Im InterviewLars Sandström, Ericsson

Ericsson sieht „solide Cashposition“ als „wichtiges Signal an unsere Kunden“

Ericsson tritt angesichts eines schwachen Wachstums in diesem Jahr auf die Kostenbremse. Finanzchef Lars Sandström schließt einen Stellenabbau nicht aus. Bei der Geschäftsentwicklung blickt er nur von Quartal zu Quartal. Eine solide Cashposition betrachtet er als „wichtiges Signal“ an die Kunden.

Ericsson sieht „solide Cashposition“ als „wichtiges Signal an unsere Kunden“

Im Interview: Lars Sandström

„Es ist wichtig, dass wir eine solide Cashposition haben“

Ericsson treibt erfolgskritische Kommunikation in der Verteidigung als neues Geschäftsfeld voran – Finanzchef wagt für 2025 noch keine Prognose

Ericsson tritt angesichts eines schwachen Wachstums in diesem Jahr auf die Kostenbremse. Finanzchef Lars Sandström schließt einen Stellenabbau nicht aus. Bei der Geschäftsentwicklung blickt er nur von Quartal zu Quartal. Eine solide Cashposition betrachtet er als „wichtiges Signal“ an die Kunden.

Herr Sandström, Ericsson kämpft seit längerem mit sinkenden Umsätzen, 2024 fielen die Erlöse um 6%. Ist die Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona ein Wendepunkt, um wieder auf einen Wachstumspfad zu kommen?

Es stimmt, wir hatten einige Quartale mit fallenden Einnahmen, im Schlussquartal 2024 hatten wir allerdings schon einen Schub in den USA, auch Europa hat sich etwas belebt. Wir gehen deshalb insgesamt von einer Stabilisierung aus.

Also kein Wachstum in diesem Jahr?

Wir schauen derzeit nur von Quartal zu Quartal. Es ist viel Unsicherheit im Markt. Dabei rechnen wir für das kommende Vierteljahr derzeit mit einer normalen saisonalen Entwicklung wie im Vorjahr.

Besonders auffällig war im vergangenen Jahr der Umsatzrückgang in dem Bereich, wo Sie die bisher größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte, nämlich Vonage, angebunden haben. Wie kam es zu dem Einbruch um 17% und wie geht es weiter?

Der Umsatzrückgang resultiert daraus, dass wir Geschäfte mit Blick auf die Marktentwicklung und Nachfrage zurückschneiden mussten. Das Umfeld bleibt herausfordernd. Wir rechnen aber auch hier mit einer Stabilisierung. Es stimmt, der Bereich macht noch Verluste, wir müssen die Kosten angehen, aber wir treiben das Geschäft voran. Unser Joint Venture Aduna, wo wir APIs (offene Programmierschnittstellen in der Telekomindustrie, Anm. d. Red.) entwickeln, hat bereits die Unterstützung einer Reihe von großen Telekomanbietern wie zum Beispiel Vodafone, Deutsche Telekom, AT&T. Gerade hat Orange ihren Beitritt zu der Initiative verkündet.

Was ist das konkrete Ziel dieses Joint-Ventures?

Es geht im Kern darum, die Monetarisierung der 5G-Technologie für die Telekomnetzbetreiber zu erleichtern.

Brauchen Sie, um die Entwicklung voranzutreiben, noch weiteren externen Input durch Akquisitionen?

Wir haben im Prinzip alles, was wir brauchen. Denkbar sind aber einige kleinere Zukäufe, um ein Produkt zu verbessern oder uns regional zu verstärken. Nichts in der Größenordnung von Vonage.

Sie sitzen indes auf einer prall gefüllten Kasse, weil der Cashflow im vergangenen Jahr stark gestiegen ist. Wenn Sie nicht zukaufen, können die Aktionäre dann mit einer Sonderausschüttung und künftig stärker steigenden Dividenden rechnen?

Wir hatten 2023 einen schwachen Cashflow, im vergangenen hat er sich deutlich besser entwickelt und ist bei 40 Mrd. skr angekommen, unter anderem weil wir das Working Capital deutlich zurückfahren konnten. Für uns ist es allerdings sehr wichtig, dass wir eine sehr solide Cashposition haben. Es ist einerseits ein wichtiges Signal an unsere Kunden, die große Summen in ihr Telekommunikations-Equipment investieren. Sie brauchen die Sicherheit, dass Ericsson langfristig solide aufgestellt ist.

Ihr Dividendenvorschlag von 2,85 skr je Aktie bedeutet ein Plus von 5,5%. Ist das die Schlagzahl, die Sie beibehalten wollen?

Wir gehen von einer leicht steigenden Dividende aus. Hintergrund ist auch, dass wir sehr viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren müssen. Das sind im Bereich des Kerngeschäfts mit Netzwerktechnik und für Cloud und Software Solutions 45 Mrd. skr im Jahr.

Das Kerngeschäft mit Netztechnik ist regelmäßig sehr zyklisch. Wettbewerber versuchen daher zu diversifizieren, Ericsson auch?

Der 5G-Zyklus ist noch nicht vorbei. Es gibt global betrachtet noch erheblichen Investitionsbedarf bei den Netzbetreibern. Bei der Diversifizierung konzentrieren wir uns auf Geschäftsfelder, die nahe an unseren Kernkompetenzen liegen. Es gibt jenseits der Telekomnetzbetreiber Nachfrage nach Telekommunikationstechnik sowohl von der öffentlichen Hand als auch privat. Wir sehen beispielsweise einen Markt für erfolgskritische Kommunikationsstrukturen im Verteidigungsbereich, den wir angehen. Auch private Unternehmensnetze sind ein Markt.

Können Sie da schon sagen, wie viel das bereits vom Gesamtumsatz ausmacht?

Dazu sagen wir nichts, aber es ist ein Markt.

Ein anderer Markt ist die Satellitenkommunikation, bei der Vodafone just eine Vereinbarung mit AST Spacemobile für Mobilfunk via Satellit unterzeichnet hat. Ist das eine Bedrohung?

Nein, wir arbeiten mit den Netzbetreibern an Initiativen, die die Abdeckung von schlecht erschlossenen Gebieten verbessern können. Dafür ist die Satellitentechnik eine Option, aber in städtischen Bereichen mit hoher Bevölkerungs-
dichte und entsprechenden Kommuni-kationsanforderungen eignet sie sich nicht. 

Die Restrukturierungskosten sollen im laufenden Jahr auf erhöhtem Niveau bleiben. Was heißt das genau?

Wir hatten zuletzt eine schwache Umsatzentwicklung. Wir erwarten zwar eine Stabilisierung, aber wir bleiben vorsichtig. Auf der anderen Seite haben wir einen Inflations- und Kostenschub zu verkraften. Deshalb müssen die Kosten im laufenden Jahr sinken. Wir gehen einzelne Bereiche gezielt an, und falls es dabei zu Stellenabbau kommt, werden wir das mitteilen.

Das Interview führte Heidi Rohde.