Frage externen Rechtsrat einholte, ausführte. Die Stellungnahmen seien glaubwürdig. Daher gebe es keinen Grund, die Stimmen der kommunalen Aktionäre nicht zu berück­sichtigen.

Viele Aktionärsfragen rankten sich um die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen und den Kriegsfolgen. Krebber hält die damit verbundenen Risiken für beherrschbar. Die Unsicherheit sei jedoch groß. RWE bereite sich auf das „Worst Case-Szenario“, den sofortigen Stopp der Gaslieferungen, so weit wie möglich vor.

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