Photovoltaik

Enpal plant Konsortium für heimische Solarfertigung

Das Solar-Start-up Enpal hat sich nichts Geringeres als den Aufbau einer eigenen Solarproduktion in Deutschland und Europa vorgenommen. Dafür will man weltweit führende Hersteller in die Region holen – und zugleich mit großen Abnehmern ein Konsortium bilden.

Enpal plant Konsortium für heimische Solarfertigung

Enpal will Bündnis für heimische Solarfertigung schmieden

Greentech spricht mit Herstellern über gemeinsame Produktion in Deutschland und Europa – Abnehmerkonsortium geplant

kro Frankfurt

Der Berliner Solaranlagen-Vermieter Enpal will sich zur Stärkung der heimischen Modulfertigung mit europäischen Partnerunternehmen zusammenschließen und weltweit führende Hersteller nach Deutschland und Europa holen. „Wir schmieden gemeinsam mit weiteren Unternehmen ein breites Bündnis für die Energiewende in Europa“, sagt Mario Kohle, Gründer und CEO des Greentech-Start-ups. Man habe bereits in den letzten zwölf Monaten intensive Gespräche mit Herstellern aus China, Indien und den USA geführt, hieß es weiter. Diese hätten denn auch ihre Bereitschaft signalisiert, in eine gemeinsame Modulherstellung zu investieren.

Enpal prüfe dafür zum einen Standorte in Ostdeutschland und Osteuropa. Zum anderen spreche man mit großen Abnehmern aus Europa, um im Rahmen eines Konsortiums ein ausreichendes Abnahmevolumen lokal produzierter Module zu garantieren. „Enpal möchte das Henne-Ei-Problem lösen und global wettbewerbsfähige Hersteller mit Anbietern und Politik an einen Tisch bringen, um eine starke Solarindustrie in Europa aufzubauen“, so Kohle weiter.

Das Unternehmen hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, Schritte für den Aufbau einer eigenen Solarproduktion einzuleiten. Dem vorausgegangen war die Ankündigung des Schweizer Solarmodulherstellers Meyer Burger, mit den Vorbereitungen für die Schließung eines Werks im sächsischen Freiberg mit 500 Beschäftigten zu beginnen. Als Grund nannte der Konzern die bislang fehlende Entscheidung über politische Unterstützungsmaßnahmen „zur Behebung der aktuellen Marktverzerrungen durch Überangebot und Dumpingpreise bei Solarmodulen“.

Branche fürchtet Insolvenzwelle

Weil vor allem chinesische Hersteller den europäischen Markt derzeit mit billigen Modulen fluten, kam es in den vergangenen Monaten in der Region zu einem Preissturz. Bei günstigen Fotovoltaik-Produkten kostete die Erzeugung von 1 Watt Leistung im vergangenen August noch 14 Cent – ein Rückgang von über 26% im Vergleich zum Januar. Die Branche hatte vor dem Hintergrund zuletzt immer wieder vor einem umfassenden Rückzug und einer Insolvenzwelle bei europäischen Produzenten gewarnt – und zugleich Unterstützung aus der Politik gefordert.

In Deutschland hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck in dem Zusammenhang noch in dieser Woche Hilfen auf den Weg bringen wollen. Das sogenannte Solarpaket 1 wird derzeit allerdings von der FDP blockiert – wohl, weil sich die Partei an den angedachten Resilienzmaßnahmen stört, die unter anderem einen Aufschlag auf die Einspeisevergütung bei einem bestimmten Anteil an deutscher oder europäischer Fertigung in den Fotovoltaik-Anlagen vorsieht. Hinter vorgehaltener Hand seien die Liberalen aber auch genervt von Meyer Burgers Versuchen, die Politik zu erpressen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag.

Installations-Start-ups fordern produktionsbasierte Förderungen

Auch Enpal und andere Solar-Start-ups wie 1 Komma 5 Grad und Zolar hatten sich zuletzt gegen den Resilienzbonus ausgesprochen. Sie befürchten unter anderem eine negative Auswirkung auf die Nachfrage durch private Haushalte, weil diese „auf die Konkretisierung der Anforderungen und das Greifen der Förderung warten“ könnten, wie 1 Komma 5 Grad in einer entsprechenden Mitteilung erklärte. Zugleich sehen die Start-ups in der Maßnahme eine Benachteiligung für Investoren, die in Deutschland eine Solarproduktion potenziell in Erwägung ziehen, aber nicht auf den vorgeschriebenen Anteil an deutscher Produktion in der Fertigung kommen würden.

„Enpal plädiert weiterhin für eine zielgerichtete Unterstützung der heimischen Solarindustrie analog zum EU Chips Act, insbesondere in Form direkter Investitions- und Betriebskostenzuschüsse nach dem Beispiel von Intel in Magdeburg und Northvolt in Heide“, erklärte das Unternehmen.

Meyer Burger will nach eigenen Angaben nun die Produktion in den USA hochfahren, wo Subventionen aus dem Inflation Reduction Act winken. Das Unternehmen baut in Colorado eine 2-Gigawatt-Zellfabrik und will demnächst eine Modulfabrik in Arizona eröffnen.


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