„Es funktioniert nur als Gruppe“
lis Frankfurt
Lufthansa Cargo hat sich im Geschäftsjahr 2022 wieder als Ergebnislieferant erwiesen und verhindert, dass die Lufthansa-Gruppe im dritten Jahr in Folge in den roten Zahlen gelandet ist. Ein Rekordergebnis von 1,6 Mrd. Euro ist bei der Frachttochter beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zusammengekommen; 1,5 Mrd. Euro waren es in der gesamten Gruppe. Cargo-Chefin Dorothea von Boxberg freut sich zwar im Pressegespräch über den Erfolg, relativiert ihn aber auch: „Es funktioniert nur als Gruppe. 2022 waren wir der Ergebnisbringer, in anderen Jahren waren es die Airlines des Konzerns, davon haben dann wir profitiert.“
2023 werde sich im Frachtgeschäft die Normalisierung fortsetzen, deswegen dürften Umsätze und Ergebnisse rückläufig sein. Diesen Trend hat von Boxberg schon 2022 beobachtet: Quartal für Quartal sind die Ergebnisse zurückgegangen, von 495 Mill. Euro im Auftaktquartal, über 482 Mill. und 331 Mill. Euro hin zu 292 Mill. Euro im letzten Vierteljahr. Zudem ist die Ebit-Marge im Gesamtjahr mit 34,3% schon etwas geringer ausgefallen als 2021, als 39,3% erzielt wurden. Auf der Preisseite ist indes noch keine nachlassende Dynamik zu sehen: Die Durchschnittserlöse (Yields) sind 2022 im Vergleich zu 2021 um 19% gestiegen und liegen fast um das 2,5-Fache weit über dem Vorkrisenniveau von 2019.
Die Entwicklung im laufenden Jahr wird vor allem von China abhängen, sagt von Boxberg. China und die USA sind die wichtigsten Märkte für Lufthansa Cargo, und gerade das Geschäft in Richtung Asien wird durch die Luftraumsperrungen infolge des Ukraine-Krieges belastet. Teilweise führt das zu weiten Umwegen, was den Transport verteuert, so dass sich ein Versenden als Luftfracht nicht mehr lohnt. Trotzdem spricht die Cargo-Chefin vor allem über Asien und Indien, wenn es darum geht, wo Wachstum künftig stattfinden wird. Zuletzt hat das Unternehmen eine zweite Station in Vietnam eröffnet.
Ausgebaut werden soll das Mittelstreckensegment, das erst im vergangenen Jahr mit der Inbetriebstellung von zwei Airbus-A321-Frachtern forciert wurde. Zwei weitere Flieger sollen im laufenden Jahr dazukommen – der erste landet auf alle Fälle bei der zusammen mit der Deutschen Post DHL betriebenen Tochter Aerologic, für den zweiten ist über den Einsatzort noch nicht entschieden.
„E-Commerce ist einer der großen Treiber für die Nachfrage“, weiß die Lufthansa-Managerin. Während sich die Cargo-CEO mit der Langstreckenflotte wohlfühlt, für die bis 2030 zehn neue Boeing-777-Frachter eingehen werden, dürfte es ihrer Einschätzung nach noch Bedarf für weitere Flieger für das Kurz- und Mittelstreckensegment geben. Lufthansa investiert derzeit jedes Jahr mehr als 2 Mrd. Euro in die Flotte – da dürfte auch für die hochprofitable Tochter noch mehr drin sein.