Eon verdient prächtig
ak Köln
– Der Eon-Konzern hat nach der ersten Hälfte des Jahres seine Ergebnisprognosen für das Gesamtjahr angehoben. Grund ist die Einigung zwischen Bundesregierung und Kernkraftwerksbetreibern zum Atomausstieg. Die Rückerstattung von Aufwendungen für den Kauf von Reststrommengen bringt Eon in diesem Jahr rund 600 Mill. Euro an operativem Ergebnis mehr. Im zweiten Quartal wurden davon bereits etwa 500 Mill. Euro verbucht, was sich im Ergebnis des Nicht-Kerngeschäfts niederschlägt. Die Bundesregierung hatte sich im Frühjahr mit den AKW-Betreibern auf Entschädigungen verständigt und damit ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2016 umgesetzt. Eon rechnet deshalb jetzt für 2021 mit einem bereinigten Ebit zwischen 4,4 und 4,6 Mrd. Euro und hat auch die Schätzungen für die weiteren Ergebnisziffern angehoben (siehe Grafik).
Doch auch operativ hat der Energieversorger im ersten Halbjahr „sehr gute Ergebnisse“ abgeliefert, wie der neue Konzernchef Leonhard Birnbaum in einer Telefonkonferenz erläuterte. Der Umsatz stieg um 8% auf 33 Mrd. Euro. Das bereinigte Ebit im Kerngeschäft – also ohne die Atomausstiegs-Mittel – kletterte um 26% auf 2,4 Mrd. Euro.
Verschuldungsgrad sinkt
Im zweiten Quartal haben sich nach Angaben des Vorstands die Kosteneinsparungen im britischen Vertriebsgeschäft, dem früheren Sorgenkind, positiv auf das Ergebnis ausgewirkt. Im Bereich Kundenlösungen, dem nichtregulierten Geschäft des Konzerns, stieg das Ebit unter anderem deswegen in den ersten sechs Monaten um 75% auf 838 Mill. Euro. Doch auch operative Verbesserungen in anderen Märkten hätten sich auf die Zahlen positiv ausgewirkt. Angesichts der guten Ergebnisentwicklung rechnet Finanzchef Marc Spieker mit zügig verbesserten Schuldenrelationen. Der Zielwert eines Verschuldungsgrads zwischen 4,8 und 5,2 – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – werde noch in diesem Jahr erreicht.
Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat bei Eon für einen Schaden im höheren zweistelligen Millionenbereich gesorgt, wie Spieker sagte. Die Schäden seien überwiegend nicht versichert. Die Ergebnisprognose werde davon jedoch nicht beeinflusst. Umwelteinflüsse gehörten für den Versorger zum Geschäft, auch wenn die Katastrophe vor der eigenen Haustür die Menschen viel stärker berühre. Eon betreibe grundsätzlich eine aktive Risikovorsorge für Schäden durch Naturkatastrophen, da längst nicht alle Anlagen und Netze versicherbar seien. Bis alle Schäden der Flut bei Eon beseitigt sind, wird es noch geraume Zeit dauern. Derzeit arbeite der Konzern noch daran, die provisorische Energieversorgung zu stabilisieren. Bis zu 200000 Einwohner waren zeitweise ohne Strom, nachdem viele kleinere Flüsse wie die Ahr und die Erft sich in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli in reißende Ströme verwandelt hatten. Eon rechnet damit, dass es länger als 18 Monate dauern wird, bis der Wiederaufbau der Netze und Anlagen geschafft sein wird.
Birnbaum schlug in seiner Präsentation der Halbjahreszahlen den Bogen zum nötigen Klimaschutz, der zügigen Energiewende und dem dafür erforderlichen Ausbau der Stromnetze: „Für Eon sind die neuen Klimaziele der Bundesregierung eine Wachstumschance.“ Er forderte jedoch eine angemessene Regulierung. Die diskutierte Eigenkapitalrendite von 4,6% für Verteilnetze sei völlig unzureichend. „Im europäischen Vergleich ist eine wettbewerbsfähige Verzinsung notwendig“, sagte Birnbaum. Die Investitionsbedingungen für potenzielle Geldgeber seien im europäischen Ausland attraktiver als in Deutschland.
Eon | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 33 040 | 30 503 |
Bereinigtes Ebitda | 4 768 | 3 679 |
Bereinigtes Ebit | 3 163 | 2 185 |
Energienetze | 1 777 | 1 652 |
Kundenlösungen | 838 | 480 |
Nichtkerngeschäft | 717 | 241 |
Konzernergebnis | 2 772 | 327 |
Ber. Konzernergebnis | 1 765 | 950 |
Operativer Cash-flow | 1 205 | 1 303 |
Investitionen | 1 908 | 1 422 |
Wirtschaftliche Nettoschulden | 40 866 | 40 736 * |
*) zum 31.12.2020Börsen-Zeitung |